Lärm und Elektrosmog: Amprion-Pläne im Kreis Gütersloh sorgen für Unbehagen

Steinhagen-Brockhagen. Mehr als hundert Interessierte waren am Donnerstagabend in die Gaststätte Ententurm nach Brockhagen gekommen, um sich über das Großprojekt zu informieren. Der Ort der Veranstaltung war nicht zufällig gewählt. Denn zwischen Steinhagen und Brockhagen befindet sich das größte Gebiet, in dem Amprion nach einer geeigneten Fläche für sein Vorhaben sucht. Zwei weitere befinden sich auf der Grenze zwischen Steinhagen und Halle und in Gütersloh-Blankenhagen. Auf einem neun Hektar großen Grundstück - das entspricht zwölf Fußballfeldern - sollen zwei Phasenschieber gebaut werden. Wie Projektsprecher Michael Weber erläuterte, handele es sich dabei um Transformatoren, die benötigt werden, um das Stromnetz zu steuern beziehungsweise Überlastungen im Netz zu vermeiden. "Mit einem Phasenschieber können wir Widerstand in die Stromleitung geben und auf diese Weise für eine optimale Netzauslastung sorgen", so Weber. "Treibende Kraft" sei die Energiewende. Es gehe letztlich darum, den Strom von den Erzeugungsflächen an der Nordsee in die Verbrauchsflächen zu transportieren. Dass Amprion erst jetzt einfällt, dass es die Phasenschieber zwischen den bestehenden Umspannanlagen Hesseln und Gütersloh benötigt, und sie nicht bereits Teil der Planung der 380-kV-Höchstspannungsleitung waren, sorgte für die erste kritische Nachfrage von Hartmut Düfelsiek, Grünen-Ratsherr aus Steinhagen. Michael Weber verwies auf netztechnische Berechnungen, die erst jetzt die Notwendigkeit ergeben hätten. "Salamitaktik" warf ihm daraufhin Hildegard Fuest von der Steinhagener SPD vor. Die Bevölkerung solle jetzt "unter Druck gesetzt werden". Suchradius könnte ausgeweitet werden Für Unbehagen bei den Anwesenden sorgten Details zu den Amprion-Plänen, die bisher nicht bekannt waren. So ist es mit den neun Hektar für die eigentliche Anlage nicht getan. Auf Nachfrage von Kreislandwirt Heiner Kollmeyer erklärten die Unternehmensvertreter, dass die gesetzlich vorgeschriebenen Ausgleichsflächen noch hinzukommen, ebenso die Zuwegung zur Anlage. Zwar soll der Phasenschieber Ostwestfalen möglichst nah an die Höchstspannungstrasse gebaut werden. Am Donnerstag erfuhren die Bürgerinnen und Bürger aber auch, dass der Suchradius gegebenenfalls noch ausgeweitet werden könnte, wenn sich in den bestehenden Räumen keine geeignete Fläche findet. "Wie groß die Ausgleichsfläche sein muss, hängt von der Wertigkeit der Fläche ab, auf der wir bauen", sagte Amprion-Experte Bastian Knocks. Dabei könne eine Verhältnis von 1:1, aber auch von 1:4 zur Anwendung kommen. Zur Zuwegung konkretisierte Tim Lipka von Amprion: "Die Straße muss eine gute Qualität haben, damit Baufahrzeuge sie nutzen können." Allein schon für den Antransport der jeweils 310 Tonnen schweren Transfromatoren sei eine entsprechend gut ausgebaute Fahrbahn notwendig. "Gerade in Steinhagen haben wir schon genug geblutet, was den Flächenverbrauch angeht", stellte Ortslandwirt Carsten Frentrup daraufhin mit Blick auf den A33-Bau fest. Ambitionierter Zeitplan Auf die Frage, wie laut die Anlage werde, nannte Amprion-Mitarbeiter Oliver Sanders einen Schallwert von 80 Dezibel. Das entspricht in etwa dem Lärm, den ein Motorrad oder ein Bohrer erzeugen. "Natürlich gibt es Schallschutzwände", kündigte Oliver Sanders an. Marianne Hoppe vom Kinderschutzbund lenkte den Blick auf mögliche elektromagnetische Felder und äußerte Bedenken, welche Auswirkungen "Elektrosmog" gerade auf junge Menschen haben könnte. Daran schloss sich die Frage einer anderen Zuhörerin nach den vorgeschriebenen Abständen zur Wohnbebauung an. Hier blieb Oliver Sanders vage und verwies auf das Bundesemissionsgesetz. Für Irritationen sorgt der Zeitplan für die Umsetzung des Bauvorhabens. 2028 möchte Amprion den Phasenschieber Ostwestfalen in Betrieb nehmen. Das nennt auch Projektsprecher Michael Weber "ambitioniert". Für den Bau rechnet das Unternehmen mit zweieinhalb bis drei Jahren. Blieben noch knapp drei Jahre, um eine geeignete Fläche zu finden. "Was passiert, wenn sich 2028 herausstellt, dass die Anlagen eventuell zu klein dimensioniert ist?", wollte Silke Wehmeier von der Steinhagener FDP wissen. Hier antwortete Michael Weber ausweichend und verwies auf den Netzentwicklungsplan, in dem solche Fragen beantwortet würden. Keine Entschädigung für Anwohner Der Projektsprecher rief am Donnerstag dazu auf, Amprion Anregungen für Flächen zu geben. "Wir prüfen die Grundstücke und suchen mit den Eigentümern das Gespräch, um sie zu kaufen", erklärte Michael Weber. Dierk Bollin aus Borgholzhausen hakte nach, ob Anwohner des Phasenschiebers eine Entschädigung erhalten und ob sich Grundstückseigentümer an der Anlage beteiligen könnten? Beides verneinte Weber.

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