Post in Halle steht unter Druck: Briefe bleiben liegen, Zusteller fehlen

Halle. Die Berichte haben sich in den vergangenen Wochen gehäuft. Wiederholt erfuhr das &bdquo;Haller Kreisblatt“ über Briefe, die im Stadtgebiet viel zu spät zugestellt wurden, hörte von unzufriedenen Unternehmen. Nach Informationen dieser Redaktion soll es auch in der Stadtverwaltung Unmut über Probleme bei der Post gegeben haben. Wo liegen die Gründe für die Krise des Logistikers in Halle? Die Zahlen sind zunächst einmal imposant: 55 Mitarbeitende sind für die Post am Zustellstützpunkt Halle am Gartnischer Weg beschäftigt. Im Schnitt sind 36 von ihnen täglich unterwegs, um rund 3.500 Pakete und 15.000 Briefe zuzustellen, ist von der Post-Pressestelle zu erfahren. Wenn das System denn funktioniert. Zuletzt war allerdings eine Menge Sand im Getriebe. Und das hat auch in der Belegschaft für großen Frust gesorgt. Das HK hat sich im Unternehmen umgehört, Stimmungen eingefangen – und erfahren, dass zahlreiche Mitarbeitende nahe an der Belastungsgrenze unterwegs sind. Von &bdquo;massiven Personalproblemen“ ist da die Rede. Zum Teil seien zuletzt Bezirke für mehrere Tage liegen geblieben. Unterbesetzt sei man aber schon länger gewesen. Folge der Überbelastung sei zudem ein extrem hoher Krankenstand, der in der Spitze bei 50 Prozent gelegen habe. Kunden fahren zur Post in Halle und fragen nach Die Unzufriedenheit mancher Kunden habe darin gegipfelt, dass sie zum Stützpunkt am Gartnischer Weg gekommen seien und gefragt hätten, warum ihnen schon seit einer Woche keine Post zugestellt worden sei. Bessere Zahlen: Der Portoerhöhung sei Dank: Post-Geschäft zieht an Die Post lege die Priorität mittlerweile voll auf die Pakete. &bdquo;Alles, was eingescannt werden muss und nachweisbar ist, wo der Kunde also einen erwarteten Zustellungstermin bescheinigt bekommt, soll schnell raus.“ Seit das Briefmonopol 2007 gefallen sei und 2025 auch die erlaubte Zustellfrist von zwei auf drei Tage angehoben wurde, räume das Unternehmen diesem Geschäftsfeld nicht mehr so eine hohe Priorität ein, wird vermutet. In der Tat befindet sich die Deutsche Post im Umbruch. 8.000 der 187.000 Stellen im deutschen Brief- und Paketgeschäft sollen bis Ende des Jahres abgebaut werden. Der global operierende Logistiker DHL, der in seinem nationalen Stammgeschäft Deutsche Post heißt und weltweit etwa 600.000 Beschäftigte hat, spart zudem auch in anderen Bereichen. Post in Halle leidet erheblich unter Personalmangel Gestiegene Kosten – unter anderem durch einen Tarifabschluss – machen dem Unternehmen nach eigenen Angaben zu schaffen. Und das Briefgeschäft schrumpft ohnehin kontinuierlich: Wurden im Jahr 2000 täglich 80 Millionen Briefe in Deutschland zugestellt, sind es aktuell noch 46 Millionen. Die Zusteller müssen aber trotzdem in jede Straße – das drückt auf die Rentabilität. In Halle litt die Post zuletzt erheblich unter dem Personalmangel. Ständig mussten Bezirke aufgeteilt und anderen zugeschlagen werden – &bdquo;ich habe in den vergangenen zwei Monaten zwei Mal meinen regulären Bezirk gefahren“, berichtet ein Zusteller. An erhöhte Belastungen und anspruchsvolle Arbeit sind viele Mitarbeitende seit Jahren gewohnt – doch die aktuelle Lage sei nicht mehr normal. &bdquo;Das Tagespensum ist nicht mehr zu schaffen“, heißt es. Zumal die Post auch nicht wie gewohnt Aushilfskräfte einstelle. &bdquo;Die wurden zum Teil über Wochen eingearbeitet und haben einen guten Job gemacht – und zuletzt durften sie nicht mehr kommen“, hörte das HK aus der Belegschaft. Dabei habe es sich um bis zu zehn Kräfte gehandelt. In Halle zuletzt &bdquo;Pakete wie an Ostern und Weihnachten zusammen“ Zuletzt habe die Post in Halle immerhin massive Unterstützung aus anderen Zustellstützpunkten erhalten, damit habe man zumindest die Rückstände bei den Paketen aufgeholt. &bdquo;Da hatten wir zuletzt plötzlich ein unglaubliches Aufkommen wie an Ostern und Weihnachten zusammen“, heißt es. Auch grundsätzlich seien die Mengen allerdings kaum zu bewältigen. Das führe zu hoher Fluktuation und den besagten hohen Krankenständen. Mehr zur Post: Neuheit in Werthers Edeka – Post-Chefin fördert junge Geschäftsfrauen Denn die Menschen verschickten eben heutzutage munter Pools oder E-Roller per Paket – und diese Sendungen müssten von den Mitarbeitenden mehrmals am Tag bewegt werden. &bdquo;Die Leute werden hier verbrannt“, heißt es aus der Belegschaft. &bdquo;Qualität können wir nicht mehr liefern, sondern nur noch Schadensbegrenzung.“ Zwar wolle die Post in Halle jetzt einstellen, aber das gleiche nur zum Teil die Kündigungen und Renteneintritte aus – von einer wachsenden Belastung ganz zu schweigen. Post will in Halle einstellen – es gebe keinen Sparkurs Post-Sprecher Rainer Ernzer räumt auf Anfrage dieser Zeitung ein, dass man mit &bdquo;kurzfristigen Problemen“ zu kämpfen gehabt habe. &bdquo;Es gab die ein oder andere Herausforderung – vor allem eine Verkehrsmenge von Paketen, die auch von unseren Prognose-Instrumenten so nicht vorhergesagt werden konnte.“ Aber keinesfalls sei es aus Sicht der Post so, dass man Aushilfskräfte bewusst nicht mehr einsetze oder Zeitverträge aus Spargründen beendet habe. &bdquo;In einem Fall war eine vertrauensvolle Zusammenarbeit nicht mehr möglich, im anderen waren wir mit zu hohen Ausfallzeiten konfrontiert.“ Darum habe die Post in Halle jetzt auch neue Stellen ausgeschrieben. &bdquo;Dass wir das tun, zeigt auch, dass wir hier eben keinen Sparkurs fahren – andernfalls könnten wir für Halle gar kein Personal suchen“, so Ernzer. Die Rückstände bei der Zustellung habe man aktuell aufgearbeitet und wolle jetzt wieder &bdquo;in ruhiges Fahrwasser“ kommen. Formal müssen Post-Angestellte weniger arbeiten Dass die Post in ihrer Bearbeitung Pakete bevorzuge, sei natürlich keine offizielle Strategie. &bdquo;Aber es ergibt sich mitunter in der Praxis, da Pakete eben am meisten Platz beanspruchen und uns die Betriebsstätten dichtmachen, wenn wir in Verzug sind. Dinge mit großem Volumen müssen schnell auf die Straße, sonst kriegen wir ein Problem mit den Abläufen.“ In der Krise: Paketchaos in Halle: Warum Kunden Ärger mit dem Paketdienst DPD haben Was die Belastungen bei der Post angeht, verweist Ernzer auf die Entwicklung in den vergangenen Jahren. &bdquo;Früher hatten die Zusteller mal um 15, mal um 17 Uhr Feierabend, je nach Aufkommen. Da war es auch zulässig, inklusive Pause 10,75 Stunden zu arbeiten.“ Heute sei die Arbeitszeit auf 8,6 Stunden begrenzt. &bdquo;Der Zusteller-Job ist knackig, keine Frage, zumal unsere Mitarbeitenden dann auch noch Pakete bis zu 31,5 Kilogramm schleppen müssen – wir hätten übrigens, anders als unsere Mitbewerber, nichts gegen niedrigere Gewichtsgrenzen gehabt. Aber die Belastungen sind zu bewältigen.“ Der Post-Sprecher hofft, dass der Betrieb in Halle so bald nicht wieder durch &bdquo;erhebliche Ausreißer“ ins Schwimmen gerate. &bdquo;Wir verfeinern unsere Prognose-Instrumente weiter und entschuldigen uns bei den Kunden für die aktuellen Probleme.“ Die für Teile der Haller Belegschaft indes augenscheinlich tiefer liegen. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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