Seit sechs Monaten kaum Aufträge: Veranstaltungstechniker in der Krise

Die Veranstaltungsbranche leidet besonders stark unter der Corona-Pandemie und den Folgen. Das bekommt auch der Betrieb Bauherr Medientechnik mit Sitz in Brockhagen zu spüren. Darum mussten neue Konzepte her.

Sebastian Kuhlwilm (30, links) und Nico Harke (31) statten normalerweise Firmenveranstaltungen, Messen und Kulturaufführungen mit der notwendigen Technik aus. Doch seit einem halben Jahr sind ihre Dienstleistungen kaum noch gefragt. | © Frank Jasper

Frank Jasper
06.10.2020 | 06.10.2020, 05:00

Steinhagen-Brockhagen. Das Unternehmen Bauherr Medientechnik war gerade von Amshausen in die Horststraße nach Brockhagen umgezogen, da brach die Pandemie über Deutschland herein. „Das ging alles ganz schnell. Alle zwanzig Minuten klingelte das Telefon. Eine Veranstaltungsabsage nach der anderen erreichte uns", erinnert sich Sebastian Kuhl, einer von sechs Mitarbeitern des Unternehmens an den Beginn der Pandemie im März. Seitdem blicken der Veranstaltungstechniker und seine Kollegen auf ein ereignisloses halbes Jahr zurück. Und die Zukunft scheint ähnlich trostlos. Denn während viele Wirtschaftsbereiche wieder Fahrt aufnehmen, gehört die Veranstaltungsbranche zu denen, die nach wie vor nahezu stillgelegt sind.

Die Firma Bauherr Medien- und Veranstaltungstechnik bietet alle Dienstleistungen zur Durchführung von Messen, Präsentationen, Feiern und Konzerten an. „Wir decken alle Gewerke ab. Von Ton über Licht bis zu Bühnenaufbau und Videotechnik", umreißt Nico Harke, Meister für Veranstaltungstechnik, das Angebot. Seit elf Jahren ist das Unternehmen am Markt und will sich am neuen Standort in Brockhagen auf nun 1.500 Quadratmetern vergrößern. Doch seit sechs Monaten kommen kaum Aufträge rein.

„Corona wird die Branche nachhaltig verändern"

Wir sind alle nach wie vor in Kurzarbeit und kommen nur hin und wieder für Kofferraumjobs zurück", berichtet Nico Harke. Kofferraumjobs – damit sind eher kleinere Veranstaltungen gemeint, für die das benötigte Equipment in einen Kofferraum passt. „Einige Firmen wagen zum Beispiel wieder hausinterne Schulungen, für die wir die Technik liefern. Auch kleinere Tagungen, Vorstandssitzungen und Pressekonferenzen statten wir wieder aus." Großaufträge bleiben hingegen weiter aus. „Viele Veranstaltungen wurden zu Beginn der Pandemie in den Herbst verschoben, jetzt werden sie oft ganz abgesagt", berichtet Sebastian Kuhl.

Normalerweise betreut Bauherr Medientechnik Konzerte in der Gütersloher Stadthalle. Doch die allermeisten Tourneen sind abgesagt worden. Auch die Hallentermine von Comedian Markus Krebs haben nicht wie geplant stattgefunden. „Wir haben bis Ende Januar die Videotechnik für seine Tournee gestellt, dann kam Corona und alles wurde abgesagt oder verschoben", blickt Nico Harke zurück. Die neuen Termine liegen im Januar und Februar kommenden Jahres. Jetzt heißt es Abwarten.

Lager wird zum Studio für Expertengespräche

Ganz untätig sein wollten die Mitarbeiter aber nicht. Weil in den vergangenen Monaten auch in vielen Unternehmen die Kommunikation über digitale Kanäle lief, bietet Bauherr Medientechnik in diesem Bereich verstärkt seine Dienstleistungen an. „Wir haben unser Lager zu einem Studio umgebaut, in dem wir zum Beispiel Expertengespräche für Online-Messen aufzeichnen. Außerdem haben wir hier auch schon Präsentationen und Online-Schulungen durchgeführt. Dann filmen wir den Referenten hier bei uns und streamen die Aufnahmen", erklärt Nico Harke. „Allerdings", so fügt er hinzu, „ist das nicht viel mehr als ein nettes Beibrot. Auffangen kann uns das nicht."

Harke und sein Kollege Kuhlwilm blicken in eine ungewisse Zukunft. Das Schlimmste, was in den kommenden Monaten passieren könne, sei ein weiterer Lockdown. „Während des zweiten Lockdowns im Kreis Gütersloh war es richtig schlimm. Da haben auswärtige Kunden abgesagt, weil sie nicht zu uns ins Studio wollten", erinnert sich Nico Harke. Und Firmen ließen keine externen Dienstleiter mehr in ihre Gebäude.

„Corona wird die Branche nachhaltig verändern", ist Sebastian Kuhlwilm überzeugt. „Wir bekommen Kurzarbeitergeld. Aber in unserem Bereich arbeiten auch viele Soloselbständige, die zurzeit ganz ohne Einkommen dastehen." Bis es wieder Veranstaltungen mit fünf- bis zehntausenden Besuchern geben wird, werden aus Sicht der beiden Veranstaltungstechniker noch Monate ins Land gehen. „Wenn im nächsten Sommer immer noch so wenig los ist, werden vermutlich viele Veranstaltungsbetriebe über die Wupper gehen", fürchtet Nico Harke.

In Brockhagen sind sie auf alle Fälle dafür gerüstet, sobald es möglich ist, auch größere Aufträge anzunehmen. „Wir haben ja momentan genug Zeit, unser Lager zu optimieren und die Technik instandzusetzen. Wenn es wieder richtig losgeht, soll alles startklar sein", sagt der Veranstaltungstechniker und fügt schmunzelnd hinzu: „Wir haben diesen tollen Beruf ja nicht gewählt, um nur noch Zoom-Konferenzen zu betreuen."