Phishing in Halle: So hat ein Betroffener den Hacker-Angriff abgewehrt

Halle. Stefan T. (Name geändert) weiß nicht, wo und wann es passiert ist. Klar ist aber, dass es passiert ist und dass jemand die Zugangsdaten seines Internetanbieters gehackt hat. &bdquo;Die hatten auch meine Kreditkartendaten und möglicherweise auch kompletten Zugang zu meinem Computer“, schildert der Haller den Vorfall, der sich bereits im vergangenen Herbst ereignet hat. Die Tatsache, dass in dem Schreiben tatsächlich sein Passwort wiedergegeben wurde, ließ ihn etwas vorsichtiger taktieren. Zwar merkte er dem Schreiben direkt an, dass es sich um ein standardisiertes Anschreiben mit orthografischen Defiziten und viel Geschwafel handelt, dennoch nahm er die Sache ernst. Zwar fing die E-Mail noch freundlich mit &bdquo;Ich grüße Dich“ an, aber schon kurz darauf wurde ersichtlich, dass hier kein alter Bekannter, sondern ein abgezockter Betrüger zur Tastatur gegriffen hat. Das Schreiben fährt fort mit den Worten: &bdquo;Ich habe schlechte Nachrichten für dich. Ich habe Ihr Betriebssystem gehackt und vollen Zugriff auf ihr Konto erhalten“. Mal siezen, mal duzen – egal, dem Erpresser geht es ohnehin nur ums Geld. Dass es so weit kommen konnte, begründet der Erpresser damit, dass es zu einer &bdquo;bestimmten Zeit zu einer Sicherheitsanfälligkeit in der Software des Routers“ gekommen sei. &bdquo;Derartige Fälle werden uns mittlerweile täglich gemeldet“, sagt Katharina Felsch, Sprecherin der Polizei Gütersloh. Generell gilt, dass man sich die E-Mail des Absenders zunächst genau anschauen sollte. &bdquo;Auch wenn die Absender-E-Mail-Adresse zunächst seriös wirkt, sollte man genauer hinsehen“, rät Felsch. Oftmals verbirgt sich dahinter dann doch eine wilde Buchstabenkombination, die erst sichtbar wird, wenn man den Mauszeiger darauf platziert. Ohne zu klicken, dann kann auch ganz sicher nichts passieren. Diese Regel gilt auch für das gesamte Dokument: &bdquo;Man sollte auf keinen Fall irgendwelche darin enthaltenen Links anklicken“, sagt Felsch. Absenderadresse soll beim Haller Vertrauen erwecken Dass die Mail auf den ersten Blick vom eigenen Mailkonto verschickt wurde, ist auch ein Trick der Täter. Durch sogenanntes Mail-Spoofing können die Täter einer Mail einen beliebigen Absender verpassen. Vergleichbar mit einem Briefumschlag, auf den ja auch ein beliebiger Absender geschrieben werden kann. Ein tatsächlicher Zugriff auf das Mailkonto der angeschriebenen Person hat jedoch in der Regel nie stattgefunden. Lesen Sie auch: Stromanbieter will Versmolderin Vertrag aufdrücken Oftmals wird, wie auch im Fall des Hallers Stefan T., damit gedroht, dass auf der Festplatte gefundene kompromittierende Fotos an sämtliche Kontakte geschickt werden. Der Betrüger schrieb in seiner Mail: &bdquo;Ich schaute auf die Seiten, die sie regelmäßig besuchen und kam zur großen Freude Ihrer Lieblings-Ressourcen. Ich spreche von Websites für Erwachsene. Ich möchte sagen – du bist ein großer Perverser. Sie haben ungezügelte Fantasie!“ Rechtschreibfehler, der erneute Wechsel von Du auf Sie und ein falscher Satzaufbau deuten hier schon auf betrügerische Absichten und ein Schreiben hin, das in Massen verschickt wurde. Dennoch gilt es aufzupassen, denn die Anschreiben werden immer besser. &bdquo;Wenn man ein reines Gewissen hat, kann man solche Mails schnell abhaken“, sagt Felsch. &bdquo;Nacktfotos gehören nicht auf die Festplatte. Ich kann es nicht glauben, wenn jemand diese schon beim zweiten Chat verschickt“, sagt Felsch. Der Umgang mit derart intimen Daten sei oftmals viel zu lasch. Aufpassen und ein eher defensives Verhalten im Netz sind das A und O und können schon im Vorfeld derartige Erpressungsversuche zunichtemachen. Polizei rät bei einem Erpressungsversuch auf jeden Fall zur Anzeige &bdquo;Ich bin mit diesem Schreiben direkt zur Polizei gegangen und habe Anzeige erstattet“, sagt T. Ein Vorgehen, zu dem auch Felsch dringend rät. &bdquo;Man sollte auf jeden Fall zu uns kommen und vorher nichts unternehmen“, sagt die Polizeisprecherin. Obwohl T. aufgrund seines Festplatteninhalts keine Peinlichkeiten zu erwarten hatte, war er vorsichtig, zumal ja der Täter offenbar schon Daten von ihm abgegriffen hatte. &bdquo;Als ich bei der Polizei war, war meine Kreditkarte bereits mit 99 Euro belastet worden. Ich ließ sie sofort sperren und bekam das Geld dann auch von seiner Bank erstattet. Es hatte zu diesem Zeitpunkt aber schon mehrere Versuche gegeben, mit meinen Kreditkartendaten einkaufen zu gehen“, sagt der Haller. Lesen Sie auch: Neue Betrugsmasche im Kreis Gütersloh Um alle möglichen Angriffe abzuwenden, sollte T. dem Erpresser 600 Euro überweisen und erhalte dann das Versprechen, dass nichts weiter geschieht. &bdquo;Das ist ein Hacker-Ehrenkodex“, schreibt der kriminelle Unbekannte. Das Geld geht in solchen Fällen meistens auf ausländische Konten. &bdquo;Ist es erst einmal überwiesen, ist es bis auf ganz wenige Ausnahmen auch unwiderruflich weg“, sagt Felsch. Im Falle des Hallers wäre das sicherlich so gewesen, schließlich wurde er aufgefordert 600 Euro und somit, wie der Betrüger unverschämt anmerkt, &bdquo;eine sehr kleine Menge für mein Schweigen“ in Bitcoins an eine &bdquo;BTC-Brieftasche“ zu senden. Diese besteht aus einer 42-stelligen, wilden Buchstaben-Zahlen-Kombination. Wie das genau funktioniert, könne, so rät der Erpresser, jede Suchmaschine im Internet erklären. Versenden erotischer Fotos sollte nicht leichtfertig geschehen Die Polizei habe mittlerweile das Verfahren eingestellt und T. ist froh, dass die Sache für ihn recht glimpflich ausgegangen ist. &bdquo;So etwas kann heutzutage jedem passieren“, weiß der Mittsiebziger und rät, dass man stets aufpassen soll. &bdquo;Die sind direkt mit den gehackten Daten auf mich zugekommen.“ &bdquo;Da wird man dann schon etwas unruhig“, sagt T. Polizeisprecherin Katharina Felsch. Sie bestätigt, dass auf solche Erpressungsversuche keineswegs nur verwirrte Senioren reinfallen. &bdquo;Es gibt auch Fälle mit hochgebildeten Leuten. Und nicht alle sind über 70 Jahre alt“, sagt Felsch. Am besten sei es jedoch, sich schon im Vorfeld im Netz so zu bewegen, dass einem später aus den hinterlassenen Daten kein Strick gedreht werden kann. Wer Nacktfotos verschickt, sollte sich dies genau überlegen und es lieber unterlassen. Auf jeden Fall aber, und dazu raten sowohl die Polizei als auch der heuchlerische Betrüger, sollte man stets ein gutes und stets aktuelles Antivirenprogramm installiert haben. &bdquo;Sei nicht sauer auf mich, jeder hat seine eigene Arbeit“, schreibt der Erpresser süffisant am Ende der Mail. Bleibt nur zu hoffen, dass alle so schnell und gut reagieren wie der Haller Stefan T.. Dann müsste sich der Erpresser einen neuen Job suchen. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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