Urteil gesprochen

Überraschende Wendung vor Gericht: Wer brach in Haller Fahrradkeller ein?

Ein 55-jähriger Haller stand vor dem Amtsgericht Halle, weil er in 13 Fahrradkeller eingebrochen sein soll. Nach einem Rechtsgespräch stellte sich der Prozessverlauf plötzlich völlig anders dar.

Es wurden mehrere Fahrräder (Symbolbild) gestohlen und weiterverkauft. | © Pixabay

12.04.2025 | 12.04.2025, 09:01

Halle. Mit einer faustdicken Überraschung endete jetzt die juristische Aufarbeitung einer großen Einbruchserie in Fahrradkellern der Haller Innenstadt in den Jahren 2022 und 2023. Ein jetzt 55-jähriger Mann war angeklagt, in 13 Keller eingebrochen und dabei stets wertvolle Fahrräder und Werkzeuge gestohlen zu haben. Doch es kam alles anders.

Der Mann gestand, alle Gegenstände verhehlt zu haben, doch die Einbrüche soll sein ehemaliger Mitbewohner verübt haben. Die Staatsanwältin brauchte fast 15 Minuten, um die Vielzahl an Vorwürfen vorzutragen. Und immer wieder war die Brechstange mit von der Partie.Haustüren, Außentüren oder Kellertüren, sie alle hielten den Attacken des Langfingers nicht stand. Es gab deshalb auch hohe Gebäudeschäden. Als sie die Liste abgearbeitet hatte, die den 55-Jährigen als Einzeltäter des besonders schweren Einbruchs bezichtigte, meldete sich dessen Anwalt zu Wort und beantragte ein Rechtsgespräch unter den beteiligten Juristen.Danach stellte sich der Prozessverlauf völlig anders dar als geplant.

Der Angeklagte gab zu, alle gestohlenen Teile aus den aufgezählten Einbrüchen zur Sicherung seines Drogenkonsums und des Lebensunterhalts verkauft zu haben. Zunächst über eBay, später sei einer der Kunden Hauptabnehmer geworden. Und: Die Einbrüche habe ausschließlich sein damaliger Zimmergenosse verübt und nicht er.

Bewährungshelferin legt gutes Wort für Haller ein

So änderte sich die Anklage zur „gewerbsmäßigen Hehlerei“. Dass trotz seiner hohen kriminellen Energie und seiner langen Vorstrafenliste die Haftstrafe zur Bewährung ausgesetzt wurde, hat er dem positiven Bericht seiner Bewährungshelferin zu verdanken. Die soll ihn auch in den kommenden drei Jahren weiter betreuen. Weitere Bestandteile der Strafe sind 150 Gemeinstunden und eine Drogentherapie. Der Angeklagte sagte, er lebe in einer anderen Stadt und habe sich von der Haller Szene freigemacht. So sei er sicher, dass er auf dem richtigen Weg sei. Um den Einbrecher-Kollegen wird sich nun die Polizei kümmern.

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