
Halle. Rund 10.000 Besucherinnen und Besucher strömen in dieser Woche Tag für Tag wieder nach Halle, um die 32. Terra Wortmann Open zu verfolgen. Und das Funkgerät von Dr. Udo Kleine klingelt quasi in einer Tour – zwischendurch stimmen die Telefone und das Handy mit ein. Eine vermeintlich stressige Situation, aber der 79-jährige Leiter für den Bereich Sicherheit und Brandschutz wirkt trotz des Trubels im Gespräch mit dem „Haller Kreisblatt“ entspannt.
Kein Wunder, Udo Kleine hat zum einen 350 Mitstreiter vor Ort, die sich ebenfalls um die Sicherheit der Turniergäste kümmern, und zum anderen blickt er auf 34 Jahre Erfahrung in seinem Aufgabenbereich zurück. Er betreut nicht nur seit 32 Jahren die ATP-Turnierreihe, sondern war auch schon in den Jahren davor für die beiden Challenger-Turniere vom TC Blau-Weiß Halle im Einsatz. Zudem war er 23 Jahre Turnierleiter der „Gerry Weber“ beziehungsweise mittlerweile „Terra Wortmann“ Open.
Eine Aufgabe, für die er sich mit etwa 50 Jahren umfangreich fortgebildet hat – und das, obwohl er damals bereits Feuerwehrhauptbrandmeister bei der Freiwilligen Feuerwehr in Halle war. „Wir haben dann nach Vorgaben der Politik diese Abteilung aufgebaut – und bislang hat das gut geklappt.“ Dabei passt man sich immer wieder den möglichen Gefahren an. Auch wenn das Stadiongelände vor Lkw-Anschlägen baulich relativ gut abgesichert ist, wurden beispielsweise an zwei Zufahrten Betonklötze deponiert, um kein Risiko einzugehen. „Wir hoffen natürlich alle, dass solche Maßnahmen nie zum Tragen kommen. Trotzdem muss man so etwas bedenken und dafür sensibilisieren.“
Geplanter Angriff: Aktivistin versucht, Terra Wortmann Open in Halle zu stören

Größere Einsätze wie einen Attentatsversuch oder andere Angriffe habe es zum Glück bislang nicht gegeben. Nur einmal hätte es eine Person beinahe geschafft, gezielt das Turnier zu stören: „Vor zwei Jahren hat eine Aktivistin versucht, sich am Netz festzuklammern.“ Sie sprang über eine Barriere, aber das Sicherheitspersonal war schneller. „Sie wurde von zwei Mitarbeitern abgeführt.“
Auch andere Vorfälle blieben ohne gravierende Auswirkungen für die Besucher: „Vor ein paar Jahren hatten wir hier einen Drohnenvorfall. Die Polizei, die hier eine mobile Wache hat, hat zeitnah den Besitzer festgestellt.“ In solchen Fällen werde eingegriffen, um die Turniergäste zu schützen. „Man hat gesehen, dass es den Leuten Angst macht, wenn plötzlich eine Drohne über ihren Köpfen hinwegfliegt.“
Eine wichtige Sicherheitsmaßnahme ist die Taschenkontrolle am Eingang des Geländes der OWL-Arena. Alles, was größer ist als DIN A4, soll dort in irgendeiner Form kontrolliert werden. „In größere Handtaschen gucken wir rein und bitten die Besitzer, das Unterste nach oben zu kehren.“ Zudem arbeite der Sicherheitsdienst mit Detektoren, um gefährliche Gegenstände herausfiltern.
Brandalarm schreckt das Sicherheitsteam bei den Terra Wortmann Open auf
Explizite Waffen kämen dabei nicht zum Vorschein, berichtet Udo Kleine: „Aber wir nehmen Gegenstände ab, die man als Waffen verwenden könnte – zum Beispiel Stockschirme.“ Dafür gibt es einen Aufbewahrungscontainer, an dem die Turniergäste nach ihrem Besuch ihre Sachen wieder abholen können.
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Die Taschenkontrolle sei zwar Routine, manchmal aber auch unterhaltsam, erzählt Udo Kleine dann. Einmal sorgte eine Dame mit einer eher kleinen Handtasche für Verwunderung. Der Detektor schlug Alarm und beim Öffnen der Tasche kam ein größeres Messer zum Vorschein. „Damit schneide ich für meine Kinder die Brötchen auf“, erklärte sie ihr Mitbringsel. Dazu käme dann noch eine Wurst, die auf dem Gelände gekauft und ebenfalls mit dem Messer passend geschnitten werden sollte. Dass das Wurstmesser zum Problem werden könnte, habe die Frau sichtbar verdutzt, erinnert sich der Sicherheitsleiter und lacht.
„Es passiert jedes Jahr etwas, mit dem man nicht gerechnet hat“, fährt der ehemalige Gymnasiallehrer mit entspannter Miene fort. Auch am Sonntag habe es eine unfreiwillige Probe für sein Team gegeben: Ein Brandalarm am Stadion schreckte das Sicherheitsteam auf. Ein technischer Fehlalarm – und gleichzeitig der Beweis, dass im Fall der Fälle alle Verantwortlichen zusammenarbeiten, schildert Udo Kleine. Zu den Helfern zählen Polizisten, ein privater Sicherheitsdienst, das Deutsche Rote Kreuz sowie das Technische Hilfswerk. „Ich habe hier viel Verantwortung für alle, die vor Ort helfen.“
Sicherheitschef bleibt dem Turnier in Halle noch möglichst lange treu
Wie lange er diesen Job noch machen will? „Ich sag ja immer, bis ich umfalle“, antwortet der 79-Jährige und lacht: „Man muss auch in meinem Alter noch was um die Ohren haben und was Sinnvolles machen.“
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