Schock für Durkopp-Mitarbeiter: In Halle fallen 200 Arbeitsplätze weg

Halle. Diese Woche trifft die Wirtschaftskrise den Altkreis Halle besonders hart: Nachdem am Dienstag bekannt wurde, dass der Automobilzulieferer Schaeffler sein Werk in Steinhagen bis Ende 2026 abwickeln will, wurden am Donnerstagmittag die Beschäftigten der neuen Durkopp GmbH (ehemals JTEKT) in Halle-Künsebeck zu einer Betriebsversammlung eingeladen. Wo ihnen Bernhard Buchholz mitteilte, dass kurzfristig etwa 200 der rund 550 Arbeitsplätze im Werk Halle abgebaut werden sollen. Zu der Versammlung, die in der Kantine des Haller Automobilzulieferers abgehalten wurde, waren nach Informationen des Haller Kreisblatts etwa 350 Mitarbeitende erschienen. Nachdem JTEKT zum 1. August durch den Münchener Investor Aequita übernommen worden ist, war es an dem neuen Geschäftsführer, der Belegschaft die schlechten Nachrichten zu überbringen - und zugleich aber auch die nächsten Schritte zu erläutern. Auf Anfrage bestätigte Bernhard Buchholz diese Informationen. Und erklärte gegenüber unserer Zeitung: &bdquo;Uns bei Aequita ist es sehr wichtig, unsere Mitarbeiter jederzeit ehrlich und transparent über die Lage der Firma zu informieren - weit mehr als das in normalen Unternehmen der Fall ist. Denn wir sind überzeugt, dass nur auf dieser Basis ein erfolgreicher Turnaround möglich ist.“ Detaillierte Kommunikation gegenüber der Belegschaft von Durkopp In diesem Sinne habe man &bdquo;sehr offen und detailliert“ mit den Mitarbeitern über die aktuelle Situation, die Kunden, Profitabilität, die Implikationen für die Belegschaft sowie über den geplanten Weg gesprochen, wie man aus der derzeitigen Lage herauskommen könne. Wie der CEO weiter betonte, sei die Reduktion von Personalkosten dabei lediglich ein Element im Gesamtbild. Darüber hinaus arbeite man daran, die Marke Durkopp nach außen bei Kunden, Lieferanten und allen weiteren Stakeholdern stark aufzubauen. Denn natürlich sei die wirtschaftliche Lage der Automotiv-Industrie - ein großer Teil der Durkopp-Kunden - sehr angespannt. Gedrückte Stimmung bei Durkopp, aber die klaren Worte kommen gut an Wie das Haller Kreisblatt aus Kreisen der Belegschaft weiter erfuhr, sei die Stimmung sehr gedrückt. Viele der Mitarbeitenden hätten zwar eine Massenentlassung erwartet, aber nicht in diesem Umfang. Zugleich seien die Ausführungen von Bernhard Buchholz aber gut angekommen: Es sei das erste Mal gewesen, dass man eine sehr klare und eindeutige Stellungnahme erhalten habe. Ein Sozialplan mit dem Betriebsrat solle nun bis zum 15. November vereinbart werden. Jens Engelbrecht, früher Betriebsratsvorsitzender bei JTEKT und mittlerweile als Gewerkschaftssekretär bei der IG Metall für die neu gegründete Durkopp GmbH zuständig, gab sich am Freitag zurückhaltend. &bdquo;Wir waren die gesamte Zeit über mit dem Betriebsrat im Gespräch und uns war klar, dass ein Personalabbau kommt. Allerdings haben wir nicht mit dieser Größenordnung gerechnet.“ Deshalb wolle er sich in der kommenden Woche auch mit dem Betriebsrat zusammensetzen und erst einmal schauen, auf welche Weise der neue Besitzer die Strukturen des Unternehmens verändern möchte: &bdquo;Was würde es bedeuten, wenn Teile des Konzerns ausgegliedert werden sollten? Was geschieht mit dem Werkzeugbau, mit dem Maschinenbau, mit dem Musterbau am Standort in Halle-Künsebeck?“, nannte Engelbrecht wesentliche Aspekte, auf die er sein Augenmerk legen wird. Erst dann könne man sich ein Bild davon machen, ob man es in Zukunft mit einem reinen Produktionsunternehmen zu tun habe und was das für den Standort bedeute, dessen Erhalt er unbedingt sicherstellen möchte. IG Metall von Größenordnung des Stellenabbaus bei Durkopp überrascht Während längst schon an der Neuausrichtung der Durkopp GmbH gearbeitet wird, steht vor dem Werk noch der alte Name JTEKT. Und auch auf Google Maps ist die Durkopp GmbH noch nicht hinterlegt. Allerdings nicht mehr lange: Am Montag, 15. September, soll der sogenannte Rebranding-Day stattfinden und die neuen Firmenschilder präsentiert werden. Das heute etwa 180.000 Quadratmeter große Industriegelände an der Werkstraße in Halle-Künsebeck war 1941 durch das Bielefelder Unternehmen Dürkopp erworben worden, um hier ein Fabrikgebäude zu errichten. Zwischen 1945 bis 1960 reparierte die britische Armee an diesem Standort zunächst ihre Fahrzeuge. 1976 verlagerte FAG Kugelfischer seine Nadellagerproduktion nach Künsebeck, ehe 1993 erneut ein Inhaberwechsel anstand: Der US-amerikanische Konzern Ingersoll Rand erwarb das Werk in Halle-Künsebeck, um die Torrington Nadellager GmbH zu gründen. Mehr zum Thema: Verkauf des Haller Automobilzulieferers JTEKT verzögert sich Die nächste Veränderung stand zehn Jahre später an, als die Übernahme von Torrington durch Timken – ebenfalls ein amerikanischer Konzern – erfolgte. Im Jahr 2011 dann wurde Timken an den Konzern Koyo Bearings aus Japan verkauft, der seit dem 1. April 2022 unter dem Namen JTEKT firmierte. Mit dem neuerlichen Inhaberwechsel zum 1. August dieses Jahres hat das Nadellagerwerk in Halle nach gut 30 Jahren erstmals wieder eine deutsche Konzernleitung. Die Belegschaft des Automobilzulieferers befindet sich seit November 2024 in Kurzarbeit. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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