Steinhagens Klimaschutzmanagerin strahlt: Tschüss Akten, hallo Gitarre

Steinhagen. Marianne Vaske sitzt vor einer Regalwand, in der sich die Aktenordner aneinanderreihen. Wenn man sie fragt, womit sie sich in den vergangenen Jahrzehnten beschäftigt hat, rollt sie einfach mit ihrem Bürostuhl an die Wand und liest vor, was auf den Deckeln steht: naturnahe Gärten, Umweltmarkt, Förderprogramme, Klimaschutzsiedlung, Amphibienschutz, ... Doch die Kulisse in ihrem Büro im ersten Stock des Rathauses täuscht. &bdquo;Die klassische Verwaltungsarbeit, nach der es hier aussieht, ist so gar nicht meins“, beichtet die studierte Diplom-Biologin und rollt zurück an ihren Schreibtisch. Marianne Vaske begreift sich mehr als Praktikerin. Und als solche hat sie in den vergangenen Jahren eine Menge in Steinhagen bewegt. Mit 66 Jahren verabschiedet sie sich Ende Januar in den Ruhestand. Statt mit dem Gründachkataster will sich die Steinhagenerin wieder mehr mit der Gitarre beschäftigen. &bdquo;Und ich möchte wieder mehr Radwandern mit meinem Mann und unseren Freunden“, fügt sie hinzu. Schlagkräftiges Duo im Auftrag des Klimaschutzes Im Sommer 2022 hat bereits Gabriele Siepen das Klimaschutzmanagement in der Gemeindeverwaltung Richtung Ruhestand verlassen. Vaske und Siepen - das war von Anfang an ein schlagkräftiges Duo, das in Sachen Umwelt- und Klimaschutz in Steinhagen Pionierarbeit geleistet hat. &bdquo;Wir haben 1995 beide im Rathaus angefangen und uns die neu gegründete Stelle in der Umweltberatung geteilt“, berichtet Marianne Vaske. &bdquo;Irgendwann war es so weit, da konnten wir sogar gegenseitig unsere Sätze beenden“, stellt sie lachend fest. Vor ihrem Antritt in Steinhagen hatte die Mutter einer Tochter bei der Stadt Bünde als Umweltberaterin gearbeitet, davor beim Verein Pro Grün, der sich mit Stadtplanung beschäftigte. Den Start in Steinhagen bezeichnet Marianne Vaske als &bdquo;zäh“. &bdquo;Die Umweltberatung war damals von der rot-grünen Mehrheit neu im Rathaus installiert worden. Manch einer von den anderen Parteien fand uns schlichtweg überflüssig“, erinnert sie sich. Stelle im Steinhagener Rathaus aufgestockt Von offener Ablehnung kann heute keine Rede mehr sein. Umwelt- und Klimaschutz haben während ihres Berufslebens an Bedeutung stets zugenommen. In der Verwaltung, in der Politik und in der Gesellschaft. Das Umweltressort nennt sich inzwischen Klimaschutzmanagement und ist als Stabsstelle direkt der Bürgermeisterin untergeordnet. Das Stundenkontingent wurde aufgestockt. Seit ein paar Jahren gehört Anna Zühlke zum Team. Und dennoch: &bdquo;Dass es immer so lange dauert, die Themen in die Köpfe der Menschen zu bekommen - das hat mich rückblickend am meisten genervt“, sagt Marianne Vaske. Ihr Start ins Berufsleben fällt in die 1980er Jahre. Waldsterben und Anti-Atomkraftbewegung bewegten die Menschen. &bdquo;Und in den Stadtverwaltungen beschäftigte man sich mit den Altlasten alter Deponien, auf denen nun Häuser standen“, erinnert sich die 66-Jährige. Im Steinhagener Rathaus sei es anfangs viel um Beratungstätigkeiten gegangen. &bdquo;Heute gibt’s das Internet. Da gucken die Leute jetzt oft nach“, sagt Siepen. Genug zu tun gibt es trotzdem. Steinhagens erste Öko-Siedlung ein Erfolg Eines der ersten großen Projekte, das sie begleitet hat, war die Niedrigenergiesiedlung Diekmann 1997. &bdquo;Wir haben die ökologischen Kriterien dafür entwickelt. Von einigen hieß es damals: das sei nur was für Paradiesvögel. Dann waren die knapp 50 Grundstücke aber ruckzuck weg“, erinnert sich Marianne Vaske. Später gab es in Steinhagen ein ähnliches Projekt, das gewissermaßen an den Erfolg anknüpfte: die Klimaschutzsiedlung am Hiltwerweg. Auch die ein Erfolg. Noch gar nicht so alt sei eines der schönsten Projekte, an dem sie mitwirken durfte: die Umwandlung des Alten Friedhofs in einen Park. Aber auch die Erarbeitung des Klimaschutzkonzeptes und die Organisation des Umweltmarktes alle zwei Jahre haben ihr Spaß gemacht. Für die Zukunft sieht die scheidende Klimaschutzmanagerin Steinhagen gut aufgestellt. Der Ausbau der Photovoltaikanlagen auf den gemeindeeigenen Dächern und die Dekarbonisierungs-Pläne der Gemeindewerke seien nur zwei Beispiele dafür, dass sich die Gemeinde auf dem richtigen Weg befände. Schwer, geeignete Nachfolger zu finden Darüber hinaus engagierte sich Marianne Vaske für zwei Wahlperioden als Personalratsvorsitzende in der Gemeindeverwaltung. &bdquo;Der Austausch mit den Kollegen war mir immer wichtig.“ Die Lücke, die Marianne Vaske und Gabriele Siepen hinterlassen, lässt sich offenbar nicht so einfach schließen. Mit Blick auf den anstehenden Abgang des Power-Duos gab es bereits nach und nach drei Neueinstellungen. Doch alle drei potenziellen Nachfolger haben das Rathaus inzwischen schon wieder verlassen. &bdquo;Es ist schon ein sehr breiter Aufgabenbereich im Klimaschutzmanagement. Mir hat gerade diese Bandbreite immer gefallen“, sagt Marianne Vaske dazu. Darum fällt es ihr auch nicht schwer, die Gemeinde über den 31. Januar hinaus zu unterstützen, um Nachfolger einzuarbeiten.

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