Biogas von Landwirten: Steinhagener Ortsteil will eigenes Wärme-Netz

Steinhagen-Brockhagen. Fossile Brennstoffe sind nicht zuletzt seit des Überfalls Russlands auf die Ukraine sehr teuer geworden. Umweltfreundlich sind sie sowieso nicht. Der Heimatverein nimmt jetzt die komplette Energieversorgung Brockhagens in den Blick. Durch die Gründung einer Genossenschaft könnten alle Haushalte umweltfreundliche Energie nutzen, die durch ein eigenes Wärmenetz geleitet wird. Zentrale Rollen spielen dabei auch zwei heimische Landwirte. &bdquo;Man wird unabhängig von den Preisentwicklungen auf dem Weltmarkt“, nennt Heimatvereinsvorsitzender Gerd Genuit den finanziellen Vorteil eines eigenen Wärmenetzes. Die Form einer Genossenschaft garantiere zudem vollständige Transparenz. &bdquo;Sollten Überschüsse erzielt werden, fließen diese als Rückvergütungen an die Mitglieder zurück“, so Genuit. &bdquo;Außerdem könnte mit diesem Modell die Versorgung mit erneuerbaren Energien bei 100 Prozent liegen.“ Der Plan, um von fossilen Brennstoffen loszukommen: ein neues Wärmenetz, das von zwei Biogasanlagen gespeist wird. In Brockhagen betreibt Landwirt Jörg Düfelsiek eine solche Anlage, die zwei Gigawattstunden Wärme produziert. Dennis Speckmann vom &bdquo;Dorfmilch“-Team überlegt, eine ungefähr halb so große Anlage zu bauen, die mehrere Millionen Euro kosten würde. Geld, das Speckmann unter einer Bedingung in die Hand nehmen würde: &bdquo;Das Ganze funktioniert nur, wenn es garantierte Abnehmer für die Wärme gibt“, erklärt Speckmann, der eine Anlage plant, die nur dann, wenn Energie gebraucht wird, Wärme erzeugt und fast das ganze Jahr ausschließlich aus Abfallprodukten des Hofes wie Gülle gespeist wird. Die Wärme würde über eine 2,7 Kilometer lange Ringleitung verteilt. Geplant sind dazu zwei Anschlussleitungen von rund 800 Metern Länge. Angedacht ist ein Wärmenetz mit niedrigen Vorlauftemperaturen. 250 Haushalte werden im Steinhagener Ortsteil gebraucht Die Anschlussnehmer sollen, um die individuell notwendige Vorlauftemperatur zu erreichen, Wärmepumpen betreiben. Der Strom dafür soll ebenfalls aus den beiden Brockhagener Blockheizkraftwerken kommen. Um das Projekt in Gang zu setzen, braucht die nun gegründete Projektgruppe die Unterstützung der Bevölkerung. &bdquo;Wir möchten zunächst abfragen, wer sich dem Energieprojekt anschließen würde“, sagt Thomas Lange. Auf www.heimatverein-brockhagen.de können sich Interessierte eintragen und ihren Energieverbrauch angeben, damit klar ist, wie viel Energie überhaupt gebraucht wird. &bdquo;In Brockhagen stehen etwa 500 Gebäude“, berichtet Gerd Genuit. &bdquo;Dazu zählen Ein- und Mehrfamilienhäuser, öffentliche Gebäude und Gewerbe. Haushalte, die schon eine Wärmepumpe oder Pelletheizung haben, brauchen sich natürlich nicht anzuschließen.“ Idealerweise würden sich 250 Haushalte anschließen. Die Projektgruppe hat Brockhagen in 15 Gebiete aufgeteilt und wird versuchen, alle, für die das neue Netz Vorteile hat, davon zu überzeugen. &bdquo;Wir streben aber keinen Anschluss- und Benutzungszwang an“, betont Genuit, der mit seinen Mitstreitern eine Machbarkeitsstudie vorsieht. Die soll nicht nur die grundsätzlichen Erfolgsaussichten beleuchten, sondern auch die verschiedenen Technologien abwägen. Bei der Wärmeerzeugung betrifft dies, welche Quellen neben Biogas-Blockheizkraftwerken zum Einsatz kommen sollen. Infrage kommen neben Holz-Hackschnitzeln auch die Geothermie, deren Potenzial in der Region gerade vom Geologischen Dienst in NRW erkundet wird. Am 19. November, 19 Uhr, will die Projektgruppe das Vorhaben in der Mehrzweckhalle an der Brockhagener Grundschule vorstellen und ein erstes Stimmungsbild einfangen.

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