Super-Oma aus Steinhagen sucht mit ihrem Enkel Arminia-Stars

Steinhagen. Etwas verdattert steht Annette Eickelbaum mit einer Kanne Kaffee im Foyer des Johannes-Busch-Hauses. Immer mehr Menschen strömen an ihr vorbei in den kleinen Raum, der in dem Gemeindezentrum normalerweise für Besprechungen und Gruppenarbeit genutzt wird. Heute ist er Schauplatz einer Tauschbörse für das Arminia-Stickeralbum. &bdquo;Mit so vielen Leuten habe ich gar nicht gerechnet“, sagt Annette Eickelbaum. Etwa 60 Leute sind gekommen. Nicht nur Kinder. Etwa die Hälfte der Anwesenden sind Erwachsene. Sie alle interessieren sich weniger für den Kaffee und den Kuchen, den Annette Eickelbaum zusammen mit einigen Helfern vorbereitet hat, sondern viel mehr für die Sammelbildchen, auf denen in erster Linie aktuelle und ehemalige Spieler von Arminia Bielefeld abgebildet sind. 200 Sticker passen in das dazugehörige 36-seitige Album. Doch in allen Alben klaffen noch Lücken. &bdquo;Mein Enkel Ruben sammelt die Sticker auch; das ist der Renner bei den Kindern“, weiß Annette Eickelbaum. &bdquo;Also habe ich ihm die Bilder immer vom Einkaufen mitgebracht.“ Denn so läuft’s: In 40 Combi-Märkten in und um Bielefeld erhalten die Fans ab einem Einkaufswert von 10 Euro an der Kasse ein Stickerpack mit fünf Stickern. &bdquo;Trotzdem fehlten Ruben immer noch ein paar Bilder. Einige scheinen echt selten zu sein“, stellte Annette Eickelbaum schnell fest. Also organisierte die Super-Oma in Steinhagen eine Börse, auf der die Fans ihre überzähligen Sammelbilder tauschen können. Für ihren Enkel Ruben hat sich die Aktion auf jeden Fall gelohnt. Arminia-Stars wie Rüdiger Kauf besonders begehrt &bdquo;Mir hat nur noch Nummer 137 gefehlt. Die habe ich heute bekommen. Jetzt ist mein Album voll“, jubelt der Grundschüler. Hinter der Nummer 137 verbirgt sich Ex-Arminia-Kicker Rüdiger Kauf. Der von Fans &bdquo;Rübe“ genannte Schwabe war von 2002 bis 2011 bei Arminia ein unumstrittener Stammspieler und galt dank seines unermüdlichen Laufeinsatzes und seiner Zweikampfstärke als Bielefelds &bdquo;Mittelfeldmotor“. Lesen Sie auch: Hermannsdenkmal trägt riesiges Arminia-Trikot Dass Rüdiger Kauf auch nach seinem Karriereende als Profispieler noch eine äußerst begehrte Person ist, wird beim Gespräch mit anderen Sammlern im Johannes-Busch-Haus deutlich. Auch Marcus Friedrich fahndet nach ihm. Dass die von Annette Eickelbaum organisierte Sammelbörse so gut ankommt, wundert den Steinhagener nicht: &bdquo;Die Aktion passt gut in die Zeit. Man muss sich gerade ja wirklich nicht dafür schämen, Arminia-Bilder zu sammeln“, stellt er mit Blick auf die Erfolgssträhne des künftigen Zweitligisten fest. &bdquo;Ich habe damals als Kind immer zur Fußball-WM die Panini-Sammelalben gehabt. Heute bin ich im Auftrag meiner Kinder Marie und Max hier. Die mussten zum Training; also bin ich zur Tauschbörse. Rüdiger Kauf scheint ja wirklich rar zu sein. Zur Not müssen wir ihn uns malen“, grübelt der Vater aus Steinhagen etwas resigniert. Sammelleidenschaft bringt Fans in Steinhagen zusammen Ein Gefühl, dass Fabian Drosselmeier nur zu gut kennt. Er ist mit seiner Tochter Emmi zur Tauschbörse gekommen. &bdquo;Die Panini-Sammelalben haben meine Jugend geprägt. Ich hatte bestimmt sechs oder sieben davon, habe aber nie eins vollbekommen.“ Nicht nur seine Tochter ist dem Sammel-Hype verfallen, auch Sohn Jasper macht mit. Die Familie teilt sich ein Album. &bdquo;Mein Sohn hat sich manchmal im Arminia-Trikot mit an die Supermarkt-Kasse gestellt. Das hat es natürlich leichter gemacht, die Sticker-Päckchen von den Leuten vor und hinter uns abzustauben“, erzählt Fabian Drosselmeier schmunzelnd. Solche Aktionen sind ab sofort nicht mehr nötig. Die Drosselmeiers haben alle 200 Sticker zusammen. 1970 brachte Panini sein erstes Sticker-Album anlässlich einer Fußball-Weltmeisterschaft auf den Markt. Vollständige Alben sind bei Sammlern begehrt und können bis zu 4.000 Euro wert sein. Heute bietet das Unternehmen Sticker und Alben nicht nur zu Sportthemen, sondern ebenso von Super Mario oder Pokémon an. Lesen Sie auch: Traum wird wahr: Joshua aus Werther läuft mit Arminia-Profis in Berlin ein Das aktuelle Arminia-Album hat der Verein anlässlich seines 120-jährigen Jubiläums zusammen mit dem Unternehmen Stickerstars und der Bünting-Unternehmensgruppe, zu der die Combi-Märkte gehören, organisiert. Anfangs sei die Aktion gar nicht so gut gelaufen, wie man es sich erhofft hatte, erzählt Christian Just, stellvertretender Marktleiter vom Steinhagener Combi an der Woerdener Straße. &bdquo;Aber mit dem Einzug ins Halbfinale gab es dann einen richtigen Hype.“ In einigen Combi-Märkten in der Region sind die begehrten Klebebilder inzwischen vergriffen. &bdquo;Auch bei uns reicht der Vorrat vermutlich nur noch übers Wochenende. Aber wir versuchen, Sticker von anderen Filialen zu bekommen“, kündigt Christian Just an. Suche nach Rüdiger Kauf geht für einige Fans weiter Vergangenes Jahr hatte auch die Sportvereinigung Steinhagen ein eigenes Sammelalbum mit Bildern von 400 Vereinsmitgliedern herausgegeben. &bdquo;Damals hat es auch Tauschbörsen gegeben“, erinnert sich Marcus Friedrich. &bdquo;Die Leute, die man gesucht hat, saßen einem leibhaftig gegenüber. Das war schon lustig.“ Rüdiger Kauf bleibt zumindest in seinem Fall bis zum Schlusspfiff der Veranstaltung verschollen. 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