Steinhagen verschickt Bescheide: Jetzt steht fest, wer mehr zahlen muss

Steinhagen. In Steinhagen sind gerade 8.500 Grundsteuerbescheide auf dem Weg in die Haushalte. Die Briefumschläge dürften mit Spannung geöffnet werden. Denn nach der Grundsteuerreform ist die zu zahlende Steuer zum 1. Januar dieses Jahres neu berechnet worden und Eigenheimbesitzer fragen sich: Muss ich mich ärgern, weil ich mehr zahlen muss? Oder ist der Betrag womöglich sogar gesunken? Doch die Grundsteuer geht alle an. Denn sie darf auf Mieter umgelegt werden. &bdquo;Aus Gesprächen weiß ich, dass vielen Bürgern die Hintergründe zur Grundsteuer B nicht bekannt sind. Die denken: Die Gemeinde macht sich die Taschen voll“, sagt Steinhagens Bürgermeisterin Sarah Süß. &bdquo;Aber so ist es nicht.“ Die mögliche Veränderung des zu zahlenden Betrags hänge von der Bewertung der Grundstücke durch das Finanzamt ab. Diesen Grundsteuermessbetrag hat das Finanzamt nach den Angaben der Eigentümer in den vergangenen zwei Jahren ermittelt und mitgeteilt. Der zuvor geltende Einheitswert stammt noch aus dem Jahr 1964. Die Idee dahinter: Wer ein neues Haus in 1a-Lage besitzt, soll mehr zahlen als jemand, der eine alte Immobilie in einer weniger begehrten Gegend sein Eigen nennt. Durch die Reform soll der deutlich gestiegene Wert vieler Grundstücke &bdquo;eingepreist“ werden. Um den Grundsteuerbetrag zu ermitteln, spielt neben dem Zustand der Immobilie vor allem der Bodenrichtwert eine Rolle. Im Steinhagener Ortskern liegt der Bodenrichtwert bei 270 Euro pro Quadratmeter, in Obersteinhagen bei 200 Euro und in weiten Teilen Brockhagens bei 185 Euro. Auf der Internetseite BORIS-NRW können die geltenden Bodenrichtwerte nachgeschaut werden. Grundsteuer wichtige Einnahmequelle für Steinhagen Schon mit der Bewertung ihrer Grundstücke waren viele Grundstückseigentümer nicht zufrieden. Wie Bürgermeisterin Sarah Süß und Kämmerer Jens Hahn berichten, haben zwischen 1.000 und 1.200 Einspruch eingelegt gegen das Verfahren durch das Finanzamt. Dabei richten sich 85 Prozent der Einsprüche gegen das Bewertungssystem und 15 konkret gegen die Bewertung ihres Eigentums. Für die Gemeinde Steinhagen ist die Grundsteuer nach der Gewerbesteuer die zweitwichtigste Einnahmequelle. Eine, die sie über die Hebesätze selbst regeln kann. Während die Bürgerinnen und Bürger im Einzelnen, mehr, weniger oder gleichbleibend belastet sein können, ist die Gemeinde darauf angewiesen, wieder so viel Grundsteuer einzunehmen wie in den Jahren davor. Damit Steinhagen nach der Grundsteuerreform keine Einnahmen verliert, hat sie den Hebesatz mit Zustimmung der Politik angehoben: von 480 auf 650 Prozentpunkte. &bdquo;Damit bleiben wir noch unter dem Vorschlag des Landes von 690“, berichtet Jens Hahn. &bdquo;Wenn wir weiterhin mit 480 Prozentpunkten kalkuliert hätten, wären die Einnahmen auf 3,242 Millionen Euro gesunken“, erklärt der Kämmerer. Zum Vergleich: 2024 hat Steinhagen mit der Grundsteuer B 4,478 Millionen Euro eingenommen. Für dieses Jahr geht die Gemeinde Steinhagen jetzt von 4,290 Millionen Euro an Grundsteuer B aus. &bdquo;Wir nehmen also keinen Cent mehr ein“, macht Jens Hahn deutlich. &bdquo;Weil wir nicht den vollen Hebesatz ausgeschöpft haben, werden wir sogar etwas weniger einnehmen.“ Bürger zahlen für Bildung, Straßen, Infrastruktur in Steinhagen Um Privatleute weniger zu belasten als Eigentümer von Gewerbeflächen, hatte das Land NRW vorgeschlagen, differenzierte Hebesätze anzuwenden. &bdquo;Der Städte- und Gemeindebund hat uns aber vor so einer Differenzierung gewarnt“, sagt Jens Hahn. Es sei nicht geklärt, ob so eine Unterscheidung rechtssicher sei. In der Folge könnte auf die Kommunen eine Klagewelle zukommen. Darum wende Steinhagen einen einheitlichen Hebesatz an. Lesen Sie auch: Sechs NRW-Großstädte setzen auf differenzierte Hebesätze Bürgermeisterin Sarah Süß erinnert daran, wofür die Gemeinde die Steuereinnahmen überhaupt einsetzt. &bdquo;In Steinhagen stehen von 2025 bis 2028 Investitionen in Höhe von rund 54 Millionen Euro an. Wir bauen eine neue Grundschule in Brockhagen und erweitern unser Gymnasium. Außerdem investieren wir in unsere Freiwillige Feuerwehr und in unsere Straßen.“ Deshalb dürfe es keinen Steuerausfall in Steinhagen geben. Im Steinhagener Rathaus ist man auf mögliche Beschwerden und Fragen zur Grundsteuer B vorbereitet. Große Ausreißer nach oben seien im Rathaus aber nicht bekannt. Angesichts von steigenden Kosten und Abgaben, die sich vor allem zu Jahresbeginn sammeln, dürften dennoch einige mit ihrem Bescheid nicht einverstanden sein. Rathaus-Mitarbeiterin Lena Litau bittet Bürgerinnen und Bürger jedoch darum, zunächst den Grundsteuerbescheid mit dem Bescheid des Finanzamtes zu vergleichen und zu schauen, ob die Beträge stimmen. &bdquo;Wenn es einen Übertragungsfehler gibt, werden wir den korrigieren.“ Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK Bei Fragen oder Einwänden zum Bescheid über die Festlegung des Grundsteuerwerts oder zum Bescheid über die Festsetzung des Grundsteuermessbetrags sei das Finanzamt Gütersloh zuständig. Es ist erreichbar montags bis freitags von 9 bis 13 Uhr unter der Grundsteuer-Hotline Tel. 05241 30711959. Allgemeine Informationen zur Grundsteuerreform sowie Informationen zu dem für das betroffene Grundstück zuständige Finanzamt finden Interessierte auf der Webseite der Finanzverwaltung Nordrhein-Westfalen unter www.grundsteuer.nrw.de.

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