Revolutionärer Energieplan für Steinhagener Ortsteil

Steinhagen-Brockhagen. Der Plan ist schon fast revolutionär zu nennen. Der Heimatverein Brockhagen plant, unter seinem Dach eine neue Bürger-Energie-Initiative zu gründen. Hauptakteure und Energie-Lieferanten der Genossenschaft wären zwei Brockhagener Landwirte. Einer von ihnen würde dafür sogar mehrere Millionen Euro investieren. Läuft das Projekt optimal, könnte der Ortsteil am Ende ausschließlich Energie verbrauchen, die umweltfreundlich in Brockhagen produziert worden ist und damit autark werden. Durch den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine sind die Energiepreise teils explodiert. Auch wenn sich der Markt aktuell ein wenig zu beruhigen scheint – die niedrigeren Preise von vor Februar 2022 werden sehr wahrscheinlich nie wieder gelten. Für viele Menschen Anlass genug, sich um die eigene Energieversorgung Gedanken zu machen. Der Heimatverein Brockhagen macht sich gleich Gedanken um die Versorgung des kompletten Ortsteils. &bdquo;In Brockhagen stehen etwa 500 Gebäude“, berichtete Heimatvereinsvorsitzender Gerd Genuit bei der Jahreshauptversammlung am Mittwochabend in der Alten Dorfschule. &bdquo;Dazu zählen Ein- und Mehrfamilienhäuser, öffentliche Gebäude und Gewerbe. Viele Bestandsgebäude sind sanierungsbedürftig.“ Aktuell liegt der Gasverbrauch in Brockhagen laut Gerd Genuit zwischen 11,5 und 14,8 Gigawattstunden jährlich, beim Heizöl geschätzte 20 Gigawattstunden. Es muss garantierte Abnehmer geben Der Plan, um von fossilen Brennstoffen loszukommen: Ein neues Wärmenetz, das von zwei Biogasanlagen gespeist wird. In Brockhagen betreibt Landwirt Jörg Düfelsiek bereits eine solche Anlage, die zwei Gigawattstunden Wärme produziert. Dennis Speckmann vom &bdquo;Dorfmilch“-Team überlegt, eine ungefähr halb so große Anlage zu bauen, die mehrere Millionen Euro kosten würde. Geld, das Speckmann unter einer Bedingung in die Hand nehmen würde. &bdquo;Das Ganze funktioniert nur, wenn es garantierte Abnehmer für die Wärme gibt“, erklärte Speckmann, der eine Anlage installieren würde, die nur dann, wenn Energie gebraucht wird, Wärme erzeugt, und fast das ganze Jahr ausschließlich aus Abfallprodukten des Hofes wie Gülle gespeist wird. &bdquo;Nur von Dezember bis Februar müssten wir, um den intensiven Bedarf in diesen Monaten decken zu können, Mais dazugeben“, erklärte Speckmann. Die Wärme würde über eine 2,7 Kilometer lange Ringleitung verteilt. Geplant sind dazu zwei Anschlussleitungen von rund 800 Metern Länge. Genutzt würde ein Wärmenetz mit niedrigen Vorlauftemperaturen. Die Anschlussnehmer sollen, um die individuell notwendige Vorlauftemperatur zu erreichen, Wärmepumpen betreiben. Der Strom dafür soll ebenfalls aus den beiden Brockhagener Blockheizkraftwerken kommen. &bdquo;Im September kommen geologische Fachleute nach Brockhagen, die das Erdwärmepotenzial prüfen“, kündigte Gerd Genuit an. Genossenschaft würde auch Wärmepumpen installieren Die geplante Genossenschaft würde sich um sämtliche Arbeiten kümmern. &bdquo;Sie übernimmt den Bau und den Betrieb des Wärmenetzes und der Erdwärmesonden“, so Genuit. Unter ihrer Regie würden auch die Wärmepumpen installiert. Damit der Plan eine Zukunft hat, braucht es natürlich Brockhagener, die Teil der Genossenschaft werden wollen. &bdquo;Unser Ziel sind mindestens 200 Anschlussnehmer“, so Gerd Genuit. Für den Heimatverein Brockhagen ist es nicht das erste umweltfreundliche Projekt. Auch wenn das im vergangenen Jahr gestartete E-Dorf-Auto deutlich kleinere Dimensionen hat. &bdquo;Wir haben derzeit zehn regelmäßige Sharing-Nutzer“, berichtete Gerd Genuit. Mit 500 Euro im Plus ist die monetäre Bilanz fast ausgeglichen. &bdquo;Wir wollen mit dem E-Auto ohnehin keinen Gewinn machen.“

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