Klimaneutrale Wärmeversorgung

Gas, Öl, Wärmepumpe: So heizen die Versmolder, und hier gibt es Potenzial

5.800 Gebäude stehen in Versmold. Experten haben flächendeckend Daten über den lokalen Wärmemarkt erfasst. Nun liegen erste Ergebnisse vor.

88 Prozent der Versmolder Gebäude werden mit fossilen Energieträgern beheizt. Die Stadt beschäftigt sich mit der "Wärme der Zukunft". | © Symbolfoto Pixabay

Tasja Klusmeyer
16.03.2025 | 16.03.2025, 10:02

Versmold. Von den rund 41 Millionen Haushalten in Deutschland heizt nach Angaben des Bundes nahezu jeder zweite mit Gas und knapp jeder vierte mit Heizöl. Am 1. Januar 2024 trat das Wärmeplanungsgesetz in Kraft, dessen Ziel es bundesweit ist, den „vor Ort besten und kosteneffizientesten Weg zu einer klimafreundlichen und fortschrittlichen Wärmeversorgung“ zu erreichen. Alle Kommunen sind verpflichtet, entsprechende Pläne zu erstellen. Die Stadt Versmold hat damit die Stadtwerke Versmold GmbH beauftragt, die wiederum die Wärmeschmiede GmbH als Beratungsdienstleister ins Boot geholt hat. Erste Ergebnisse liegen vor und werden demnächst in einer Bürgerinformationsveranstaltung präsentiert.

Die Politik hat im vergangenen Monat bereits die Bestands- und Potenzialanalyse vorgelegt bekommen. In die Auswertung fließen sämtliche 5.801 Gebäude in Versmold ein. Der Großteil davon sind Wohngebäude (4.704). Dazu kommen Gewerbe, Handel, Dienstleistungen und ein kleiner Anteil Industrie. Der Gebäudebestand ist durch Immobilien geprägt, die bis 1990 errichtet wurden, insbesondere in den 1950er und 60er Jahren. In den vergangenen 15 Jahren sind nur knapp 100 Gebäude dazugekommen.

88 Prozent aller Gebäude in Versmold werden mit fossilen Energieträgern beheizt, die meisten mit Erdgas (46 Prozent). Damit liegt man in etwa im Bundesschnitt. Vergleichsweise hoch ist dagegen nach Einordnung des Büros Wärmeschmiede der Anteil an Ölheizungen. In 34 Prozent der Gebäude werden diese genutzt, was Experte Thomas Oesterreich unter anderem mit der Zersiedelung im Ländlichen begründet. Die weiteren Energieträger: Holz (11 Prozent), Flüssiggas (8) und Wärmepumpe (2).

Fast die Hälfte aller Versmolder Heizungen ist älter als 20

In fast jeden zweiten Versmolder Gebäude befindet sich eine Gasheizung. - © Copyright Wärmeschiede
In fast jeden zweiten Versmolder Gebäude befindet sich eine Gasheizung. (© Copyright Wärmeschiede)

Das Durchschnittsalter einer Versmolder Heizung liegt laut Bestandsanalyse bei 19,7 Jahren. Der Experte geht davon aus, dass bei 43 Prozent eine „erhöhte Wahrscheinlichkeit“ für einen Heizungswechsel in den kommenden Jahren besteht. Diese sind älter als 20 Jahre, 21 Prozent sogar mehr als 30 Jahre alt.

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Die Wärmeschmiede untersuchte im ersten Schritt sowohl theoretische als auch technische Potenziale für die Wärmeerzeugung aus lokalen erneuerbaren Energien zum Beispiel im Bereich Biomasse, Windenergie oder Solarthermie/PV. Die Sanierung von Bestandsgebäuden verbunden mit neuer Heiztechnik könnte den prognostizierten Wärmebedarf bis 2040 um etwa ein Drittel senken. Angenommen wird hierfür eine Sanierungsquote von zwei Prozent der Wohngebäude. Potenzial sieht das Fachbüro auch für die Nutzung industrieller Abwärme sowie Wärme aus Abwasser der Kläranlage.

Solche Projekte seien letztlich aber eine Frage der Finanzierung. Die Wirtschaftlichkeit und konkrete Maßnahmen der kommunalen Wärmeplanung werden erst jetzt in der nächsten Phase detailliert betrachtet. Dafür werden die Gebäude in Wärmeversorgungsgebiete eingeteilt. Ein Kernpunkt: Wo besteht Potenzial für Wärmenetze und wo machen perspektivisch Wärmepumpen in Privathäusern mehr Sinn? Dafür wiederum müsste das Stromnetz ausgebaut werden.

Infoabend zur Versmolder Wärmeplanung für alle Bürger

Die Grafik zeigt deutlich, wann in Versmold die meisten Gebäude errichtet wurden. Allein durch Sanierung könnte der Wärmebedarf gesenkt werden. - © Copyright Wärmeschiede
Die Grafik zeigt deutlich, wann in Versmold die meisten Gebäude errichtet wurden. Allein durch Sanierung könnte der Wärmebedarf gesenkt werden. (© Copyright Wärmeschiede)

Interessierte sind am Donnerstag, 3. April, ab 18 Uhr zu einem ersten Informationsabend im Rathaus eingeladen, um Einblicke in die Bestands- und Potenzialanalyse zu erhalten. Die Veranstaltung bietet Informationen über die rechtlichen Rahmenbedingungen, Planungsabläufe und Zielsetzungen. Im großen Sitzungssaal des Rathauses werden die gesammelten Daten zu Gebäuden, Energieverbrauch und Wärmenetzen offengelegt und diskutiert.

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Nach den Vorträgen stehen Vertreter der Wärmeschmiede GmbH, der Stadtwerke Versmold GmbH und eine unabhängige Energieberaterin für weiterführende Gespräche bereit. Die Bürger sind zur Teilnahme aufgerufen, um an der Gestaltung einer effizienten, nachhaltigen und zukunftsorientierten Wärmeversorgung in Versmold mitzuwirken. Die Teilnahme am Infoabend ist ohne vorherige Anmeldung möglich und kostenfrei.

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