„Der erste Junge soll Udo heißen“: Afrika-Helfer ehren verstorbenen Steinhagener

Steinhagen. &bdquo;Dankeschön", lässt sich auf viele Arten sagen. &bdquo;Merci bien" wäre im französischsprachigen Benin naheliegend. Das Team des Projektes CERD im äußersten Westen des kleinen Landes Benin, wählt einen anderen Weg. Im Ort Boukombé halfen die Steinhagener Entwicklungshelfer beim Bau einer Näherei, die junge Frauen selbstständiger macht, einer Krankenstation und einer Apotheke. Die Menschen im Ort verdanken dem umtriebigen Agrar-Ingenieur Jean Touota viel. Planen kann der aber nur, wenn er Spenden aus Deutschland bekommt. Das gilt auch für den neuen Kreißsaal der Krankenstation, der die hohen Risiken, denen werdende Mütter in Westafrika ausgesetzt sind, reduzieren soll. Den Bau des Geburtshauses - dem einzigen in der Region - nutzt das CERD-Team, um sich bei jemandem zu bedanken, der für Benin ebenfalls viel getan hat: dem kürzlich verstorbenen Steinhagener Udo Bolte. Udo Boltes Jahrzehnte währendes Engagement geehrt &bdquo;Das Geburtshaus soll Udo-Bolte-Haus heißen", gibt Heike Kunter die Nachrichten aus Benin weiter. Die Chefin des Bürgerkomitees schrieb kürzlich mit Agrar-Ingenieur Touota. Der Steinhagener Kommunalpolitiker Udo Bolte war bereits dabei, als das Bürgerkomitee als gemeinsames Projekt mit der niederländischen Partnerstadt Woerden aus der Taufe gehoben wurde. Seitdem sammelte er immer wieder und brachte über die Jahre viele tausend Euro zusammen. Die letzte Sammlung fand nun im Rahmen der Beerdigung statt. Umso schöner, dass sich mit dem Geburtshaus ein Kreis schließt, findet Heike Kunter. Und das CERD-Team hat sich sogar noch einen weiteren Dank an Udo Bolte und seine Familie ausgedacht. &bdquo;Der erste Junge, der im Kreißsaal zur Welt kommt, soll Udo heißen", gibt Heike Kunter die Ankündigung von Jean Touota weiter. Und wer den umtriebigen Strippenzieher kennt, weiß, bis dahin wird es nicht mehr lange dauern. Der Gedanke des deutschen Namens ist übrigens nicht so abwegig. In Benin ist es durchaus üblich, dass Kinder einen traditionellen und einen europäischen Namen bekommen. Das Grundstück für das Geburtshaus hat das CERD (französisch für Kultur, Bildung und Forschung zur Entwicklung in Benin) bereits gekauft. Außerdem steht die Förderung einer Solaranlage durch die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit. Mit 6.200 Euro, die die Realschule gesammelt hat, sollen Betten und Ausstattung gekauft werden. Das Krankenhaus der CERD ist bereits das zweite, das aus Steinhagen mitfinanziert wurde. Auch an einer Augenklinik in Süd-Ghana war man beteiligt. Bürgerkomitee-Frauen kochen für den König Nicht nur in Boukombé passierte 2023 einiges. Auch das Frauenprojekt Yanigbo im Zentrum Benins macht Heike Kunter viel Freude. &bdquo;Da gab es ein paar schöne Erfolgserlebnisse", berichtet die Entwicklungshelferin. &bdquo;Die können mittlerweile auf eigenen Beinen stehen." Angefangen hatte das Steinhagener Engagement im zentral gelegenen Ort Lahotan mit dem Kauf von Kochtöpfen. Mittlerweile betreiben die Frauen auch eine Bäckerei und eine große Imkerei mit 60 Bienenvölkern. 7.500 Euro aus einer hiesigen Erbschaft halfen beim Kauf der nötigen Bienenkästen. Im August hatten sie für das große Yamswurzel-Fest des regionalen Königs von Savalou gekocht und damit soviel Geld verdient, dass sie sich nun ein Transportmotorrad und einen Transporter leisten konnten, mit dem sie auch Essen ausliefern. &bdquo;Sei haben die einzige Bäckerei in einem Ort so groß wie Brockhagen", erklärt Heike Kunter. Brot kaufen zu können, sei für die Menschen in Lahotan eine ganz neue Erfahrung. Mittlerweile habe das Frauenprojekt 20 Arbeitsplätze geschaffen. &bdquo;Und sie lernen schon Leute aus den Nachbarorten an", erzählt die Brockhagenerin. Mit 5.200 Euro unterstützten die Steinhagener auch den Bau eines neuen Koch- und Lagergebäudes für die Yanigbo-Frauen-Genossenschaft. Ende November wurde die Einweihung gefeiert. Schulen bauen und Kinder versorgen trotz Ukrainekrieg Eine der Kernaufgaben des Bürgerkomitees ist indes der Bau von Schulgebäuden in Westafrika. Lehrer stellt dort der Staat, die Gebäude sind aber teils marode, manche haben nicht einmal Wände, Tische oder Stühle. Während der heftigen Regenzeit eine Katastrophe. Kinder, die zur Schule gehen, erhöhen langfristig den Lebensstandard der Familie und werden vor Kinderarbeit, Frühverheiratung und Zwangsprostitution geschützt. Auch in Westafrika macht sich der Ukrainekrieg bemerkbar. Wie das Komitee erfuhr, blieben dort wegen der Blockade der ukrainischen Getreideexporte durch Russland viele Getreidelieferungen aus. &bdquo;Die Preise haben sich nahezu verdoppelt", berichtet Heike Kunter mit Blick auf die St. Martins School in Kenia. In der Slumschule am Rande Nairobis werden die Kinder auch verköstigt, für die meisten die wichtigste Mahlzeit. Mit Hilfe von 4.000 Euro Spenden, die Steinhagener Sternsinger und Konfirmanden sammelten, konnte die Speisung vorerst trotzdem aufrecht erhalten werden. Klimaschutz mit moderneren Öfen Übrigens betreibt das Bürgerkomitee auch Klimaschutz. So wurden dieses Jahr 2500 Euro an das westbeniner Projekt AME weitergegeben. Die Frauenorganisation verteilt effiziente, raucharme Herde an tausende Mütter, die dadurch mit 30 Prozent weniger Holz kochen können. So werden weniger Bäume gefällt und nebenbei Augen- und Bronchialkrankheiten bekämpft. Direkt und indirekt unterstützt AME 72.000 Menschen. Dass sich die Arbeit der Steinhagener Entwicklungshelferinnen und -Helfer sehen lassen kann, findet auch das Land NRW: Das Komitee wurde gewann dieses Jahre gleich zwei zweite Plätze mit verschiedenen Projekten beim Ehrenamtspreis des Verbandes engagierte Zivilgesellschaft (VEZ). Woerden steigt aus der Partnerschaft aus Weniger erfreulich ist indes die Ankündigung aus der Partnerstadt Woerden, dass die Niederländer - nachdem ihre Beteiligung in den vergangenen Jahren immer mehr nachgelassen hatte - nun komplett aus dem Bürgerkomitee für Entwicklungszusammenarbeit aussteigen. Für die Steinhagener kein Beinbruch, das Team ist mittlerweile sehr gut aufgestellt. Bis Ende November konnten die Entwicklungshelfer ihre Projekte mit 85.000 Euro unterstützen. Zum gleichen Stichtag bekamen sie zusätzlich zum Gemeindezuschuss von 20.000 Euro Spenden von mehr als 64.000 Euro. Das ist ein sehr gutes Ergebnis, bestätigt Heike Kunter. Es übertrifft das Vorjahr. Zum Vergleich: Mit diesem Geld können im Benin vier Schulen mit Solaranlagen ausgestattet, 25 Schulklassen fertig gebaut werden, 20 neue Latrinen erstellt, 3.000 Schulbänke gekauft oder 25 Wasserleitungen finanziert werden. Einen umfangreicheren Überblick über die vielen Projekte bieten die Komitee-Homepage und unsere Beiträge aus der Reihe &bdquo;Bericht aus Benin".

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