Nachruf

Trauer und Betroffenheit beim Haller Kreisblatt: Heiko Kaiser ist gestorben

Am Ende stößt die Medizin an ihre Grenzen. Vergangenen Freitag erliegt unser Kollege und Freund Heiko Kaiser den Folgen einer tückischen Krankheit. Er wurde 63 Jahre alt.

In Trauer und Betroffenheit verabschiedet sich das Team des Haller Kreisblatts von seinem Kollegen und Freund Heiko Kaiser, der jetzt im Alter von 63 Jahren gestorben ist. | © Nicole Donath

Nicole Donath
28.07.2025 | 30.07.2025, 10:55

Halle. Die Tage in der Redaktion sind gemeinhin von nicht enden wollenden Nachrichtenströmen geprägt; manches Mal von Hektik, immer von Tempo und Unwägbarkeiten. Gerade steht die Zeit beim Haller Kreisblatt still. Unser Kollege und Freund Heiko Kaiser ist gestorben, und wir sind zutiefst traurig und ebenso betroffen.

Bereits in den vergangenen zwei Jahren konnte Heiko, von einer kurzen Ausnahme abgesehen, krankheitsbedingt nicht mehr arbeiten. Seine einfühlsame Art, auf Menschen zuzugehen und über sie zu schreiben, seine Fähigkeit, auch komplizierteste Sachverhalte sicher und klug einzuordnen, sowie sein feiner wie hintergründiger Humor, den er so viele Jahre auch in seiner wöchentlichen Kolumne „Der Kaiserschmarrn“ verpackt hat, haben uns in dieser Zeit jeden Tag gefehlt. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Mehr noch: Heiko ist für uns nicht zu ersetzen.

Seit 1992 war er beim HK beschäftigt; zunächst als freier Mitarbeiter. Damals war Heiko nach zwölf Jahren beim Westfalen-Blatt zu uns gewechselt und anfangs für die Sportredaktion, später dann in der Lokalredaktion im Einsatz - übrigens lange Zeit Seite an Seite mit seinen einstigen Schulfreunden Jörg Müller, Andreas Großpietsch und Rolf Uhlemeier. Vor 25 Jahren erhielt er dann einen Anstellungsvertrag als redaktioneller Mitarbeiter in Teilzeit. Ab Dezember 2012 ließ sich Heiko im Zuge eines Volontariats zum Redakteur ausbilden; im Anschluss wurde er in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis übernommen.

Heiko Kaiser eröffnete mit seiner Frau Naturheilpraxis in Halle

Handballer Heiko Kaiser spielte zunächst für den TV Deutsche Eiche Künsebeck, später für den TuS Borgholzhausen. - © HK-Archiv
Handballer Heiko Kaiser spielte zunächst für den TV Deutsche Eiche Künsebeck, später für den TuS Borgholzhausen. (© HK-Archiv)

Dafür, dass diese Ausbildung zum Redakteur erst so spät erfolgte, gab es einen guten Grund: Heiko hatte so viele besondere Talente. Nach dem Abitur am Kreisgymnasium Halle verweigerte er sich der Wehrpflicht und entschied sich stattdessen für den Zivildienst. Auf eine kaufmännische Ausbildung bei Storck folgte ein BWL-Studium an der Universität Bielefeld. Und obwohl der blitzgescheite Student bald schon wusste, dass Marketing, Finanzen, Rechnungswesen und Personalmanagement nicht den Kern seiner beruflichen Zukunft bilden sollten, schloss er die Hochschulausbildung mit besten Noten ab. Um sich danach neuen Interessen zu widmen - und in Bochum eine Ausbildung zum Heilpraktiker zu absolvieren.

Das Diplom in der Tasche, eröffnete er gemeinsam mit seiner Ehefrau Claudia Schick „Die Naturheilpraxis“; zunächst in Hörste, später erfolgte der Umzug an die Haller Alleestraße. Seinen Patientinnen und Patienten hat er neben seinem umfangreichen Fachwissen auch immer wieder mit seiner außergewöhnlichen Ruhe, die er ausstrahlte, Heilung verschafft; mit seinem Blick und seinen feinen Antennen für die ungesagten Dinge. Und mit der Fähigkeit, die richtigen Fragen zu stellen. Was für den Heilpraktiker wie den Redakteur Heiko Kaiser gleichermaßen galt.

Und der begeisterte Familienmensch, Vater von Tochter Friederike und Sohn Julius, konnte noch so viel mehr. Heiko war ein hochtalentierter Leichtathlet und Handballer, der zunächst für den TV Deutsche Eiche Künsebeck spielte, später für den TuS Borgholzhausen. Zwischenzeitlich trainierte er auch mal die erste Herrenmannschaft von Union Halle oder unterstützte die Handballer des TuS Brockhagen mit kinesiologischen Übungen zur Lösung von Blockaden.

Redakteur beim Haller Kreisblatt: Beruf war auch Berufung

Unter dem Titel "Der Kaiserschmarrn" warf Heiko Kaiser einen augenzwinkernden Blick auf die Geschehnisse im Altkreis Halle. - © HK
Unter dem Titel "Der Kaiserschmarrn" warf Heiko Kaiser einen augenzwinkernden Blick auf die Geschehnisse im Altkreis Halle. (© HK)

Heiko mochte die Lieder von Reinhard Mey und war ebenso Anhänger von Hannes Wader, sozialkritischer Chansonnier aus Bielefeld. Ein gerahmtes Poster mit einer persönlichen Widmung Waders nach einem Konzertbesuch hing viele Jahre an seinem Arbeitsplatz. Heiko war ein Mensch, der in Gesprächen immer wieder auch eine andere Sicht auf die Dinge vermittelte. Weil das tatsächlich auch Ausdruck seines Empfindens war und seinem Sinn für Gerechtigkeit entsprach: immer beide Seiten hören. Und immer auch bestrebt, Menschen zu helfen sowie Schwachen und Benachteiligten, die am Rande der Gesellschaft stehen, eine Stimme zu verleihen und ins Zentrum zu rücken. Ob als Freund, als Homöopath oder mit seinen Artikeln und starken Kommentaren als Autor des Haller Kreisblatts. Sein Beruf als Redakteur war auch Berufung.

Heiko wurde nur 63, und dass wir über ihn ab jetzt in der Vergangenheitsform sprechen müssen, ist alles: ungerecht, traurig, unfassbar und vor allem definitiv viel zu früh. Das werden seine Familie, seine Freundinnen und Freunde sowie seine Kolleginnen und Kollegen beim Haller Kreisblatt gleichermaßen so empfinden. Und letztlich sogar er selbst, wie er während seiner verbleibenden Wochen im Hospiz einräumte. Wo er sich allerdings, liebevoll begleitet von seiner Familie, von Freunden oder Pastor Bernd Eimterbäumer, ebenso dankbar für die außergewöhnliche Versorgung und Betreuung dort voller Vertrauen verabschiedete.

Sein starker Glaube gab ihm Kraft und Trost

Seit 1992 war Heiko Kaiser (hier auf dem Haller Kirchplatz) beim HK beschäftigt; zunächst als freier Mitarbeiter, später als Redakteur. - © Rolf Uhlemeier
Seit 1992 war Heiko Kaiser (hier auf dem Haller Kirchplatz) beim HK beschäftigt; zunächst als freier Mitarbeiter, später als Redakteur. (© Rolf Uhlemeier)

Sein starker Glaube gab ihm auch am Ende seines Lebens große Kraft und Trost, während er von Menschen aus der evangelischen Gemeinde getragen wurde, die für ihn zuletzt Musik machten oder ihm Briefe schrieben und besondere Aufmerksamkeiten zuteil werden ließen. Er selbst stellte mit Blick auf das Leben fest: „Die Essenz von allem ist Liebe.“

Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie. Auch wir beim Haller Kreisblatt werden Heiko immer in Freundschaft, Respekt und Vermissen verbunden bleiben.