Hausverkäufe in Halle brechen um fast 50 Prozent ein

Halle. Nur noch 44 Ein- und Zweifamilienhäuser wurden im vergangenen Jahr in der Lindenstadt verkauft. Das ist wenig. Sehr wenig. Ein Jahr zuvor waren es 55, davor sogar 69 Gebäude. Noch deutlich stärker brachen die Erlöse ein: Lag der Geldumsatz für solche Wohnhäuser in Halle vor drei Jahren noch bei fast 26 Millionen Euro, waren es zuletzt nur noch 13,5 - kaum mehr als die Hälfte. Mit dem Einbruch steht Halle nicht alleine da. Beim gesamten Grundstücksmarkt (Immobilien-Experten verstehen darunter auch solche Grundstücke, auf denen ein Haus steht) sieht der offizielle Gutachterausschuss für den Kreis Gütersloh einen &bdquo;deutlichen Rückgang“ der Kaufverträge und des Umsatzes. Binnen kurzer Zeit sei man wieder auf das Niveau von vor acht bis zehn Jahren zurückgekehrt, statuiert Ausschuss-Vorsitzender Carsten Tannhäuser. Die Zahl der Verträge für Ein- und Mehrfamilienhäuser- sowie Grundstücksverkäufe sei demnach kreisweit um fast ein Viertel auf 2.610 gefallen. Damit befindet sie sich auf einem 30-jährigen Tiefstand. Entsprechend purzelten die Preise. &bdquo;In diesem Segment sind fallende Preise mit im Durchschnitt rund zehn Prozent festzustellen, wobei je nach Lage, Baujahr und Ausstattung starke Unterschiede vorherrschen.“ Wer also die Jahre der Rekordpreise ausgesessen hat, kann nun eher wieder Schnäppchen machen. Durchschnittshaus nur noch knapp über 300.000 Euro In Halle lassen sich diese fallenden Preise klar belegen. Wurden 2021 im Durchschnitt noch 374.000 Euro aufgerufen, waren es ein Jahr später nur noch 347.000 Euro. Im letzten Auswertungsjahr 2023 kostete ein Ein- beziehungsweise Zweifamilienhaus im Halle nur noch 307.000 Euro. Noch vor wenigen Jahren hätten wenige Immobilien-Profis so einen Trendwechsel erwartet. Lange kannte der Markt nur eine Richtung: steil aufwärts. Fast jährlich stiegen die Kosten für Bauland, Einfamilienhäuser oder Wohnungen um zweifache Prozentzahlen. Regelmäßig wurden neue Rekorde eingefahren. Carsten Tannhäuser, Leiter des Gutachterausschusses, der die Entwicklung im Kreis beobachtet und auswertet, sprach damals von einem &bdquo;unglaublich hohen“ Druck auf den Markt. Trotz stetig steigender Preise blieb die Nachfrage von Kauf- und Bauwilligen hoch. Erst 2022/23 zeichnete sich die Trendwende ab. Gestiegene Kreditzinsen, höhere Energieausgaben, die Steigerung der Lebenshaltungskosten und nicht zuletzt die in den vergangenen Jahren geradezu explodierten Baukosten sorgten dafür, dass die Nachfrage stagnierte und die Aufwärtsspirale - zumindest vorerst - stoppte. Ein Preisverfall begann. Der könnte nun ebenso Fahrt aufnehmen, wie zuvor die Preissteigerung. Wohnungspreise gehen ebenfalls runter Wer in den vergangenen Jahren eine Eigentumswohnung kaufen wollte, in Halle aber keine geeignete fand, sparte bares Geld. Statistisch gesehen kostete die Durchschnittswohnung 2021 noch 164.000 Euro, im Folgejahr noch immer 161.000 Euro - im vergangenen Jahr dann aber nur noch 141.000 Euro. Die Preise gelten für Bestandswohnungen. Neubauwohnungen werden so selten verkauft, dass die Erhebung weniger zuverlässig ist. Nur drei Stück wurden im vergangenen Jahr verkauft, sie kosteten im Schnitt 267.000 Euro. Noch ein Jahr zuvor waren rund 340.000 Euro pro Wohnung erlöst worden. Tendenziell reagiert der Wohnungsmarkt im Altkreis langsamer als der Markt für komplette Häuser. Sowohl in Borgholzhausen, als auch in Steinhagen sind die Preise noch stabil. In Werther gewinnen Wohnungen sogar noch an Wert. Insgesamt liegen die Preise in den drei Kommunen auf einem vergleichbaren Niveau. Kreisweit lässt sich bereits belegen, dass durch den Preisverfall das Angebot weiter sinkt. Wer nicht muss, verzichtet derzeit eher darauf, eine Wohnung zu verkaufen. Bei den Erstverkäufen wurden zuletzt 52 Prozent weniger Objekte gehandelt, bei den Weiterverkäufen verzeichneten die Gutachter immer noch ein Minus von rund 20 Prozent. Ein mögliches Indiz dafür, dass Schnäppchen-Sucher nicht allzu lange warten sollten. Haller bleiben unter sich Bei all den Aufs und Abs stellt sich die Frage, ob auch der Haller Wohnungsmarkt von Spekulationen beeinflusst wird. Das scheint nicht der Fall zu sein. Zumindest lässt sich klar belegen, dass der größte Teil der verkauften Häuser, Wohnungen und Grundstücke im vergangenen Jahr in lokalem oder zumindest regionalem Besitz blieben. Von insgesamt 82 Objekten wurden 58 an Menschen aus dem Kreis Gütersloh, 37 sogar an Haller verkauft. Zehn Käufer kommen aus Bielefeld, weitere sechs aus dem übrigen NRW. Käufer aus dem Ausland sind nicht darunter. Preise für Gewerbeflächen steigen, Acker stagniert Die Preise für gewerbliche Bauflächen sind vom Preisverfall bisher nicht betroffen. Sie legten in Halle sogar noch um zehn Prozent zu. Derzeit bezahlen Bauherren, die sich in einem der Gewerbegebiete rund um die Stadt ansiedeln wollen, durchschnittlich 60 Euro. Die Lindenstadt ist damit etwas günstiger als Steinhagen, aber teurer als Borgholzhausen oder Versmold. Gewerbeflächen werden hauptsächlich von den Kommunen selbst angeboten, die die Preise aktiv steuern. Laut Gutachterausschuss besteht in diesem Bereich immer noch ein &bdquo;Nachfrageüberhang“. Im landwirtschaftlichen Bereich setzten sich die Preissteigerungen der letzten Jahre bei Acker und ackerfähigem Grünland nicht fort, statuieren die Profis. Zwar sei die Anzahl der Kaufverträge mit 54 Kauffällen im ganzen Kreis deutlich gestiegen - und zwar um 116 Prozent -, die Preisentwicklung aber eher stagnierend. Im forstwirtschaftlichen Bereich liegen - wie in den vergangenen Jahren - nur sehr wenige Kauffälle vor. Auch hier gehen die Gutachter von stagnierenden Preisen aus. Das Preisniveau der land- und forstwirtschaftlich genutzten Flächen liegt kreisweit in folgenden Spannen: Acker und ackerfähiges Grünland kosten 8,50 Euro bis 11 Euro pro Quadratmeter; Dauergrünland 4,70 Euro bis 6 Euro pro Quadratmeter und forstwirtschaftliche Flächen ein Euro pro Quadratmeter plus Aufwuchs.

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