Kommentar zur Bundestagswahl

Die AfD stellt auch die Ordnung im Altkreis Halle auf den Kopf

Nach der Bundestagswahl ist nichts mehr so, wie es vorher war. Mit Blick auf die Kommunalwahl im September müssen alle Menschen hier miteinander schnellstens Antworten auf den Rechtsruck finden.

CDU-Politiker Ralph Brinkhaus (r.) und seine Frau Elke Tombach (Zweite von rechts) sind im Gütersloher Kreishaus mit Applaus empfangen worden. | © Andreas Frücht

Nicole Donath
24.02.2025 | 24.02.2025, 09:53

Kreis Gütersloh. Es geht ein Wahlabend zu Ende, der bundesweit vor allem mit Blick auf die knappen Ergebnisse von FDP und BSW an Spannung nicht zu überbieten war. Mindestens ebenso spannend – wenngleich wenig erbaulich – war mit Veröffentlichung jeder weiteren Schnellmeldung zu beobachten, wie die Städte und Gemeinden im Kreis Gütersloh und somit auch die fünf Kommunen im Einzugsbereich des „Haller Kreisblatts“ voll im bundesweiten Trend abschneiden: Die AfD, die hier vor dreieinhalb Jahren keine acht Prozent der Wählerinnen und Wähler hinter sich vereinen konnte, hat binnen dieser verhältnismäßig kurzen Zeitspanne etwa zehn Prozentpunkte zugelegt.

In Versmold lag die in Teilen gesichert rechtsextreme Partei nach der Hälfte der Auszählung kurzzeitig sogar mal vor der CDU. In der Metropole für Fleischindustrie und Speditionsgewerbe hatte im September 2021 noch die SPD (31,05 Prozent) gewonnen, dahinter lag die CDU, dann kamen die Grünen, dann die FDP – und erst an fünfter Position mit 7,99 Prozent die AfD. Dreieinhalb Jahre später ist nun alles auf den Kopf gestellt: Die AfD bildet hinter der CDU die zweitstärkste Kraft.

Auch in Borgholzhausen, traditionell sozialdemokratisch geprägt, schafft es die SPD nur noch auf Platz drei hinter der CDU (26,45 Prozent) und der AfD (20,26 Prozent).

SPD und Grüne hatten in Werther verlässlich über 20 Prozent bekommen

AfD-Direktkandidat Kai Röchter (rechts im Bild) punktete bei seinen Anhängern. - © Andreas Frücht
AfD-Direktkandidat Kai Röchter (rechts im Bild) punktete bei seinen Anhängern. (© Andreas Frücht)

Die Wählerinnen und Wähler der Stadt Werther – mit teils intensiver Orientierung in Richtung Uni-Stadt Bielefeld – hatten vor allem der SPD, aber auch den Grünen zuletzt verlässlich Stimmenanteile jenseits der 20-Prozent-Marke beschert. Nach wie vor hat die SPD-Direktkandidatin Wiebke Esdar in ihrer Heimatstadt die meisten Stimmen geholt und sich mit 33,21 Prozent gegen die Konkurrenz durchgesetzt – am Ende konnte sie sich im Wahlkreis 131 auch insgesamt vor Katharina Kotulla (CDU) schieben. Und weiterhin hat die SPD in Werther mit 23,98 Prozent auch deutlich stärker abgeschnitten als der Durchschnitt der Republik. Wenngleich auf etwas niedrigerem Niveau als in den Nachbarkommunen hat aber auch in der Böckstiegel-Stadt die AfD hinzugewonnen – und landet am Ende bei 12,92 Prozent. Das ist Platz vier.

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Mehr als doppelt so viele Stimmen wie noch 2021 hat die AfD auch in Halle zu verzeichnen: 16,6 Prozent. Und positioniert sich am Ende noch vor den Grünen (14,21), aber hinter der SPD (20,92) und der CDU (29,53).

Keine Ausnahme bildet - wenig überraschend - auch die Gemeinde Steinhagen. Hier hat die CDU mit einem Ergebnis über dem Bundesdurchschnitt (30,4 Prozent) den Spitzenplatz eingenommen und die SPD auf Platz zwei (19,55) verdrängt. Dicht gefolgt von der AfD mit 17,61 Prozent.

SPD-Kandidatin Elvan Korkmaz-Emre am Sonntagabend im Gütersloher Kreishaus. - © Andreas Frücht
SPD-Kandidatin Elvan Korkmaz-Emre am Sonntagabend im Gütersloher Kreishaus. (© Andreas Frücht)

Das erste Resümee: Der Kreis Gütersloh ist komplett „schwarz“, die CDU wurde in jeder Kommune stärkste Kraft. Und auch ihr Spitzenkandidat Ralph Brinkhaus hat sich in seinem Wahlkreis 130 in allen Kommunen durchgesetzt, sodass er seit 2009 durchgängig sein Mandat direkt gewonnen hat. Im Schnitt hat er Sonntagabend mehr als 41 Prozent erreicht – und performt damit deutlich über dem Gesamtergebnis seiner Partei auf Bundesebene, das nach letzten Hochrechnungen bei 28,6 Prozent lag.

Warum die AfD im Altkreis Halle so stark werden konnte, obwohl ein zentrales Thema der Partei – Migration – hier gar nicht im Mittelpunkt steht, muss schnellstens analysiert werden. Vor allem mit Blick auf die Kommunalwahl im September. Denn im nächsten Schritt steht zu befürchten, dass sich die AfD, die in Steinhagen schon im Gemeinderat sitzt, auch für die Stadträte in Halle, Versmold, Werther und Borgholzhausen bereitmacht.

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