Von Beruf Krisenmanager: Er ist Steinhagens Retter in der Not

Steinhagen. "Es ist wichtig, dass wir vorbereitet sind." Diesen Satz wendet Ellen Strohenke im Gespräch gleich mehrfach an. Ellen Strothenke leitet das Steinhagener Ordnungsamt. Wenn in der Gemeinde etwas nicht in Ordnung ist, dann landet es früher oder später bei ihr auf dem Tisch. Und das waren in den vergangenen Jahren neben Parksündern und vermüllten Parks auch richtig dicke Brocken: Überschwemmungen, eine Pandemie, eine drohende Energiemangellage in Folge des Ukraine-Kriegs und ein Industriebrand, der die Gemeinde bis heute beschäftigt. Und ja, gut wenn man auf solche Extremsituationen vorbereitet ist. Neben Ellen Strothenke sitzt Jan Philipp Merks. Während Ellen Strothenke von Krieg und Krisen erzählt, strahlt der 26-Jährige demonstrative Ruhe aus. Schon mal nicht die schlechteste Voraussetzung für seinen Job. Denn seit Anfang August obliegt es ihm, Steinhagen und seine Bevölkerung auf eben solche Extremlagen vorzubereiten und damit Schaden von den Menschen abzuwenden. Die Stelle des Krisenmanagers hat die Gemeinde Steinhagen während der Haushaltsberatungen im vergangenen Herbst beschlossen. Also bereits vor dem Bestpool-Brand am 7. Februar, der den Ort von einem Moment auf den anderen in einen Ausnahmezustand versetzte. Doch schon davor gab es Situationen, in denen ohne zu übertreiben von einer Krise gesprochen werden konnte, ja sogar musste. Extremwetter sorgt für Blackout Ellen Strohenke ruft die Corona-Pandemie in Erinnerung. Eine Zeit, in der die Gemeindeverwaltung plötzlich Spielplätze absperren, Abstandsregeln durchsetzen und Massenimpfungen mitorganisieren musste. Aber auch die drohende Energiemangellage im vergangenen Jahr stellte vor allem das Ordnungsamt vor neue Herausforderungen, die zuvor weit weg schienen. Notstromaggregate wurden angeschafft und Anlaufstellen ausgewiesen, in denen die Bevölkerung bei einem längeren Stromausfall versorgt werden könnte. Dass ein Blackout auch die Folge eines Extremwetters sein kann, ruft die Ordnungsamtsleiterin mit Blick nach Münster in Erinnerung. Dort hatte 2005 extremer Schneefall 250.000 Menschen vom Stromnetz und damit von der Außenwelt abgeschnitten. Die Ortschaft Ochtrup war sechs Tage lang ohne Elektrizität. Ausbildung in der Kreisverwaltung "Auch wenn der Katastrophenschutz Sache des Kreises ist, müssen wir als Gemeinde Vorsorge vor Ort treffen, um die Infrastruktur sicher zu stellen", erläutert Ellen Strothenke. "Und darum ist es wichtig, dass wir - genau! - vorbereitet sind." Diese Prävention ist nun die vorderste Aufgabe von Jan Philipp Merks. Er ist Steinhagens erster Krisenmanager. Eine Stelle, die in dieser Form im Kreis Gütersloh bislang einmalig ist, wenngleich sich derzeit alle Kommunen mehr oder weniger mit der Professionalisierung ihres Krisenmanagements beschäftigen. Der 26-Jährige hat 2015 das Steinhagener Gymnasium mit dem Abitur abgeschlossen. "Danach habe ich zwei Ausbildungen in der Verwaltung beim Kreis Gütersloh gemacht. Erst im Mittleren Dienst, dann habe ich ein duales Studium für den gehobenen Dienst drangehängt", erzählt Jan Philipp Merks. Umfangreiches Jobprofil Zwei Jahre hat er im Anschluss im Jobcenter beim Kreis Gütersloh gearbeitet - bis er von der Stellenausschreibung in seinem Heimatort erfuhr. "Das klang extrem spannend, weil man mit so vielen unterschiedlichen Themen zu tun hat", erinnert sich der Steinhagener. "Außerdem reizt es mich, etwas Neues zu entwickeln." Sein Jobprofil ist umfangreich. Ellen Strothenke angelt eine dicke Mappe aus dem Regal und wuchtet sie auf den Tisch. "Hier zum Beispiel. Das sind unsere Krisenmappen mit Notfallplänen. Die stammen noch aus den 1970er Jahren. Also aus dem Kalten Krieg. Wir hoffen, dass wir sie nie benötigen, aber wir müssen sie haben." Die in den Mappen enthaltenen Notfallpläne wird Jan Philipp Merks überarbeiten, damit bei einem Hochwasser, einem Großbrand oder einem länger andauernden Stromausfall die Kommunikation zwischen Verwaltung, Rettungskräften und Energieversorgern sichergestellt ist. Die Gemeinde hat inzwischen sogar Satellitentelefone angeschafft, um unabhängig von der Stromversorgung zu sein. Sirenen-Netz in Steinhagen wird ausgebaut Auch die Warnung der Bevölkerung steht auf der Agenda des Krisenmanagers. "Aktuell bauen wir unser Sirenen-Netz in Steinhagen wieder aus", berichtet Jan Philipp Merks. Derzeit gebe es 15 im Gemeindegebiet. Die hätten kürzlich beim deutschlandweiten Warntag auch einwandfrei funktioniert. "Wir werden zwei neue Anlagen errichten. Eine in Brockhagen und eine im Bereich Unterer Steinweg/Osterfeldstraße", kündigt der Krisenmanager an. Im Fall einer Krise wäre Jan Philipp Merks auch Mitglied im SAE. Die Abkürzung steht für Stab für außergewöhnliche Ereignisse. Das Gremium trat nach dem Bestpool-Brand regelmäßig im Rathaus zusammen, um das weitere Vorgehen zur Bewältigung der Krise abzusprechen. Ihm gehören die Bürgermeisterin, die Amtsleiter, Vertreter der Energieversorger - in Steinhagen sind das die Gemeindewerke - und handelnde Akteure wie die Feuerwehr an. Ganz schön viel Krise jeden Tag. Doch Jan Philipp Merks zeigt sich motiviert: "Es ist doch toll, daran mitzuarbeiten, die Gemeinde zu schützen, in der man selbst lebt." Abwechselung findet Steinhagens erster Krisenmanager beim Sport. Beim TSV Amshausen ist er in der Dart-Abteilung aktiv. Konzentration, ein kühler Kopf und Treffsicherheit können nicht schaden, wenn man am nächsten Tag wieder mit den Krisen dieser Welt zu tun hat.

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