Raser vor der Kita: Auf diesen Straßen wird in Versmold zu schnell gefahren

Seit knapp einem Jahr hat die Stadt ein mobiles Verkehrsdisplay, das Autofahrer an die vorgegebene Geschwindigkeit erinnert. Nun liegt die Auswertung bisheriger Messstellen vor.

Der Wilhelm-Vinke-Ring ist als Spielstraße ausgeschildert. Schrittgeschwindigkeit fährt im innerstädtischen Wohnquartier aber kaum einer. Die ausgebaute Straße, die Zufahrt zur City ist, lädt offenbar zum Flottfahren ein, wie die Geschwindigkeitsmessung ergab. | © Tasja Klusmeyer, HK

Tasja Klusmeyer
06.05.2020 | 06.05.2020, 05:02

Versmold. Seit Juni wandert die Messanlage von Straße zu Straße. Ein grüner Smiley lächelt für jene, die sich ans Limit halten. Ein rotes, böses Gesicht schaut mahnend Temposünder an. Der Stadt wiederum sollen die Daten Aufschluss geben, wo Gefahrenpotenzial vorhanden ist. Die Verwaltung hat nun eine Auswertung vorgenommen, die am Mittwoch, 13. Mai, im Planungs- und Stadtentwicklungsausschuss erläutert wird. Die Ergebnisse der 17 Punkte, an denen jeweils in beide Fahrtrichtungen über mehrere Tage der Verkehr erfasst wurde, sind bereits in der Vorlage im Internet einzusehen.

Als vergleichbarer Maßstab von Verkehrsexperten bei der Geschwindigkeitsbewertung wird oft der V 85-Wert herangezogen. Dabei handelt es sich um die Geschwindigkeit, die von 85 Prozent der Verkehrsteilnehmer eingehalten wird. Die Stadt hat in ihrer Auswertung neben dieser Kenngröße die Anzahl der Fahrzeuge, die Durchschnittsgeschwindigkeit, die Höchstgeschwindigkeit sowie die Prozentzahl der Fahrzeuge, die das Tempolimit übertreten, dargelegt.

Rot ist – wie im Straßenverkehr üblich – ein Warnsignal. Bei diesen Zahlen wird die Politik im Nachgang sicher noch etwas genauer hinschauen und sich über Maßnahmen zur Geschwindigkeitsreduzierung Gedanken machen müssen. Es gibt aber auch grüne Werte, die man so vielleicht aufgrund subjektiver Wahrnehmung und Schilderung nicht erwartet hätte.

Geschwindigkeiten wie auf der Autobahn

Absoluter Negativrekord bei der Höchstgeschwindigkeit wird auf dem Bockhorster Landweg erreicht: 187 km/h in Richtung Gewerbegebiet, 175 km/h auf der Gegenfahrbahn. Dieser Autobahnwert deckt die Aussagen von Anwohnern, dass die Strecke des nachts für Autorennen genutzt werde. Wie berichtet, forderten Anlieger im Sommer geschwindigkeitsreduzierende Maßnahmen.

Der Kreis Gütersloh sah aber aufgrund von Messungen keinen Anlass, das Tempo von 100 herabzusetzen oder Überholverbote zu installieren. Die Stadt stellte im November auf Wunsch der Politik ihr eigenes Verkehrsdisplay auf. Mit ähnlicher Erkenntnis. Einzelne Ausreißer ausgenommen sind die Ergebnisse vom Bockhorster Landweg ziemlich unauffällig. Die gemessene Durchschnittsgeschwindigkeit lag dort bei 73 beziehungsweise 75 km/h.

An einer anderen Messstelle in Bockhorst ist dagegen keine Zahl grün. An der Westbarthauser Straße in Höhe des Spielplatzes wurde im Februar in Fahrtrichtung Kita eine verdeckte Messung ohne Smiley-Anzeige vorgenommen. Mit 40 km/h lag dort der V 85-Wert deutlich über den erlaubten 30 Stundenkilometern. Zwei Drittel aller Fahrzeuge fuhren zu schnell, 78 km/h war die Spitzengeschwindigkeit. In die Gegenrichtung sah es nur wenig besser aus.

Mit 88 km/h vor der Bockhorster Kita

Etwas weiter Richtung Dorf, direkt vor der Kita, wurde bereits im Sommer das Display aufgestellt. Zu diesem Zeitpunkt verengten die Pflanzkübel noch nicht die Fahrbahn. Die Durchschnittsgeschwindigkeit lag zwar im grünen Bereich, allerdings fuhr zumindest in Richtung Dorfstraße fast ein Drittel aller gemessener Teilnehmer zu schnell. Das spiegelt auch der V 85-Wert von 34 km/h wider. Trauriger Spitzenwert: 88 km/h.

Auch vor anderen Kitas hat die Stadt Messungen in den Tempo-30-Zonen vorgenommen. Am Müllerweg in Oesterweg waren die Werte bis auf wenige Ausnahmen erfreulicherweise unauffällig. Gleiches gilt für die Königsberger Straße sowie die Mozartstraße nahe der Loxtener Einrichtung. Die überwiegende Zahl der Verkehrsteilnehmer fuhr dort angemessen. Auf der Straße Mittel-Loxten hingegen in Höhe der Grundschule zeigt die Auswertung beim V 85-Wert orangefarbene bis rote Zahlen. Ausschließlich Rot sind die Werte für die Heinestraße in Peckeloh.

Kaum einer fährt Schrittgeschwindigkeit

Auf Stadtgebiet gab es verschiedene Messstellen. Deutlich zu schnell gefahren wird demnach auf dem Westdamm, wo ein Drittel bis die Hälfte der erfassten Fahrzeuge über Tempo 30 lag. Die Spitzenreiter waren mehr als doppelt so schnell als erlaubt unterwegs.

Die Alte Landwehr hingegen, die als Querverbindung zwischen Münsterstraße und Kämpenstraße genutzt wird, lag „nur“ im orangefarbenen Bereich beim V 85-Wert. Auch hier wird mitunter teilweise aufs Gas gedrückt (Höchstwert: 78 km/h). Die Durchschnittsgeschwindigkeit lag allerdings mit 25 km/h vergleichsweise niedrig.

Rein Rot ist das Ergebnis für den Wilhelm-Vinke-Ring, was allerdings wenig verwundert. Die Fahrbahn der Spielstraße ist großzügig ausgebaut. Fast keiner der Verkehrsteilnehmer schleicht dort mit 7 km/h lang. Etwa 96 Prozent aller Fahrzeuge waren dort zu schnell unterwegs. Die Durchschnittsgeschwindigkeit an den beiden Messpunkten betrug zwischen 18 und 20 km/h. Als Spitzenwerte wurden gut 50 km/h gemessen.

Alle Zahlen und Daten sind im Ratsinformationssystem über die Homepage der Stadt www.versmold.de unter der Rubrik Politik zu finden.