Krebsmedikamente: Unternehmen Simtra baut in Halle für 150 Millionen Euro

Halle. Wenn die Stimmung nicht so locker wäre, könnte man sich am späten Montagmorgen auf dem Unternehmensgelände bei Simtra in Halle auch im dystopischen Szenario eines Kinoblockbusters wähnen. Vollvermummte Menschen öffnen Schleusen in einem sterilen Hochsicherheitstrakt – als lauerte das gefährliche Virus hinter jeder Ecke. In Wahrheit geschieht hier genau das Gegenteil: Bei Simtra veredeln hoch qualifizierte Mitarbeitende täglich lebenswichtige Krebsmedikamente, damit diese auch bei den Patienten ankommen. Und auf diesem Weg hat eines der größten Haller Unternehmen jetzt einen weiteren Meilenstein erreicht. Am Montag (30. Juni) lud das Unternehmen zur feierlichen Einweihung des neuen Produktionsgebäudes &bdquo;PPF“ ein. &bdquo;PP steht für Pharma-Produktion – und F war der nächste noch freie Buchstabe im Alphabet“, erklärte Geschäftsführer und Standortleiter Rémi Helmig bei der Feierstunde. Der sechste Buchstabe im Alphabet – das verdeutlicht, wie stetig Simtra Biopharma Solutions (bis 2023 unter &bdquo;Baxter Oncology“ firmierend) in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten gewachsen ist. Nun also der nächste Meilenstein im Chemie-Cluster an der Haller Kantstraße: 150 Millionen Euro hat Simtra in das neue Produktionsgebäude investiert. Über allem steht, die stetig wachsende Nachfrage nach Krebsmedikamenten zu befriedigen. Und zwar weltweit. Simtra hat einen weiteren Standort in Bloomington/Indiana in den USA und beliefert aus zwei Fabriken die gesamte Welt. Das Unternehmen wächst mit seinen Kunden, den Arzneimittelherstellern. Haller Unternehmen Simtra kann zwei Dinge besonders gut Denn Simtra füllt deren hochwirksame Medikamente in kleine Fläschen oder in Spritzen ab. Und darüber hinaus versteht sich das Unternehmen auf die Gefriertrocknung – bei diesem Prozess wird den Wirkstoffen die Flüssigkeit entzogen, und sie werden pulverartig in Fläschchen (Vials) abgefüllt. Direkt bei der Anwendung am Patienten kann aus diesen Wirkstoffen dann wieder eine Lösung erzeugt werden. Vorteil: Die Arzneien können durch die Gefriertrocknung stabilisiert, haltbar gemacht und gelagert werden. Das Chemie-Cluster: Unternehmen schlägt neues Kapitel auf Vier neue Gefriertrockner wird das neue Gebäude enthalten – hinzu kommen zusätzliche Produktionslinien für die Flüssig-Abfüllung. Trocknen, abfüllen, verpacken – das klingt ja einfach. Ist aber hochkomplex. Kleinste Fehler in diesen Prozessen können die Stabilität von Molekülen zerstören, Verunreinigungen auslösen und die Wirksamkeit von lebenswichtigen Krebsmedikamenten beeinträchtigen. Bei Simtra sind sie hingegen Meister der Stabilität sowie der hocheffizienten, sauberen Prozesse. &bdquo;Wir haben etwa 60 Kunden, denen wir 100 verschiedene Produkte ausliefern“, erklärt Standortleiter Rémi Helmig bei der Einweihung. &bdquo;Die Nachfrage steigt weltweit. Wir haben das rechtzeitig erkannt und die Kapazitäten ausgebaut. Wenn wir Anfang 2026 mit der Produktion im neuen Gebäude starten, tun wir das schon mit vollen Auftragsbüchern.“ Aber warum eigentlich erst Anfang 2026? Das Gebäude ist fertig, die hochkomplexen Maschinen sind aufgebaut, es sind sogar schon Mitarbeitende auf den Fluren, in den Büros und den Produktionsräumen unterwegs. 1.800 Quadratmeter zusätzlich stehen dafür künftig zur Verfügung – 12.000 Quadratmeter Produktionsfläche insgesamt. Produktionsgebäude von Simtra in Halle wird noch über Monate vorbereitet Weil es noch Wochen, gar Monate dauert, ehe der neue Komplex den Anforderungen in Sachen Sterilität und Reinheit für die Medikamentenproduktion genügt. Jede einzelne Wand wird immer wieder abgewaschen und beprobt – bis sie den Anforderungen der vorgegebenen Hygienestandards standhält. Die zertifizierten Produktionsverfahren werden in den kommenden gut sieben Monaten eingeübt, ehe die Produktion &bdquo;scharf“ gestellt wird. Mehrfach werden Behörden und Kunden bis dahin die Maschinen und Abläufe abnehmen – und das auch künftig im Regelbetrieb immer wieder tun. Simtra wächst: Haller Pharmahersteller wird ausgezeichnet und schafft viele Arbeitsplätze Schließlich geht es um den Schutz der Medikamente – aber auch um den Schutz der Mitarbeitenden vor den hochpotenten Wirkstoffen. &bdquo;Wir haben hier nicht nur ein tolles, neues Gebäude, sondern auch ein tolles Team mit Herzblut“, lobt Rémi Helmig bei seiner Ansprache das Engagement für den Standort. Dessen Erweiterung Andreas Fibig aus dem Aufsichtsrat als &bdquo;wichtiges Standbein“ für Simtra bezeichnet. &bdquo;Es gibt heute schon viele Produkte in der Entwicklung, die irgendwann in Fläschchen gefüllt werden.“ Botschaft: Dann sei Simtra da. Das Bekenntnis zur Kleinstadt Halle mache da durchaus Sinn. &bdquo;Hier ist doch die Expertise vorhanden. Die Region zwischen Bielefeld und Osnabrück hat viel zu bieten – unsere Basis stimmt“, sagt der Aufsichtsratsvorsitzende Tibor Friedrich. 150 neue Arbeitsplätze will Simtra im neuen Gebäude schaffen und damit die 1.000-Mitarbeitenden-Grenze in Halle knacken. Und auf die kommt es weiterhin entscheidend an: KI wird bislang lediglich für Simulationen oder Schulungen eingesetzt – bei der täglichen Arbeit ist das menschliche Auge der Gold-Standard. &bdquo;Was wir hier machen, können nicht viele – es ist ein besonderer Standort“, betont Finanzchef Mike Schäfers. So sieht es auch Halles Bürgermeister Thomas Tappe, der wie Landrat Sven-Georg Adenauer zur Einweihung eingeladen ist: &bdquo;Dieses Unternehmen steht für einen Motor, für Innovation, Fortschritt und Beschäftigung.“ Riesige Schleife gelöst: Simtras neues Gebäude in Halle &bdquo;ausgepackt“ Der nächste Fortschritt ist dann ein symbolischer. Zunächst war die Front des neuen Komplexes noch mit einer grünen Schleife versehen. Als die gelöst und die neue Produktionsstätte damit &bdquo;ausgepackt“ ist, bedeutet das einen symbolischen Meilenstein in der Geschichte des Unternehmens. Und dann geht es hinein in die Blockbuster-Welt: Komplett eingepackt in weiße Schutzanzüge dürfen die Besucher einen Rundgang durch die heiligen, sterilen Hallen machen. Und verlassen ihn beeindruckt davon, wie komplex und detailliert der Produktionsprozess ablaufen wird. Keine Dystopie also, sondern eine verlockende Perspektive. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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