Überraschender Vorschlag zu umstrittenem Bau-Projekt in Steinhagen

Steinhagen. Gut eineinhalb Jahre ist es her, dass der Stromnetzbetreiber Amprion seine Pläne zum Bau des Phasenschiebers Ostwestfalen öffentlich gemacht hat. Gesucht wird seitdem nach einer rund neun Hektar großen Fläche, auf der die technische Anlage gebaut werden kann. Die größte Suchfläche befindet sich in Steinhagen. Immer wieder hatte das Unternehmen auf die Dringlichkeit des Projektes hingewiesen. Die Planungen sahen vor, dass in diesem Jahr mit dem Genehmigungsverfahren begonnen wird, damit 2025 der Baustart erfolgen kann. Für den Bau rechnet Amprion mit zweieinhalb bis drei Jahren. Im Rahmen einer Informationsveranstaltung im April 2023 hatte Projektsprecher Michael Weber folglich angekündigt, dass Amprion den Phasenschieber Ostwestfalen 2028 in Betrieb nehmen möchte. Doch nach HK-Informationen ist bis heute kein Genehmigungsverfahren beantragt worden. Das bestätigt Amprion am Mittwoch. &bdquo;Wir befinden uns weiterhin auf der Suche nach potenziellen Standorten in den Suchräumen zwischen Gütersloh und Halle“, teilt Unternehmenssprecher Niklas Tenberge mit. Gleichwohl gehe man von einer Inbetriebnahme der Phasenschieberanlage im Jahr 2028 aus. Weiter heißt es: &bdquo;Wir sind nach wie vor zuversichtlich, dass wir mit den Grundstückseigentümerinnen und -eigentümern geeigneter Flächen eine Einigung über einen Verkauf erreichen werden.“ &bdquo;Die Stimmung ist komplett gegen das Projekt“ Nach Einschätzung von Kathrin Weber vom Aktionsbündnis &bdquo;Rettet den Naturraum Holtkamp/Ströhen“ ist die Bereitschaft zum Flächenverkauf auf Steinhagener und Bielefelder Gebiet allerdings gleich null. Das Aktionsbündnis sei gut vernetzt und habe einige Landwirte in seinen Reihen. &bdquo;Die Stimmung ist geschlossen gegen das Projekt“, teilt sie auf HK-Anfrage mit. Landwirte, die auf dem Ströhen und in Holtkamp Flächen besitzen, stellten sich vielmehr die Frage, ob Landwirtschaft im Umfeld des Phasenschiebers überhaupt noch möglich sei. &bdquo;Zumal wir nicht wissen, was nach dem Phasenschieber möglicherweise noch kommt“, sagt Kathrin Weber. Es gebe die Befürchtung, dass eine neue Anlage als Koppelstelle für weitere Leitungen dienen könne, die Amprion noch plant, aber bisher nicht publik gemacht hat. &bdquo;Außerdem gibt es in Holtkamp viele Bauern, die extensive Landwirtschaft betreiben und denen die Natur wirklich am Herzen liegt“, sagt Kathrin Weber. Aktionsbündnis schlägt Hesseln als Standort vor Zur Erinnerung: Amprion hatte vor eineinhalb Jahren drei für den Bau eines Phasenschiebers in Frage kommende Gebiete genannt: Blankenhagen, Künsebeck und das mit Abstand größte Suchgebiet Holtkamp/Ströhen. Das Aktionsbündnis &bdquo;Rettet den Naturraum Holtkamp/Ströhen“ lehnt alle drei Standorte ab und lenkt den Blick stattdessen in den Haller Ortsteil Hesseln. Dort befindet sich bereits ein Umspannwerk von Amprion. &bdquo;Zwischen dem Umspannwerk und der Autobahn gibt es eine acht Hektar große Fläche, die wir für geeignet halten“, sagt Kathrin Weber vom Aktionsbündnis. Möglicherweise benötige Amprion dort nicht einmal acht Hektar Land, weil durch das Umspannwerk bereits Infrastruktur vorhanden sei. Zudem könne der Standort an das Schienennetz der Nordwestbahn (Haller Willem) angeschlossen werden. Das würde den Bau der Anlage erleichtern. &bdquo;Andernorts müssten gegebenenfalls erst Bäume am Straßenrand gefällt werden“, nimmt Kathrin Weber Bezug auf die angekündigten riesigen Bauteile für eine derartige Industrieanlage. Was den ökologischen Wert der Fläche in Hesseln angeht, stehe das Aktionsbündnis in Kontakt mit der Biostation, so Kathrin Weber weiter. Bisher liege aber noch keine Einschätzung der Biostation vor. Aus Sicht von Amprion sprechen allerdings mehrere Gründe gegen einen Phasenschieber im Umfeld des Umspannwerks in Hesseln. &bdquo;Es gibt dort keine ausreichenden Flächen, um die Anlage mit allen vorgesehenen Komponenten errichten zu können“, teilt Niklas Tenberge mit. Außerdem wäre der Anschluss der Anlage an die Leitung zwischen der Umspannanlage Gütersloh und der Umspannanlage Hesseln technisch herausfordernd. &bdquo;Der Anschluss an das bestehende Netz ist jedoch für den späteren Betrieb relevant. Da es unsere Aufgabe ist, das Netz zu jeder Zeit sicher zu betreiben, sind betriebliche Aspekte bei der Flächensuche für uns von besonderer Bedeutung“, erklärt der Amprion-Sprecher. Amprion benötigt Anlage für stabiles Stromnetz Ohnehin dürften die Menschen in Hesseln alles andere als begeistert sein vom Vorschlag des Aktionsbündnisses &bdquo;Rettet den Naturraum Holtkamp-Ströhen“. Der Haller Ortsteil leidet bereits enorm unter dem Lärm der Autobahn 33, die nah an die Siedlung heranreicht. Im von Amprion angegebenen Suchraum Blankenhagen gibt es ebenfalls bereits ein Umspannwerk. Diese Fläche ist nach Auffassung des Aktionsbündnisses jedoch nicht geeignet, weil die Freifläche in eine Siedlung hereinreiche. Benötigt wird der Phasenschieber, um ein stabiles Stromnetz zu gewährleisten. &bdquo;Damit die Energiewende gelingt, bauen wir ein atmendes System, das die schwankenden Einspeisungen aus erneuerbaren Energien ausbalancieren kann“, erklärt Amprion. &bdquo;Um dieses System zu realisieren, benötigen wir an verschiedenen Punkten in unserem Höchstspannungsnetz Anlagen, mit denen wir den Lastfluss gezielt steuern können. Berechnungen haben ergeben, dass der Bau dieser Schaltanlage in Ostwestfalen besonders zielführend ist, um unser nördliches Übertragungsnetz optimal auszulasten.“

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