Lehrer aus Steinhagen treffen sich nach Pensionierung weiter zur Konferenz

Steinhagen. An diesem Abend treffen sich die vier ehemaligen Lehrer der Steinhagener Hauptschule bei Jörg Beese in Brockhagen. Beese ist mit seinen 79 Jahren der älteste in der Runde. Er hat schon in der Hauptschule unterrichtet, als die sich noch hinterm Rathaus in den Räumen der heutigen Grundschule befand. Was er unterrichtet hat? Der Ex-Lehrer überlegt kurz: &bdquo;Alles außer Nadelarbeit.“ Gemeint ist natürlich Textiles Gestalten. Mit am Tisch sitzen Hans Feuß (73), Klaus Hollmann (72) und Bernd Schröder (72). Die Runde hat Tradition. Und was für eine! &bdquo;Wir haben uns 1981 zum ersten Mal zum Skat verabredet, und das dann alle vier Wochen durchgezogen. Das geht bis heute so“, erzählt Hans Feuß. Bernd Schröder fügt lachend hinzu: &bdquo;Bei unseren Kollegen war das irgendwann als ’die Spätkonferenz’ bekannt.“ Weil sich die vier Lehrer auch nach ihrer jeweiligen Pensionierung noch etwas zu sagen hatten und ihnen das gemeinsame Skat-Spielen so viel Freude bereitete, wurde die &bdquo;Spätkonferenz“ weiterhin einberufen. &bdquo;Heute treffen wir uns bereits zum 500. Mal“, sagt Hans Feuß mit feierlichem Unterton. Natürlich drehen sich die Gespräche auch heute noch hin und wieder um die gute alte Hauptschule, auf der die vier Lehrer Generationen von Schülerinnen und Schüler auf das Leben vorbereitet haben. &bdquo;Viele Steinhagener Betriebe werden heute von ehemaligen Hauptschülern geleitet“, weiß Jörg Beese. &bdquo;Und auch Altbürgermeister Klaus Besser ist bei uns zur Schule gegangen.“ Ein sehr angenehmer Schüler sei Besser gewesen, erinnert sich der Alles-außer-Nadelarbeit-Pädagoge. Lehrer aus Steinhagen erinnern sich an Streiche und Klassenfahrten Zu Höchstzeiten habe die Steinhagener Hauptschule aus 25 Klassen mit 700 Schülern bestanden, weiß Klaus Hollmann, der Sport, Mathematik und Technik unterrichtet hat. &bdquo;Wir waren damals 38 Kollegen. Viele Jahre war die Hauptschule in Steinhagen größer als die Realschule.“ Legendär seien die Klassenfahrten gewesen, erinnert sich Klaus Hollmann, der mit seiner Klasse unter anderem das Rodlerzentrum der deutschen Nationalmannschaft im Berchtesgadener Land besuchte. Dass die Steinhagener Hauptschule 2016 auslief - damit hadert das Quartett verständlicherweise. &bdquo;Wir haben an der Hauptschule den Übergang von der Schule in den Beruf gut hinbekommen - auch dank der guten Kontakte zu den heimischen Betrieben“, meint etwa Hans Feuß. Doch die Schulform habe zunehmend ein Imageproblem bekommen und der Begriff &bdquo;Hauptschule“ sei irgendwann verbrannt gewesen“, erinnert sich der ehemalige SPD-Landtagsabgeordnete. Lesen Sie auch: Mit 74 Jahren: Was Steinhagens dienstältester Lehrer über Schule denkt Alle vier waren gerne Lehrer, wie sie rückblickend bestätigen. An böse Streiche können sich die Pädagogen kaum erinnern. Bernd Schröder fällt dann doch noch einer ein: &bdquo;An einem Chaostag wollten unsere Schüler die Bürotür des Realschulrektors zumauern. Die hatten die Steine schon vor der Tür gestapelt.“ Dazu muss man wissen, dass Haupt- und Realschule in ein und demselbem Gebäudekomplex untergebracht waren und man sich offenbar nicht immer ganz grün war. 500. inoffizielle Lehrer-Konferenz am Abend in Steinhagen Grundsätzlich gebe es aber nur Gutes zu berichten. &bdquo;Man muss die Blagen mögen. Mit allen Unzulänglichkeiten“, sagt Hans Feuß, der seinen Unterrichtsstil als &bdquo;streng, aber gerecht“ beschreibt. Streng und gerecht galt auch bei den Fußballturnieren, bei denen die Lehrer gegen eine Schüler-Auswahl antraten. Die Spiele fanden Mitte der 1980er-Jahre statt, und Bernd Schröder hat noch ein Foto von damals auf seinem Handy. Man muss schon zweimal hinschauen, um die vier Lehrer im Ruhestand den Personen auf dem Bild zuordnen zu können. &bdquo;Meistens haben die Lehrer gewonnen“, merkt das Quartett an. &bdquo;Weil wir einen guten Torwart hatten“, wirft einer in den Raum. Hans Feuß bedankt sich mit einem Nicken und grinst. Auch interessant: DJ lässt mit 78 Jahren eine legendäre Disco-Ära in Steinhagen weiterleben Heute unterrichten die Ex-Hauptschullehrer aus Steinhagen nur noch ihre Enkel. &bdquo;Bis zur zehnten Klasse ist das auch kein Problem“, stellt Jörg Beese beruhigt fest. Hans Feuß, dessen Sohn ebenfalls den Lehrerberuf ergriffen hat, findet: &bdquo;Es ist wichtig, dass man den Kontakt zur jüngeren Generation nicht verliert. Und natürlich werden die Kinder heute anders erzogen und unterrichtet, als wir unsere Kinder erzogen haben.“ Aber das sei der normale Lauf der Dinge. &bdquo;Früher war nicht alles besser, es war anders“, stellt er fest. Dann haben die vier Ex-Lehrer genug über Schülerstreiche, Unterrichtsmethoden und Klassenfahrten konferiert. Jetzt steht zum 500. Mal Skat auf dem Stundenplan. Klassenbester ist übrigens Bernd Schröder. &bdquo;Unser Skatmeister“, geben seine drei Kollegen unumwunden zu. Statt guter Noten zählt in der nächsten Stunde nur noch ein gutes Blatt auf der Hand. 📲 Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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