Kontrast: Wenn der Vater in der CDU und der Sohn in der Satire-Partei ist

Mit Christoph und Axel König sitzen ab November Vater und Sohn im Gemeinderat. Allerdings in verschiedenen Parteien, der eine für die CDU, der andere für die Satirepartei. Ein Problem?

Ein echtes Kräftemessen wird es im Ratssaal nicht geben, dass betonen sowohl Axel (links) als auch Christoph König. Fürs Pressefoto lassen sich Vater und Sohn aber gerne darauf ein. Übrigens: Es endete unentschieden. | © Jonas Damme

Jonas Damme
22.09.2020 | 22.09.2020, 16:52

Steinhagen. Für Axel König wird der erste Gang in den Ratssaal im November eine Rückkehr. Bereits zwei Mal saß der 65-Jährige im Steinhagener Rat. Nachdem ihn nun die CDU gefragt hatte, ob er sich aufstellen lassen wolle, habe er sich gefreut und das Angebot angenommen, berichtet der altgediente STU-Politiker beim Pressetermin im Garten.

Nicht so für Christoph König. Sein Einzug ins Gemeindeparlament hat etwas Provokatives. Nachdem die Satirepartei „Die Partei“ bereits in das Europaparlament gewählt worden war, ist der Einzug des 41-Jährigen – und seiner Kollegen in anderen Städten – in den Rat ein weiterer Schritt für die Gruppe. Die einstigen Anti-Politiker, die auf eine Aktion des Satiremagazins „Titanic“ zurückgehen, werden zunehmend Teil der politischen Landschaft in Deutschland. Ob die Wahl der Anarchopolitiker ein Gewinn ist, müssen König junior und Co. nun beweisen.

„Beschissene Graffiti verbieten!“

Der gelernte Tischler will sich im Rathaus definitiv nicht auf die Rolle des Clowns reduzieren lassen. „Mit Satire kann man in einer Demokratie einiges in Bewegung setzen“, sagt Christoph König. In den vergangenen Jahren habe „Die Partei“ da auch schon Beweise geliefert.

Mit unkonventionellen Aktionen machen die Aktivisten um den Journalisten Martin Sonneborn immer wieder von sich reden. So hatten sie bereits eine Veränderung des Parteienfinanzierungsgesetzes erwirkt, indem sie mit ihrer Aktion „Kauf kein Scheiß, kauf Geld!“ darauf aufmerksam gemacht hatten, dass die AfD mit Gold-Verkäufen ihre Parteikasse aufbesserte. Ob die medienwirksame Art, gesellschaftliche Debatten anzustoßen, auch im Kleinen funktioniert, wird sich zeigen.

Unterstützung von der Bundes-„Partei“ gibt es für die Steinhagener nicht, der Kontakt zur Landesgruppe sei sehr gering, erklärt Christoph König. Bisher habe man fast alles allein gestemmt. Dafür sei der Rückhalt in Steinhagen groß. „Im Wahlkampf sind sehr viele junge Menschen auf uns zugekommen, die mithelfen wollten, mindestens 20.“

„Saufen im Park mit Mark!“

Und was hält der Vater vom Engagement seines Sohnes bei der „Partei“? „Ich akzeptiere jedes politische Engagement“, sagt Axel König. Entscheidend sei, dass man sich überhaupt einbringe. Zwist wegen der unterschiedlichen Positionen gebe es nicht. „Wir stehen ja nicht am Gartenzaun und streiten uns“, so Axel König.

Schon kritischer ist da der Sohn: „Ich für meinen Teil würde mir ja wünschen, dass mein Vater in einer vernünftigen Partei wäre“, sagt Christoph König und verfällt bereits wieder in seine selbstgewählte Rolle, indem er ernsthaften Antworten bestmöglich aus dem Weg geht.

Während Axel König mit der CDU-Fraktion den Weg der vergangenen Jahre weitergehen kann, muss Christoph König erst einmal beweisen, dass seine Gruppe überhaupt eine Bereicherung für den Gemeinderat ist. Das Kernziel brachte ihr im Wahlkampf immerhin 2,56 Prozent der Steinhagener Wählerstimmen ein. „Wir wollen ein starke AfD in Steinhagen verhindern“, untermauert der 41-Jährige. Seiner Einschätzung nach sei es vollkommen unmöglich, mit der rechtspopulistischen Partei in irgendeiner Form zusammenzuarbeiten.

Aber auch darüber hinaus habe seine Gruppe schon mehrere Projekte in Arbeit. Unter dem Motto „Beschissene Graffiti verbieten!“, wolle er den Rat für die Idee gewinnen, gemeinsam mit professionellen Graffiti-Künstlern und engagierten Jugendlichen die am schlimmsten besprühten Autobahnbrücken zu verschönern.

Außerdem habe er verfolgt, dass die Jugendlichen, die sich abends im Bürgerpark treffen, derzeit viel Kritik einstecken müssen. Da wolle „Die Partei“ mit der Street-Work-Aktion „Saufen im Park mit Mark!“ gegenhalten und das Gespräch mit den Jugendlichen auf Augenhöhe suchen, statt sie zu verurteilen.

So unterschiedlich der konservative CDU-Mann Axel und der anarchische Spaßmacher Christoph auftreten, politisch haben sie die selben Wurzeln: den Kampf gegen die A 33. Axel König hatte die Südtrassen-Union (STU) mitbegründet und kämpfte zwei Wahlperioden im Rat gegen die heutige Trasse. Auch sein Sohn sammelte mit der STU erste politische Erfahrungen.

Und da finden sich auch schon erste Schnittmengen. Die Forderung nach einer Tempo-100-Beschränkung auf der Autobahn würden beide mittragen. Auch für Christoph König eine klare Sache. „Ich will so unabhängig wie möglich zur Realpolitik sein“, sagt er. „Aber bei wichtigen Themen werde ich mich einbringen.“