Damit Steinhagen nicht absäuft: Riesiges Becken für 2,8 Millionen Euro

Steinhagen. Mehrfach standen Steinhagener Straßen in den vergangenen Jahren nach Starkregen unter Wasser. Am Hilterweg wurden selbst die schweren Gullydeckel durch den hohen Wasserdruck in der Kanalisation aus den Halterungen gehoben. Solche Bilder sollen von 2024 an der Vergangenheit angehören. Denn dann will die Gemeinde ein neues, größeres Regenrückhaltebecken mit Reinigungsfunktion in Betrieb nehmen. Die Bauarbeiten dafür haben im September auf dem Gelände der Kläranlage begonnen. Von der Friedhofstraße aus lässt sich der Verlauf der Bauarbeiten gut beobachten. Aktuell sind die Mitarbeiter der Firma Becker aus Minden damit beschäftigt, das riesige Becken auszuheben. Gleich mehrere Bagger sind vor Ort. Katharina Eckstein vom Bauamt der Gemeindeverwaltung betreut das Großprojekt und erklärt die Dimensionen: "Das neue Becken hat ein Rückhaltevolumen von 2.800 Kubikmetern auf einer Fläche von 1.120 Quadratmetern. Hinzu kommt ein nachgelagertes Rückhaltebecken mit einem Fassungsvermögen von 2.100 Kubikmetern." Und so funktioniert die Anlage, deren korrekte Bezeichnung Retentionsbodenfilterbecken lautet: Im Falle eines Starkregenereignisses wird das Wasser in dem großen Becken aufgefangen und in eine Beschickungsrinne geführt. Von dort aus läuft es dann mit niedrigerer Fließgeschwindigkeit in eine mit Schilf bepflanzte Fläche, wo die Pflanzen es reinigen. Es versickert in einer Sandschicht und fließt durch Drainagerohre in ein nachgelagertes Regenrückhaltebecken, von wo es – frei von Rückständen und unbedenklich für die Umwelt – nach und nach in den Abrooksbach geleitet wird. Das Ableiten in den Bach wird künftig deutlich gedrosselter vonstatten gehen. "Das Wasser wird dann zehnmal langsamer in den Abrooksbach abgegeben", sagt Katharina Eckstein. Auch das soll Überschwemmungen vermeiden helfen und verhindern, dass Lebewesen im Wasser durch den enormen Druck weggeschwemmt werden. Schilf benötigt ein Jahr zum Wachsen "Wir wollen im April, Mai fertig sein mit der Baumaßnahme", erklärt Katharina Eckstein, "dann müssen wir den Schilfpflanzen ein Jahr Zeit zum Wachsen geben, um die Anlage schließlich ein Jahr später in Betrieb nehmen zu können." 2,8 Millionen Euro investiert die Gemeinde Steinhagen in den Bau. Das Land NRW übernimmt von der Summe 1,18 Millionen Euro. Nach demselben natürlichen Prinzip funktioniert die Anlage zur Regenwasser- und Abwasserbehandlung, die die Gemeinde vergangenes Jahr am Upheider Weg gebaut hat. Auch hier erfüllt sie zwei Funktionen: Sie hält das Wasser bei Starkregenereignisse zurück und säubert es. Weil das Schilf am Upheider Weg inzwischen angewachsen, ist die Anlage bereits in Betrieb. Fußweg entlang der Friedhofstraße 2024 soll außerdem ein neuer Entlastungskanal vom bestehenden Regenüberlaufbecken zum neuen Retentionsbodenfilter gebaut werden. "Im Zuge dieser Maßnahme ist eine Erweiterung der Fahrbahnfläche der Friedhofstraße vorgesehen", kündigt Katharina Eckstein an. Dies soll genutzt werden, um eine verkehrssichere Fußwegverbindung zum Friedhof anzulegen. Damit nicht genug: Ebenfalls auf dem Gelände der Kläranlage ist ein weiteres Millionen-Projekt geplant, wie Betriebsleiter Michael Alter ankündigt. Im Frühling wird Steinhagens Kläranlage um eine vierte Reinigungsstufe erweitert. Filter mit sogenannter pulverisierter Aktivkohle sollen das Abwasser künftig noch besser klären, bevor es in den Abrooksbach eingeleitet wird. "Mikroschadstoffe von beispielsweise Medikamenten und Pflanzenschutzmitteln bleiben haften und können so ausgefiltert werden", erklärt Kathrina Eckstein. Für die vierte Reinigungsstufe sind elf Millionen Euro veranschlagt; auch hier übernimmt das Land NRW einen Teil der Kosten.

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