Wundermittel bei Ärztemangel? Hier sollen Gesundheitslotsen helfen

Steinhagen. Damit Patienten im Gesundheitssystem den Überblick nicht verlieren und auch nach der Behandlung beim Arzt oder im Krankenhaus nicht alleine gelassen werden, ringt die Politik nach Lösungen. Vor allem im ländlichen Raum sorgen zwei Faktoren dafür, dass rascher Handlungsbedarf besteht. Denn zum einen wird die Bevölkerung immer älter und damit anfälliger für Krankheiten und Pflegebedürftigkeit. Zum anderen gibt es vor allem auf dem Land immer weniger Hausärzte. Der Geschäftsführer des Zentrums für Innovation in der Gesundheitswirtschaft, Uwe Borchers, warnte jetzt im Sozialausschuss: &bdquo;Von den 13 Kommunen im Kreis Gütersloh sind sieben in ihrer hausärztlichen Versorgung gefährdet." Steinhagen wird derzeit von der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen Lippe nicht zu den gefährdeten Kommunen gezählt, wie Uwe Borchers im Anschluss an die Veranstaltung im HK-Gespräch erklärt. &bdquo;Das liegt unter anderem auch daran, dass Steinhagen von der Kassenärztlichen Vereinigung dem Versorgungsbereich Bielefeld zugerechnet und nicht gesondert ausgewiesen wird. Außerdem ist es in Steinhagen in den vergangenen Jahren mehrmals gelungen, Ärztinnen und Ärzte für die Niederlassung zu gewinnen." In vielen Nachbarstädten sieht die Situation allerdings weniger gut aus, vor allem was Fachärzte betrifft. Und Hilfesuchende verzweifeln auch in Steinhagen oft im Dschungel aus Angeboten und Zuständigkeiten. Ein ganz neues Berufsbild soll geschaffen werden Eine Lösung könnten Gesundheitslotsen oder so genannte Gemeindeschwestern beziehungsweise Gemeindebrüder sein. Im Kreis Gütersloh kämpfen Michael Brinkmeier (CDU) und Günter Garbrecht (SPD) gemeinsam für das neue Berufsbild. &bdquo;Unser Ziel ist es, dass das Berufsbild des Gesundheitslotsen geschaffen und als neue Leistungsart im ersten Sozialgesetzbuch festgeschrieben wird", erklärte Garbrecht, der zusammen mit Brinkmeier ins Steinhagener Rathaus gekommen war, um das Konzept zu erläutern. &bdquo;Konkret würde zum Beispiel ein Arzt bei einer nachsorgeintensiven Krankheit oder einer anderen schweren Lebenslage eine Verordnung für einen Gesundheitslotsen ausstellen und den Bedarf ähnlich wie beim Pflegegrad auf einer Skala von eins bis fünf einschätzen", ergänzt Brinkmeier. Lesen Sie auch: Seit 40 Jahren Hausarzt: Warum der 70-Jährige noch nicht an die Rente denkt Als Vorbild für das Konzept könnten die Schlaganfalllotsen dienen, die es im Kreis Gütersloh bereits gibt. Sie steigen in der Regel nach der Reha ein, wenn sich die Betroffenen plötzlich mit Themen wie häusliche Pflege, Wohnraumanpassung, Erwerbsminderungsrente oder berufliche Rehabilitation befassen müssen – und damit nicht selten überfordert sind. Für den Job der Schlaganfalllotsen werden laut Brinkmeier und Garbrecht gerne Menschen reaktiviert, die schon einmal in einem Pflegeberuf tätig waren, diesen aber aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr ausüben. Alternativ gebe es das ehrenamtliche Pendant zum Lotsen: den Schlaganfallhelfer. Michael Brinkmeier warnte aber: &bdquo;Das Ehrenamt darf kein Lückenbüßer für die Hauptamtlichen sein." &bdquo;Wesentlicher Standortfaktor für Kommunen" Brinkmeier stellte eine teilweise Kostenübernahme durch das Land in Aussicht. Außerdem sollen die Krankenkassen eingebunden werden. Günter Garbrecht ermutigte die Steinhagener Politik: &bdquo;Allein weil Sie sich bereits jetzt mit dem Thema befassen, stehen Sie an der Spitze der Bewegung." Und er gab zu bedenken: &bdquo;Für eine Kommune ist die Gesundheitsversorgung ein wesentlicher Faktor im Wettstreit mit anderen Kommunen." Lesen Sie auch: Stadt weitet Arzt-Prämie aus und schließt Lücke in der Förderung Bürgermeisterin Sarah Süß kündigte an, dass jetzt ein Konzept für Gesundheitslotsen in Steinhagen erarbeitet werden soll. Die Ausschussvorsitzende Ina Bolte schlug vor, zu diesem Zweck eine Arbeitsgruppe einzurichten. In ihr soll auch der Antrag der Arbeiterwohlfahrt berücksichtigt werden. Die AWO hatte wie berichtet einen Sozialarbeiter speziell für ältere Menschen gefordert.

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