Heiligabend in die Kneipe? Hier ist das im Altkreis Halle möglich

Altkreis Halle. Weihnachten ist das Fest, an dem ganz traditionell die Familie zusammenkommt. Ganz egal, wohin es die einzelnen Teile mittlerweile verstreut hat. Das harmonische Miteinander kann aber auch schnell ins Gegenteil umschlagen. Der Braten ist zu trocken, der Aufbau des Barbie-Traumhauses scheitert am fehlenden Plastikteil, oder der Baum verliert rasant an Nadeln - schon wird es laut und ein Streit ist programmiert. Gut, wer schon vor der Eskalation das Weite gesucht hat. Aber wohin soll es gehen? Die Kneipe könnte da der richtige Ort sein. &bdquo;Wir öffnen Heiligabend schon um 11 Uhr, aber so richtig voll wird es dann ab 22 Uhr“, sagt Havva Bilgic, seit dem Spätsommer 2023 Chefin der Kneipe Haller Altstadt. Dann wird sie auch selbst wieder hinter der Theke stehen, zwischenzeitlich verschwindet sich jedoch für zwei Stunden zum Familienessen. &bdquo;Je später es dann wird, desto voller wird es. Manche Gäste kommen dann kaum noch rein“, schildert Bilgic ihre Erfahrungen der vergangenen Weihnachtsfeste, denn sie war auch früher unter der Regie des Ende 2022 verstorbenen Wirts Gerrit Ellguth schon in der Altstadt tätig. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK Das Publikum an Heiligabend ist bunt gemischt. &bdquo;Wir haben Gäste von 18 bis 85 Jahre, Singles und Familienväter“, sagt Bilgic. Aber auch viele Paare kommen vorbei, und generell stellt sie fest, dass immer mehr Frauen in die Kneipe kommen. Möglicherweise fühlen die sich bei einer Wirtin wohler. Tagsüber steht Altstadt-Urgestein Dirk Jasper am Zapfhahn, abends arbeiten dann neben Bilgic auch Alisa Langorsch und Mercedes &bdquo;Mercy“ Hofmann hinter der Theke. &bdquo;Der Tag fängt ruhig an, abends ist dann aber die Hölle los“, sagt Bilgic und meint das durchaus positiv. An den Weihnachtsfeiertagen, an denen sich die Türen ebenfalls um 11 Uhr offnen, geht es dann ruhiger zu. Geschenke sind für die Haller Wirtin Mangelware Die sonst so beliebten Frikadellen oder andere Snacks gibt es am 24. Dezember allerdings nicht. &bdquo;Die sind ja alle satt, da geht es nur noch um Getränke“, sagt die 51-Jährige. Geschenke bekommt Bilgic allerdings nicht. &bdquo;Das war früher mehr, als ich hier noch als Bedienung gearbeitet habe.“ Den Schritt in die Chefposition bereut sie allerdings überhaupt nicht. &bdquo;Es läuft noch viel besser als erhofft, ich bin total zufrieden.“ Und das an 364 Tagen im Jahr, denn nur an Neujahr steht in der Kneipe Haller Altstadt der Zapfhahn still. Das dürfte einigen Gästen wehtun, denn für sie gehört der tägliche Besuch zum Alltag. &bdquo;Manchmal muss ich Gäste auch bremsen, wenn sie zu viel trinken“, sagt Bilgic. Ein Gast habe ihr daraufhin mal erwidert, dass er mehr trinken möchte, damit Bilgic &bdquo;auch genug verdient und die Kneipe bleibt“. Auch in Versmolds Kultkneipe Dixi am alten Bahnhof ist Party angesagt. &bdquo;Wir öffnen schon seit 1985 an Heiligabend“, sagt Dietrich &bdquo;Dixi“ Ellerbrock, der die Kneipe an Silvester 1976 eröffnete. Die Öffnung am 24. Dezember musste zunächst genehmigt werden, und das Ordnungsamt stellte sich anfangs quer. &bdquo;Die wollten mir verbieten, normale Musik zu spielen. Es seien nur Weihnachtslieder erlaubt“, erinnert sich Ellerbrock. Ordnungsamt will Rockmusik an den Festtagen verbieten Er fragte dann nach, ob es denn in Ordnung wäre, wenn er von Elvis gesungene Weihnachtslieder abspielt, und setzte dann mutig doch auf das normale Programm. &bdquo;Da ist auch nie jemand vorbeigekommen, um das zu kontrollieren“, sagt Ellerbrock, der einen Tag vor Nikolaus seinen 72. Geburtstag gefeiert hat. Die Öffnung an Heiligabend hat längst Kultstatus erlangt. &bdquo;Wir öffnen auch schon zwischen 11 und 14 Uhr, richtig los geht es dann aber erst ab 22 Uhr“, erklärt Ellerbrock. Dann trifft sich gefühlt halb Versmold, um dem Weihnachtstrubel zu entfliehen. &bdquo;Ich glaube, da sind einige dabei, die froh sind, dass sie noch einmal von zu Hause rauskommen“, sagt Ellerbrock. &bdquo;Da ist hier dann kein Rein- und Rauskommen mehr. An den beiden Feiertagen ist es dann aber deutlich ruhiger.“ Die Stimmung sei stets sehr friedlich, fast schon besinnlich, so wie es sich zu Weihnachten gehört. In der Gaststätte Friedrichshöhe in Steinhagen-Amshausen wird an diesem Heiligabend ab 21 Uhr endlich ein Haken hinter Corona gemacht. &bdquo;Zum ersten Mal seit der Pandemie findet wieder unsere Weihnachtsparty ’Hells Bells’ statt“, sagt Toni Tigges, der gemeinsam mit seinem Vater Gerd die Kultkneipe betreibt. &bdquo;Das Publikum ist bunt gemischt. Sicher ist aber wohl schon jetzt, dass die Friedrichshöhe aus allen Nähten platzen wird“, sagt Toni Tigges. Auch hier bleibt die Küche an Heiligabend kalt, Essen braucht wohl zu dieser Stunde niemand mehr. &bdquo;Ich würde mal sagen, wir feiern ein besinnliches Besäufnis“, sagt der Juniorwirt. Dem ist wohl nichts hinzuzufügen. In diesem Sinne, Frohes Fest - und wer schnell genug zu Salzhering, Aspirin oder Gewürzgurke greift, ist auch an den beiden Weihnachtstagen an 12 Uhr (Mittwoch) und 10 Uhr (Donnerstag) wieder herzlich willkommen.

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