Nach Rekordpreisen: Häuser in Steinhagen endlich wieder bezahlbar

Steinhagen. Lange kannte der Immobilienmarkt nur noch eine Richtung: steil aufwärts. Jährlich stiegen die Kosten für Bauland, Einfamilienhäuser oder Wohnungen um zweifache Prozentzahlen. Regelmäßig wurden neue Rekorde eingefahren. &bdquo;Hauspreise gehen durch die Decke“, titelte das &bdquo;Haller Kreisblatt“ noch 2022. Innerhalb eines Jahres waren die Immobilien-Preise um zehn Prozent gestiegen. Carsten Tannhäuser, Leiter des Gutachterausschusses, der die Entwicklung im Kreis beobachtet und auswertet, sprach damals von einem &bdquo;unglaublich hohen“ Druck auf den Markt. Trotz stetig steigender Preise blieb die Nachfrage von Kauf- und Bauwilligen hoch. Erst 2023 zeichnete sich eine Trendwende ab. Gestiegene Kreditzinsen, höhere Energiekosten, die Steigerung der Lebenshaltungskosten und nicht zuletzt die in den vergangenen Jahren geradezu explodierten Baukosten sorgten dafür, dass die Nachfrage stagnierte und die Aufwärtsspirale - zumindest vorerst - stoppte. Ein Preisverfall begann. Der könnte nun ebenso Fahrt aufnehmen wie zuvor die Preissteigerung. Seit 30 Jahren nicht so wenige Verträge abgeschlossen Beim gesamten Grundstücksmarkt (die Experten verstehen darunter auch solche Grundstücke, auf denen ein Haus steht) sieht Carsten Tannhäuser heute einen &bdquo;deutlichen Rückgang“ der Kaufverträge, vor allem aber des Umsatzes. Binnen kurzer Zeit sei man wieder auf das Niveau von vor acht bis zehn Jahren zurückgekehrt. Die Zahl der Verträge für Ein- und Mehrfamilienhäuser- und Grundstücksverkäufe fiel kreisweit um fast ein Viertel auf 2.610. Damit befindet sie sich auf einem 30-jährigen Tiefststand. Parallel dazu fiel der Gesamtumsatz bei solchen Verkäufen von Immobilien und Flächen im Kreisgebiet ebenfalls um ein Viertel auf 605 Millionen Euro. Daraus lässt sich schließen: Auch wenn nur sehr wenig verkauft wurde, blieben die Preise noch recht stabil. Das gilt allerdings nicht für alle Teilmärkte, also die unterschiedlichen Wohn- und Gewerbe-Gebäudearten. Die Verkäufe von Ein- und Zweifamilienhäusern gingen stark zurück und fielen kreisweit auf einen &bdquo;Tiefststand seit mehr als 25 Jahren“, so Experte Tannhäuser. Bei den Hausverkäufen purzelten aber auch die Preise. &bdquo;In diesem Segment sind fallende Preise mit im Durchschnitt rund 10 Prozent festzustellen, wobei je nach Lage, Baujahr und Ausstattung starke Unterschiede vorherrschen.“ Wer also die Jahre der Rekordpreise ausgesessen hat, kann nun eher wieder Schnäppchen machen. Häuserpreise in Steinhagen brechen ein Für Steinhagen lässt sich die Entwicklung deutlich nachzeichnen. Wurden 2021 noch 46 Ein- und Zweifamilienhäuser verkauft, waren es ein Jahr später schon 56. 2023 ließ die Nachfrage dann abrupt nach: In der Gemeinde wurden nur noch 39 Wohnhäuser verkauft. Die mit Abstand größte Käufergruppe bilden nach wie vor die 31- bis 40-Jährigen, vor allem junge Familien. Noch deutlicher als die Anzahl der Kaufverträge sanken die Summen, die bezahlt wurden. Waren es 2022 insgesamt 21,1 Millionen Euro, kamen 2023 nur noch 12,7 Millionen Euro zusammen. Mit anderen Worten: 2022 gingen im Durchschnitt 377.000 Euro für den Verkauf eines Ein- oder Zweifamilienhauses Haus in Steinhagen über den Tisch. Im vergangenen Jahr waren es nur noch 326.000 Euro - ein Preisnachlass von 14 Prozent. Wohnungspreise reagieren noch nicht Die Entwicklungen auf dem Häusermarkt lassen sich nicht analog auf Wohnungen übertragen, zumindest nicht in Steinhagen. Kreisweit ist der Trend ähnlich: Nachdem es jahrelang aufwärtsging, wurden nun weniger Wohnungen verkauft und damit deutlich weniger Geld verdient. Zumindest in Steinhagen blieben die Zahlen aber (noch) stabil: Wurden 2022 32 Wohnungen verkauft, waren es ’23 31 Einheiten. In beiden Jahren wurden 5,7 Millionen Euro umgesetzt. Die Preise zogen rechnerisch also sogar noch leicht an. Beim Weiterverkauf einer &bdquo;gebrauchten“ Wohnung in Steinhagen gingen zuletzt 184.000 Euro über den Tisch. Die teuersten Gewerbeflächen im Altkreis Halle Dass sich Teilmärkte unterschiedlich entwickeln, lässt sich besonders bei den gewerblichen Bauflächen nachweisen. Deren Preise stiegen in Steinhagen 2023 gegenüber dem Vorjahr um 19 Prozent und liegen heute bei 70 Euro pro Quadratmeter. Damit ziehen die Preise in der Gemeinde stärker an als in jeder anderen Kommune des Kreises, im Durchschnitt sind es nur 10 Prozent. Teurer sind Gewerbeflächen nur noch in Schloss-Holte, Verl und in der Kreisstadt selbst. Gewerbliche Bauflächen werden überwiegend von den Kommunen selbst verkauft. Die können so den Teilmarkt aktiv steuern. Noch immer herrsche in diesem Bereich ein &bdquo;Nachfrageüberhang“, statuieren die Verfasser des Marktberichtes. Auch die Preise für &bdquo;Flächen des individuellen Wohnungsbaus“ - sprich Baugrundstücke - sind erneut gestiegen, um fünf Prozent. Eine gute Lage kostet in der Gemeinde dem Bericht nach 240 Euro pro Quadratmeter, eine einfache 160 Euro. Das ist teurer als Versmold oder Borgholzhausen, aber deutlich günstiger als Halle, Werther oder gar Bielefeld. Steinhagener kaufen von Steinhagenern 74 Wohnungen, Wohnhäuser und Baugrundstücke wurden im Berichtszeitraum 2023 in Steinhagen verkauft. Der größte Teil davon blieb in Steinhagener Hand. 41 der Immobilien wurden von Menschen - oft jungen Familien - aus der Gemeinde gekauft. Weitere 20 wurden von Menschen aus Bielefeld erworben, im Normalfall, um sich in der Gemeinde anzusiedeln. Nur die wenigsten Käufer kommen nicht aus der Region.

Meistgelesen

Immobilienmarkt bricht ein: Hauspreise in Werther um ein Viertel gesunken

Hausverkäufe in Halle brechen um fast 50 Prozent ein

Häuser in Borgholzhausen werden zu Schnäppchen-Preisen verkauft

Das gallische Dorf: Überall sinken die Hauspreise, außer in Versmold

Vollsperrung auf wichtiger Straße zwischen Steinhagen und Bielefeld Der Kreis Gütersloh kündigt Baumaßnahmen auf der Queller Straße an. Darum wird der Autoverkehr schon sehr bald umgeleitet. Steinhagens Bürgermeisterin äußert Kritik zum Zeitpunkt der Maßnahme.

Weinmarkt in Steinhagen eröffnet: Volles Programm bis Sonntag Seit Donnerstag ist der...