„Der ideale Moment“: Marktführer Interstil aus Steinhagen wird verkauft

Steinhagen. Manche Nachrichten kommen vergleichsweise nüchtern daher. In ein, zwei schlichten Sätzen. Oft stecken dahinter aber sehr emotionale Geschichten und vor allen Dingen über lange Zeit gut abgewogene Strategien. So geschehen jetzt bei der Firma Interstil aus Steinhagen. Das Familienunternehmen, das im Jahre 1967 gegründet worden ist, wird nun von dem baden-württembergischen Unternehmen MHZ Hachtel GmbH & Co. KG übernommen. Zunächst mit 51 Prozent. In der weiteren Zukunft dann komplett. Bis dahin ändert sich in Steinhagen an der Liebigstraße wenig bis gar nichts. &bdquo;Es gibt keine Kannibalisierung“, betont Jens Diedrichsen. Er spricht von einer &bdquo;vernünftigen Nachfolgeregelung für das Unternehmen“. Die Immobilie in Steinhagen bleibt im Familienbesitz. Es werden, so Diedrichsen, keine Bereiche eingespart oder zusammengelegt. Ganz im Gegenteil: &bdquo;Es war jetzt der ideale Moment, diesen Schritt in die Zukunft zu gehen, weil sich beide Firmen optimal ergänzen“, sagt der Geschäftsführer, der selbstverständlich sein Amt langfristig weiter bekleiden wird. Der langfristige Verbleib von Jens Diedrichsen als Geschäftsführer war Bedingung für die Beteiligung von MHZ Interstil räumte mehr als 50 Design-Preise ab Interstil und MHZ wollen gemeinsam eine neue Zukunft und neue Segmente entwickeln. &bdquo;Beide Firmen kennen sich sehr gut und schon seit vielen Jahren“, berichtet Jens Diedrichsen: &bdquo;Obwohl wir fast die identische Kundschaft haben, sind wir aber streng genommen kaum Konkurrenten, sondern lediglich Marktbegleiter.“ Das liegt an der unterschiedlichen Produktpalette der beiden. MHZ (Slogan: &bdquo;Licht. Raum. Leben.“) ist nach eigenen Angaben einer der größten deutschen Sicht- und Sonnenschutzhersteller mit einer mehr als 90-jährigen Erfolgsgeschichte. Mit einem Produktportfolio von Sicht- und Sonnenschutz für den Innen- und Außenbereich. Interstil (Slogan: &bdquo;Wir inszenieren Stoffe“) ist Platzhirsch bei Vorhangstangen, Innenlaufsystemen und Technik für Flächenvorhänge. &bdquo;Mit unseren Produkten setzen wir Maßstäbe im Markt“, wirbt Jens Diedrichsen. Mehr als 50 Design-Preise räumten die Steinhagener in der Vergangenheit ab. Nicht von ungefähr ist Interstil in seinem Segment europaweiter Marktführer. 500 Kilometer Gardinenstangen werden jährlich gefertigt Wie gut die beiden kerngesunden, mittelständischen Unternehmen harmonieren werden, zeigen auch ihre Kernkompetenzen. Bei MHZ (1.400 Mitarbeiter) liegt der Fokus auf Kunststoff-Spritzguss und Textilien, bei Interstil in Steinhagen auf dem Design, der Metall-Bearbeitung und der Oberflächen-Veredelung. Jens Diedrichsen erklärt: &bdquo;Der eine ist Spezialist in dem Segment, das der andere gar nicht anbietet.“ Genau aus diesem Grund ist der 55-Jährige hochzufrieden mit der Entscheidung, die im Übrigen sein Vater, der Firmengründer Manfred Diedrichsen, von der ersten Sekunde an mitgetragen habe. Dies lag auch daran, dass MHZ und Interstil &bdquo;ähnlich ticken“ (Diedrichsen). Er zählt auf: &bdquo;MHZ ist genau wie wir ein bodenständiges Familienunternehmen mit einer hohen Mitarbeiterbindung. Wir haben ein identisches Wertesystem. Bei all unseren Gesprächen gab es nicht einmal einen Moment, an dem ich gedacht habe, es könnte schwierig werden.“ Auch in Leinfelden-Echterdingen freut man sich darüber, &bdquo;dieses herausragende Premium-Unternehmen in unserer Firmengruppe willkommen zu heißen“, so Andreas Kopetschny, Geschäftsführer von MHZ Hachtel. Die Transaktion markiere einen wichtigen Schritt in der Wachstumsstrategie beider Unternehmen und setze neue Maßstäbe im Premium-Segment der Branche. MHZ besitzt einen eigenen Fuhrpark Interstil verfügt mittlerweile über einen Kundenstamm von rund 10.000 Abnehmern. In Steinhagen und der Vertriebsgesellschaft in den Niederlanden arbeiten 140 Mitarbeiter. Rund 500 Kilometer Gardinenstangen verlassen jedes Jahr die Produktionshalle an der Liebigstraße. Ein Problem, das Interstil zunehmend bedrückte, löst sich durch die Übernahme quasi von selbst. &bdquo;Wir haben immer größere Schwierigkeiten bekommen, unsere Produkte zu verschicken“, gesteht Jens Diedrichsen: &bdquo;Es ist ein riesiger logistischer Aufwand geworden, unsere sicher nicht handliche Ware zu transportieren.“ Da MHZ einen eigenen Fuhrpark besitzt, sind diese Sorgen in Steinhagen vom Tisch. Am vergangenen Donnerstag traten Jens und Manfred Diedrichsen vor die Belegschaft und informierten sie über ihre unternehmerische Entscheidung. Es wurde ein sehr emotionaler Moment.

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