SEK-Einsatz in Steinhagen

HK+
Steinhagener (30) rastet aus und sticht mit Küchenmesser auf Polizisten ein

Im Juni will die Polizei einen aggressiven Mann verhaften. Doch die Situation eskaliert völlig. Die Anklageschrift offenbart neue Details zu der Tat, die in einem SEK-Einsatz gipfelte.

Ein Sondereinsatzkommando der Polizei (hier ein Symbolbild) musste schließlich in die Steinhagener Luisenstraße gerufen werden. | © dpa

Frank Jasper
04.11.2025 | 04.11.2025, 11:47

Steinhagen. Diese Tat hat in Steinhagen für Entsetzen gesorgt und im Nachgang zu vielen Diskussionen in der Öffentlichkeit geführt. Denn der 30-jährige Mann, der am 21. Juni dieses Jahres völlig ausrastete, war polizeibekannt. Der aus Syrien stammende Steinhagener hat nach HK-Informationen schon mehrfach die Polizei auf den Plan gerufen. Unter anderem soll er im Januar 2024 mit einer Axt wild um sich geschlagen haben. Damals wurde er in eine psychiatrische Klinik eingewiesen.

Diesen Sommer wurde erneut die Polizei in die Luisenstraße gerufen. Dort wohnt der Mann mit weiteren Familienangehörigen in einer städtischen Unterkunft. Diesmal eskalierte die Situation völlig. Wie berichtet, konnte der 30-Jährige erst durch einen gezielten Schuss durch ein alarmiertes Sondereinsatzkommando gestoppt werden. Diesen Monat startet vor dem Bielefelder Landgericht das Gerichtsverfahren gegen ihn.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten Folgendes vor: Der 30-jährige, aus Syrien stammende Mann soll am 21. Juni in der von ihm und seiner Familie bewohnten städtischen Unterkunft in Steinhagen seinen Vater mit einem Schlag gegen den Kopf zu Boden gebracht und anschließend den Fuß auf den Hals seines Vaters gestellt haben. Der Vater soll daraufhin zunächst keine Luft mehr bekommen haben.

Anklage: Mit Küchenmesser mehrfach zugestochen

Die hinzugerufenen Polizeibeamten wollten den aggressiven Mann des Hauses verweisen. Wie aus der Anklageschrift hervorgeht, soll der Mann die Polizisten jedoch zunächst mit Faustschlägen angegriffen haben. Im weiteren Verlauf soll er sich mit einem Küchenmesser und einer Gartenharke bewaffnet haben, die er aus einem Abstand von mehreren Metern gegen die Polizeibeamten schwang.

Versuche der Polizei, den Angeklagten zu überreden, das Haus zu verlassen, blieben erfolglos. Bei einem Zugriff durch Beamte seines Sondereinsatzkommandos (SEK) der Polizei soll der Angeklagte schließlich auf einen unbewaffneten Hundeführer mit einem Küchenmesser mehrfach eingestochen haben. Dabei soll es sich um ein Messer mit einer Klingenlänge von zehn Zentimetern Länge gehandelt haben. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten eine Tötungsabsicht vor. Die Polizei hatte im Sommer eigens eine Mordkommission eingerichtet. Der Messerangriff soll erst beendet worden sein, als der Angeklagte durch Schüsse eines weiteren Polizeibeamten getroffen worden sein soll, heißt es weiter.

Lesen Sie auch: Messerangriff in Steinhagen: Polizei stoppt Täter mit Schüssen

Für den Prozess hat das Landgericht Bielefeld fünf Prozesstage angesetzt. In dem Verfahren vor der I. Strafkammer muss sich der 30-jährige Mann aus Steinhagen unter anderem wegen des Verdachts des versuchten Totschlags behaupten. Der Prozess beginnt am Donnerstag, 13. November, um 9 Uhr und soll fortgesetzt werden am 20., 25. und 27. November sowie am 2. Dezember.

Aggressiver Steinhagener war bereits der Polizei bekannt

Der Fall wird vom 13. November an am Landgericht in Bielefeld verhandelt. - © Sonja Vollmer
Der Fall wird vom 13. November an am Landgericht in Bielefeld verhandelt. (© Sonja Vollmer)

Viele Menschen in Steinhagen fragten sich nach der Tat, wie es überhaupt so weit kommen konnte. Denn der Angeklagte war vor dem 21. Juni schon mehrfach durch sein aggressives Verhalten aufgefallen. Darum sollen sich nach Informationen dieser Redaktion die Behörden im Rahmen des Projekts „PeRiskoP“ (Konzept zur Früherkennung von und zum Umgang mit Personen mit Risikopotenzial) mit ihm beschäftigt haben. Dabei werden Personen erfasst, von denen eine Gefahr, etwa für eine Amoktat, ausgehen könnte. Zudem werden von verschiedenen Stellen, die an dem Projekt mitwirken, entsprechende Maßnahmen ergriffen. Nachfragen des „Haller Kreisblatts“, welche Maßnahmen gegebenenfalls ergriffen wurden, blieben zuletzt von den Behörden unbeantwortet.

📲 Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK