Kultsport aus Estland: Haller holt ihn nach OWL und steht nun kopfüber

Halle. Schaukeln ist für jede Altersgruppe reizvoll. Die Jüngsten werden gerne auf der runden Nestschaukel platziert und schwingen fröhlich durch die Gegend, später versucht man auf der Spielplatzschaukel, mit den Füßen die Wolken zu berühren und im höheren Alter sorgt die Schiffschaukel auf der Kirmes für kribbelige Momente. Dass man sich aber mit 56 Jahren noch eine Schaukel im Garten aufbaut, ist sicherlich ungewöhnlich. Jörg Farthmann hat es dennoch getan. Aber nicht irgendein Standardmodell aus dem Kita-Katalog, sondern eine Kiik, eine Riesenschaukel aus Estland, von der es, soweit Farthmann informiert ist, bundesweit nur sechs Stück gibt. &bdquo;In Estland ist das ein Wettbewerbssport“, erklärt der Friedhofsgärtner. Die Schaukel, die insgesamt 450 Kilogramm wiegt, kostet eigentlich rund 6.000 Euro, hinzu kämen die Transportkosten aus dem nördlichsten der drei baltischen Staaten. &bdquo;Ich hatte Glück und habe einen Eventmanager aus Bonn kennengelernt, der eine seiner beiden Schaukeln verkaufen wollte“, erzählt Farthmann. Lesen Sie auch: Versmold feiert ausgelassen Sünne Peider: Die Highlights zum Nachlesen Nach zwei Wochen überschlug sich der Haller Ende Januar kam der Mann aus dem Rheinland samt Schaukel nach Halle und gemeinsam bauten sie das riesige Gerät mit einer Grundfläche von etwa 15 Mal 5 Meter auf. Man einigte sich auf 3.000 Euro, inklusive Transport und Aufbau in Farthmanns Garten am Berghagen. Dafür wurden unter anderem acht Drahtseile bis zu 90 Zentimeter tief im Boden verankert. &bdquo;Die Schaukel haut nichts um, die ist erdbebensicher“, sagt der 56-Jährige. &bdquo;Im März stieg er dann zum ersten Mal auf das Gerät, zwei Wochen später schaffte er den ersten Überschlag. &bdquo;Das ist ein Ganzkörpersport, der einer Mischung aus Körperspannung, Technik und Kraft bedarf. Ich brauche jetzt kein Fitnessstudio mehr“, sagt Farthmann. Seit er seine Schaukel hat, auf der er so oft wie möglich steht, hat er zwei Kilogramm an Muskelmasse zugenommen. Das Schaukeln ist sehr anstrengend und Farthmann kommt nach wenigen Minuten auf dem Gerät ins Schwitzen. Bei Fliehkräften von bis zu 5G lasten rund 450 Kilogramm auf Farthmann, wenn er in Bodennähe ankommt. Vom Tempo her hat er dann rund 80 Stundenkilometer drauf. &bdquo;Mir geht es aber gar nicht um die Geschwindigkeit“, sagt Farthmann und möchte den Spaß nicht auf diese eine Eigenschaft reduzieren. &bdquo;Für mich ist das Schaukeln reiner Spaß, ich sehe keinen Wettbewerb drin und hätte keine Lust an Meisterschaften teilzunehmen“, sagt Farthmann. Irgendwie sei es, so erklärt der 56-Jährige, als könne er beim Schaukeln nach den Sternen greifen. video-js.video-js.vjs-fluid:not(.vjs-audio-only-mode) { padding-top: 177.7778%; } Soester Allerheiligenkirmes war für den Haller die Initialzündung Wiederbelebt worden ist Farthmanns kindliche Schaukelleidenschaft als Mittfünfziger durch einen Besuch der Soester Allerheiligenkirmes im Herbst 2023. Dort entdeckte er das Fahrgeschäft Super-Looping. Ein Klassiker, bei dem per Muskelkraft eine Gondel bewegt wird, im Idealfall sogar einmal komplett rum, aber nicht über Kopf. &bdquo;Das hat richtig Spaß gemacht, man hat auch dort dieses Gefühl des freien Falls“, sagt Farthmann. Im vergangenen Jahr fuhr er, nur wegen dieses Fahrgeschäfts, erneut nach Soest. &bdquo;Ich habe das so oft probiert, dass ich von den Inhabern schon Freikarten bekommen habe.“ Bevor er nun regelmäßig zu Hause losschwingt, ist das richtige Anbinden lebenswichtig. Zunächst fixiert er seine Schuhe auf der stabilen, bis zu 150 Kilogramm belastbaren Standfläche aus Hartholz, anhand von Gurten und einer speziellen Bindetechnik. Dann werden die Hände in den Schlaufen an den Stangen fixiert, die die Schaukelplattform mit dem Gerüst verbinden. Eine Seite ist dem Haller am liebsten Die Kiik, was übrigens das estnische Wort für Schaukel ist, gibt es in drei Größen, Farthmann hat das höchste Modell, das bis zu acht Meter hoch aufgebaut werden kann, sodass beim Schaukeln über Kopf 16 Meter zwischen Füßen und Grasnarbe erzielt werden könnten. &bdquo;Das hat aber bisher niemand geschafft, der Rekord liegt bei 15,02 Meter. Ich habe meine Schaukel auf zehn Meter eingestellt“, sagt Farthmann. Das reicht aus, um über die Baumwipfel zu schauen. &bdquo;Ich habe stets von so einem großen Garten geträumt. Dass ich in einem Kotten auf dem Bergkamm wohnen kann, ist ein gewaltiger Gewinn. Hier gibt es genug Platz für diese Schaukel“, sagt Farthmann. &bdquo;Meistens stelle ich mich so auf die Schaukel, dass ich ins Tal schaue. Das ist die Schaukel-Schokoladen-Seite“, sagt Farthmann. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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