Zwei Pläne, wie Steinhagens Verkehr weniger Schaden anrichten soll

Steinhagen. Ein weiteres Gutachten soll die Verkehrsbelastung belegen, der die Steinhagener insbesondere an den Zubringerstraßen zur A33 ausgesetzt sind, das wurde nun im Rathaus entschieden. Bereits vor der Eröffnung der Autobahn hatte ein erstes sogenanntes "Grobscreening" stattgefunden, um Vergleichszahlen zu haben. Ein zweites erfolgte 2018. Das dritte soll nun unter Volllast erhoben werden. Bei dieser verhältnismäßig günstigen Erhebungsweise werden die Schadstoffwerte nicht komplett gemessen, sondern anhand von Verkehrsdaten hochgerechnet. Eine Verkehrszählung steht im Zentrum. Von dieser Zählung erhofft sich der zuständige Ausschuss für Sicherheit und Ordnung besonders viel. "Die Zahlen werden manche Menschen und Entscheidungsträger erstaunen", prophezeite Heiko Hartleif (SPD) in der Sitzung. "Die Zählung muss uns die Argumente bringen, um die Zuständigen zu überzeugen." Dass die Bielefelder Straße mittlerweile sehr stark frequentiert sei, stehe außer Frage. Die bisherigen Ergebnisse: Für die ehemalige B68 ergaben die Hochrechnungen im Jahr 2018 19,5 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter, vor der Autobahneröffnung waren es 21,1. Eine leichte Verbesserung. An der Bielefelder Straße stiegen die Werte hingegen minimal, von 15,0 auf 15,1 Mikrogramm im Jahresmittel. Der geltende Grenzwert liegt deutlich höher - bei 40 Mikrogramm. "Halte das für rausgeschmissenes Geld" Die ebenfalls gemessenen Werte für Stickstoffdioxid verhielten sich ähnlich. Sie stiegen an der Autobahn leicht und fielen dafür an der ehemaligen Bundesstraße. Die Stickstoffdioxid-Zahlen liegen an beiden Messpunkten mit etwa 30 Mikrogramm ebenfalls deutlich unter dem Grenzwert von 40 Mikrogramm im Jahresmittel. Bekannte Ergebnisse, die die FDP am Sinn der neuerlichen Erhebung zweifeln lassen. "Ich habe von Anfang an klargemacht, dass ich das für rausgeschmissenes Geld halte", erklärte Karl-Heinz Diekmann den Ausschusskollegen. "Wir sind von den Grenzwerten weit entfernt und das war zu erwarten." Er halte es für unwahrscheinlich, dass sich daran bei der dritten Erhebung etwas ändern werde. Ordnungsamtsleiterin Ellen Strothenke erklärte dem Ausschuss das neuerliche Vorgehen. Wie bei den vorhergehenden Erhebungen würden die Mitarbeiter des beauftragen Fachbüros innerhalb einer Woche an verschiedenen Punkten in Steinhagen die Fahrzeuge zählen. Die Zählung solle vor den Osterferien stattfinden, um vergleichbare Verkehrsflüsse zu haben. Die Ergebnisse könnten dann im Idealfall noch vor den Sommerferien präsentiert werden. Tempo 30 nach eigenem Ermessen Ebenfalls auf der Tagesordnung des Ausschusses stand ein Antrag der Grünen. Die fordern, dass Steinhagen sich der Initiative "Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten" anschließt. Die fordert unter anderem, den Kommunen die Möglichkeit zu geben, nach eigenem Ermessen Tempo-30-Zonen auszuweisen. 30 Stundenkilometer könnten innerhalb einer Kommune gegebenenfalls auch die neue "Regelhöchstgeschwindigkeit" sein. 445 Kommunen aus der ganzen Republik haben sich im Bündnis bereits zusammengeschlossen. 30 Stundenkilometer sind aus Sicht der Initiative das "stadt- und umweltverträgliche Geschwindigkeitsniveau", um den öffentlichen Raum "attraktiv" und "lebendig" gestalten zu können. Nach derzeitiger Rechtslage darf Tempo 30 nur bei "konkreten Gefährdungen" oder vor sozialen Einrichtungen wie Schulen ausgeschildert werden. Insgesamt fand der Grünen-Antrag in der Steinhagener Politik viel Zustimmung. Nur die FDP lehnte das Bündnis ab. Karl-Heinz Diekmann erläuterte, dass er den Ansatz grundsätzlich durchaus nachvollziehen könne, Tempo 30 als allgemeingültige Geschwindigkeit allerdings nicht mittragen wolle. Trotzdem wurde der Beitritt zum Bündnis mit großer Mehrheit beschlossen.

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