Haller Kultkneipe bleibt beim Nikolausmarkt abends zu - aus Angst vor Strafen

Halle. Wenn jedes Jahr am ersten Adventswochenende beim Nikolausmarkt auf dem Haller Kirchplatz gegen 23 Uhr die Lichter ausgehen, strömen viele Besucher in die Kneipe Haller Altstadt an der Rosenstraße, um den Abend zeitlich ausgedehnt ausklingen zu lassen. &bdquo;Dann sind hier 200 Gäste und man bekommt keinen Fuß mehr auf den Boden“, sagt Wirtin Havva Bilgic. &bdquo;Das kann ich doch unmöglich unter Kontrolle halten, ich kann doch nicht verhindern, dass die auch vor die Tür gehen und dass es lauter wird“, sagt die 52-Jährige. Genau das wäre aber wohl zwingend notwendig, da das Ordnungsamt nach Hinweisen einzelner Nachbarn auf ruhestörenden Lärm innerhalb eines halben Jahres drei Anzeigen erfasst und entsprechende Bußgeldbescheide in Höhe von 278, 528 und 1.053 Euro rausgeschickt hat. Bilgic zieht daher die Notbremse. Um möglichen Konflikten aus dem Weg zu gehen, wird die Kneipe am Nikolausmarktwochenende sowohl am Freitag als auch am Samstag bereits um 17 Uhr schließen. Zwar könnte man rein rechtlich bis 0 Uhr problemlos öffnen, jedoch weiß die 52-Jährige, dass die glühweingetränkte Gesellschaft dann kaum noch mit guten Worten in Schach zu halten ist. &bdquo;Allerdings war nie jemand gewalttätig, darum geht es nicht. Ich kann solch eine Gruppe halt einfach nicht mehr im Griff haben. Und natürlich steigt auch die Lautstärke, wenn sich mehrere Menschen, zudem unter Alkoholeinfluss, unterhalten“, sagt Bilgic. &bdquo;Diese Probleme gibt es schon seit etwa einem Jahr, zuletzt haben wir deswegen auch die Halloween-Party, den Karaoke-Abend und ein Konzert abgesagt“, erklärt Bilgic, die die Kultkneipe des während des Nikolausmarkts 2022 verstorbenen Gerrit Ellguth seit dem Sommer 2023 führt. &bdquo;Wir hatten schon überlegt, ob wir die hintere Tür zum Kirchplatz einfach abschließen. Aber das geht nicht, da es ein Fluchtweg ist“, sagt Dirk Jasper, langjähriger Mitarbeiter in der Kultkneipe. Alternativ hatte er darüber nachgedacht, über die Außenklinke einen Metallkasten zu bauen, sodass sie nur noch von innen zu öffnen ist. Not macht erfinderisch, aber am Ende geht Bilgic auf Nummer sicher. Eine weitere Ordnungsmaßnahme der Stadt Halle gegen ihre Kneipe will und kann sie sich nicht leisten. Kultwirtin hofft auf eine späte Idee des Bürgermeisters Schließlich droht im schlimmsten Fall, wenn sich die Verfahren häufen sollten, der Verlust der Konzession. Zwar hat die Wirtin das erste Verfahren gewonnen, gleichwohl möchte sie sich weiteren Stress und potenzielle Geldstrafen ersparen. Gegen die beiden anderen Bußgeldverfahren geht sie ebenfalls juristisch vor. Lesen Sie auch: Kult-Kneipenwirt stirbt mit 63 Jahren Die Stadt Halle hatte ihr vorgeschlagen, doch einen Sicherheitsdienst einzuschalten. Dieser könnte dann das Geschehen vor der Altstadt im Auge behalten und einschreiten, wenn der Lärmpegel zu sehr ansteigt. Allerdings müsste sie die Kosten dafür übernehmen. &bdquo;Da verzichte ich lieber auf den guten Umsatz an den beiden Nikolausmarkttagen. Denn auch ein Sicherheitsdienst würde sie nicht vor möglichen Anzeigen von unzufriedenen Nachbarn bewahren. Nun hofft Bilgic darauf, dass Thomas Tappe noch eine Sondergenehmigung durchboxt. Der Bürgermeister habe ihr versprochen, sich dafür einzusetzen. &bdquo;Vielleicht geht ja noch was, auch wenn uns nur noch eine Woche Zeit bleibt“, sagt die 51-Jährige. So ganz hat sie die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass mit der Schließung des Budenzaubers auf dem Kirchplatz die Party nicht doch noch in ihrer Kneipe weitergehen kann. Ordnungsamt verteidigt die Bußgelder gegen die Haller Wirtin In einem schriftlichen Statement an das &bdquo;Haller Kreisblatt“ verweist Ordnungsamtsleiter Benjamin Potthoff auf die Auflage zur Gaststättenerlaubnis, wonach ab Mitternacht alle Tische und Stühle in der Außengastronomie zu sichern seien und auch kein Ausschank mehr stattfinden dürfe. Die vom Kreis Gütersloh genehmigte Ausweitung der Außengastronomie von 22 auf 24 Uhr habe die Stadt positiv gesehen. Für die Bauzeit in der Rosenstraße wurde eine Sondernutzungserlaubnis auf dem Kirchplatz erteilt. &bdquo;In mehrfachen Gesprächen und Telefonaten wurde auf die Einhaltung der erlaubten Zeiten und erteilten Auflagen hingewiesen“, teilt Potthoff mit. Lesen Sie auch: Diese Themen sind an der Theke tabu Nach vermehrten Beschwerden aus der Nachbarschaft sei Havva Bilgic zu einem Gespräch mit Fachbereichsleitung, Abteilungsleitung und Sachbearbeitung ins Rathaus eingeladen worden, um weitere Konsequenzen zu vermeiden. Dabei habe die Wirtin zugesichert, dass keine weiteren Beschwerden mehr erfolgen würden. Die Ordnungswidrigkeitsverfahren, so Potthoff weiter, zielten darauf ab, dass die Wirtin ihr Verhalten ändere und die Einhaltung von Auflagen und Genehmigungen gewährleiste. Weitere mögliche Maßnahmen wären Versagung der Außengastronomie oder Versagung der Erlaubnis, die Potthoff als &bdquo;mittlerweile verhältnismäßige Mittel“ bezeichnete, gleichwohl sei davon bisher kein Gebrauch gemacht worden. Nicht immer soll Lärm der Grund für abgesagte Partys gewesen sein Nach Potthoffs Informationen sei die Halloween-Party nicht aufgrund des Lärms abgesagt worden. &bdquo;Mir liegen da andere Informationen vor, die mir Frau Bilgic am Telefon geschildert hat“, sagt Potthoff. Demnach habe der eingeplante Künstler den Termin nicht wahrnehmen können. Daraufhin habe Bilgic geplant, die Party um einen Tag zu verschieben. &bdquo;Da war dann aber Allerheiligen. Ich habe Frau Bilgic davon in Kenntnis gesetzt, dass der angesetzte Beginn um 15 Uhr ein Verstoß gegen das Sonn- und Feiertagsgesetz bedeutet hätte. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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