Streit um Grün-Oase in Halle: Stadtpark wird für Bürger-Nutzung geöffnet

Halle. Ob wegen der Hitze oder des Wahlkampfs – in der Frage, wie in naher Zukunft mit dem Haller Stadtparkgelände verfahren werden soll, gerieten die Mitglieder des Hauptausschusses nun ungewöhnlich heftig aneinander. Gegenstand der Beratung war ein Antrag der Grünen, demzufolge das Haller Stadtparkgelände beidseitig für Bürger geöffnet und mit Sitzmöbeln ausgestattet werden soll, sodass &bdquo;Sicht- und Wegeverbindungen zu den umliegenden Siedlungsbereichen und Wegen“ entstehen. &bdquo;Diese Übergangslösung wäre ein guter Kompromiss zwischen einer kostenträchtigen sofortigen und einer aufgrund der Förderkulisse erst langfristig möglichen Entwicklung“, heißt es darin. Zur Erklärung: Die Verwaltung plant, den Stadtpark mit Fördermitteln zu entwickeln, die im Rahmen des ISEK-Prozesses erst 2027 eingeworben werden können. &bdquo;Realistischerweise würde die Fläche damit erst 2030 als Stadtpark zur Verfügung stehen“, rechnen die Grünen in ihrem Antrag vor. Zwar begrüße die Fraktion das Einwerben von Fördermitteln, der Zeithorizont aber sei unbefriedigend. Grün-Oase in Halle ist durch umwuchertes Tor erreichbar Die Grünen drängen damit auf Bewegung in einer Sache, die bei einigen Hallern längst in Vergessenheit geraten beziehungsweise laut Bürgermeisterkandidatin Friederike Hegemann von einigen Hallern schon abgeschrieben sei. Eine Initiative hatte sich ursprünglich dafür eingesetzt, dass besagte Fläche nicht mit Sozialwohnungen oder einer Kita bebaut wird und die Idee eines Stadtparks ins Spiel gebracht – schließlich war der Ravensberger Park durch die Erweiterung des Marktkaufs erheblich zusammengeschrumpft worden. Sich am Ziel wähnend, hatte sich die Initiative Anfang des Jahres zurückgezogen. Zur Vorgeschichte: Stadtpark-Pläne für Halle nehmen Gestalt an – Initiative verkündet Rückzug Im Juni dann hatten die Grünen mit einem Picknick im Park die Stadtgesellschaft dazu aufgerufen, sich den Stadtpark selbst zu erobern. So sprachen Grünen-Fraktion und Verwaltung in der Sondersitzung zwar ständig von einer Öffnung. Doch eigentlich ist das Stadtparkgelände bereits für die Öffentlichkeit zugänglich. Nur weiß offenbar kaum jemand davon. Mal ganz davon abgesehen, dass der Eingang des Areals auch wieder als Ausgang benutzt werden muss. Für Menschen, die nicht gerne in der Runde spazieren gehen, also eher unattraktiv. Doch wo ist dieser sagenumwobene Zugang? Wer sich auf dem großen Parkplatz am Haller Bahnhof genauer umschaut, der wird bei der Sporthalle der Kreisberufsschule ein rätselhaftes Tor finden. Es sieht ein bisschen so aus, als sei hier der Eingang zu einer magischen Fantasiewelt versteckt, in der so allerhand tolle Sachen passieren. Verwaltung von Halle fürchtet Missbrauch der Fläche Und tatsächlich führt das von Hecken umwucherte Tor zu einer großen parallelweltartigen Grünfläche zwischen Berufskolleg und Bahnschienen, die – hört man sich ein wenig um – kaum bekannt ist. Dahinter steckt Absicht. Die Verwaltung hat die Fläche, die sie vom Kreis Gütersloh erworben hat, bislang bewusst nicht ins Rampenlicht gerückt – aus Angst, das für die Entwicklung eines Stadtparks gedachte Gelände könnte von einzelnen Bürgern missbraucht werden. Zum Grillen etwa oder auch Drogenkonsum, wie Bürgermeister Thomas Tappe andeutete. Durch die geringe Einsehbarkeit könne kaum soziale Kontrolle ausgeübt werden, heißt es dazu in der Sitzungsvorlage. Dies könne &bdquo;negativen Tendenzen Vorschub leisten“. Es gebe außerdem andere Flächen, wie den Skulpturenpark, der den angestrebten Zweck erfüllen könnte. &bdquo;Wenn wir das machen, dann haben wir eine Verkehrssicherungspflicht“, mahnte Tappe, bereits früh spürend, die Mehrheit diesmal nicht auf seiner Seite zu haben. &bdquo;Der Bauhof müsste sich diese Fläche ständig anschauen.“ Hinzu kämen die zu installierende Beleuchtung und die anfallende Müllentsorgung. Der Bauhof habe ohnehin schon genug zu tun, mischte sich Reinhard Stricker (CDU) in die Diskussion ein, in der seine Fraktion der Verwaltung als einzige den Rücken stärkte. &bdquo;Die Parteien, die das unbedingt wollen, können ja dann den Rasen mähen und die Müllentsorgung übernehmen“, schlug er vor, stieß damit aber wenig überraschend nicht auf Gegenliebe. Bauamtsleiter von Halle warnt vor weiteren Öffnungsmaßnahmen Der Vorstoß der Grünen hingegen fand wohlwollende Unterstützer. Zumindest bei SPD und UWG. &bdquo;Wir begrüßen die Idee. Wir könnten niederschwellig erst mal Baumstämme oder Findlinge als Sitzmöglichkeiten da hinlegen“, schlug Bürgermeisterkandidatin Edda Sommer vor. Der Zaun solle stehen bleiben, aber es müsse mehr Zugänge aufs Gelände geben, fuhr sie fort. Und auch zur Müllentsorgung hatte sich die SPD bereits Gedanken gemacht: &bdquo;Wir könnten smarte Mülleimer aufstellen, die sich melden, wenn sie voll sind.“ Bemerkenswert wurde die Diskussion, als die CDU mit Aspekten des Umweltschutzes gegen das Vorhaben der Grünen zu argumentieren begann. Demnach sei das Gelände als extensiv genutzte Fläche Lebensraum für viele Insekten, merkte Sandra Wissmann an. Häufiges Betreten würden den Boden verdichten und der Fläche mehr schaden als nutzen, fuhr sie fort. Friederike Hegemann und Jochen Stoppenbrink (Grüne) hingegen warfen der Verwaltung vorgeschobene Argumente und die zwanghafte Suche nach Hinderungsgründen vor. Stattdessen sollte sich die Stadt lieber mutig zeigen, appellierten sie vor allem in Richtung Bauamtsleiter Manfred Bonensteffen. Nach dessen Meinung rechtfertige der Nutzen gemessen an den Risiken keine weitere Öffnung des Geländes. &bdquo;Wir wollen verhindern, dass der Stadtpark eine negative Konnotation erhält“, sagte Bonensteffen. Ende des Jahres soll Öffnung des Haller Stadtparks reflektiert werden Demnach – das geht aus der Sitzungsvorlage hervor – befürchtet die Stadt, die Nachbarschaft des Geländes könnte sich durch unerwünschte Nutzungen belästigt fühlen, eine ablehnende Haltung entwickeln und zukünftigen Plänen der Stadt einen Riegel vorschieben. Es sei seitens der Stadt außerdem eine Bürgerbeteiligung bei der Planung des Parks in Aussicht gestellt worden, so Bonensteffen weiter. &bdquo;Wenn wir den jetzt einfach so aufmachen, kommen sich die Bürger bestimmt komisch vor.“ Edda Sommer reagierte mit Unverständnis: &bdquo;Ich finde es erschreckend, dass sie den Bürgern nicht zutrauen, sich zu benehmen.“ Auch UWG-Fraktionsvorsitzende Anja Pohlmann sprang den Grünen zur Seite: &bdquo;Wir machen eine Probephase mit“, sagte sie. &bdquo;Es gibt immer Leute, die sich nicht an Regeln halten. Ich sträube mich aber dagegen, denen so viel Raum zu geben. Damit schränken wir uns selbst zu sehr ein.“ Auf Vorschlag von Bürgermeister Thomas Tappe wurde der Antrag der Grünen schließlich mit dem Zusatz einer Evaluation Richtung Jahresende doch einstimmig angenommen. &bdquo;Wenn wir die Maßnahme evaluieren, ist es aber nur konsequent, wenn die Verwaltung die Öffnung entsprechend bewirbt“, merkte Jochen Stoppenbrink an. SPD kritisiert Bürgermeister von Halle &bdquo;Wir werden das verkünden“, entgegnete Tappe. &bdquo;Das große Hurra wird es unsererseits aber nicht geben. Diesen Erfolg können Sie ja für Ihren Walkampf nutzen“, schob er hinterher. &bdquo;Es gehört doch zu Ihrer Masche, dass Sie unsere Erfolge nehmen und sich selbst damit profilieren“, entgegnete Edda Sommer mit kalter Stimme und rief spätestens mit dieser Bemerkung in Erinnerung: Die Kommunalwahl steht vor der Tür. Aktuelle Nachrichten bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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