
Halle. Versicherungsbeiträge, Strom- und Gas-Abrechnungen und weitere Ausgaben sorgen dafür, dass der Januar erfahrungsgemäß für viele Haushalte der teuerste Monat ist. Wer solche Abrechnungen zum ersten Mal in seinem Leben bekommt, kommt leicht ins Straucheln. Gleichzeitig wird alles immer teurer - und nicht bei jedem steigt deshalb das Gehalt entsprechend. Dass das Sparschwein langfristig nicht weiterhilft, haben wohl die meisten schon mal gehört. Und dass man irgendwann auch mal Rücklagen fürs Alter einplanen muss, dass wissen auch junge Geldverdiener. Doch wie geht man damit um?
Wir haben mit Finanzexperten aus Halle gesprochen, die bereits ihre Erfahrungen gesammelt haben. Sie verraten uns nicht nur, wie sie vorsorgen würden, sondern auch, welche Fehler sie bereits gemacht haben und welche Erkenntnisse sie daraus ziehen. So viel vorab: Alle raten, früh zu investieren. Einer der fünf Profis weiß jedoch sehr genau, wie schmerzhaft es ist, das erste Gehalt unnötig in den Wind zu blasen.
Unsere Frage an die Experten: „Welchen Finanztipp würden Sie Ihrem jüngeren Ich geben?“ Das sind die Antworten:
Tino Diekhaus (36), Center-Leiter der Hauptstelle von der Volksbank Halle:

„Denke frühzeitig an deine Absicherung! Sichere dich so schnell wie möglich gegen Risiken wie Krankheit oder Berufsunfähigkeit ab. Je jünger und gesünder du bist, desto günstiger sind die Beiträge und desto einfacher ist der Abschluss.
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung zum Beispiel schützt dich vor finanziellen Einbußen, falls du durch Krankheit oder Unfall nicht mehr arbeiten kannst. Es ist eine Investition in deine Zukunft, die dir langfristig Sicherheit gibt. Lieber rechtzeitig vorsorgen, als später bereuen, es nicht getan zu haben.“
Finanz-Profis erklären: Fondssparpläne können auch mit kleinen Beträgen viel bewirken
Vera Consbruch (43), Leiterin des Haller Beratungs-Centers bei der Kreissparkasse Halle-Wiedenbrück:

„Ich habe als junge Erwachsene auf ein Tagesgeldkonto gespart - heute empfehle ich jedoch: Weniger auf Tagesgeldkonten sparen, dafür aber mehr in Fondssparpläne zum Beispiel mit Fokus auf globale Märkte. Früh anfangen lohnt sich, da selbst kleine Summen durch die lange Laufzeit ein kleines Vermögen werden können. Zusätzlich rate ich, frühzeitig mit der Altersvorsorge zu beginnen, um dadurch die Rentenlücke zu schließen.
Ich würde meinem früheren Ich viel Spaß beim richtigen Sparen - mit guter Wertentwicklung - wünschen. Damit mein früheres Ich die richtigen Anlageentscheidungen trifft, empfehle ich ihr: Mach ein ausführliches Beratungsgespräch in deiner Bank-Filiale.“
Nina Stiller (48), Volksbank-Privatkundenberaterin im Center der Haller Hauptstelle:

„Investiere frühzeitig in deine Zukunft! Ich empfehle dir einen monatlichen Ansparplan in einen Investmentfonds zum Beispiel in einem weltweit anlegenden Fonds. Mit dieser Anlage profitierst du von den Ertragschancen der internationalen Aktienmärkte. Gleichzeitig minimierst du das Kursrisiko, indem du deine Investition mit kleinen Beträgen über einen langen Zeitraum streust.
Hätte ich zu meinem Berufsstart im Jahr 1996 monatlich 100 Euro in einen weltweit anlegenden Investmentfonds investiert, wäre heute ein beeindruckendes Vermögen von rund 159.000 Euro angespart. Mit einem Einsatz von 34.800 Euro hätte ich somit eine solide finanzielle Grundlage geschaffen.
Denke langfristig, setze auf nachhaltige Anlagen und baue kontinuierlich an deiner finanziellen Zukunft. Es lohnt sich, früh zu investieren!“
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Haller Expertin rät, auch im Studium schon an später zu denken
Julia Holdack (33), Pressesprecherin der Kreissparkasse Halle-Wiedenbrück

„Ich würde meinem jüngeren Ich raten, mit den Themen Altersvorsorge und Vermögensaufbau nicht bis zum Einstieg in den Job zu warten. Selbst neben dem Studium oder der Ausbildung macht es Sinn, in einen Fondssparplan zum langfristigen Vermögensaufbau zu investieren. Bereits ein monatlicher Beitrag von 50 Euro kann zu einem nachhaltigen Wachstum beitragen.
Auch wenn das Thema zu dem Zeitpunkt noch weit in der Zukunft liegt: die private Altersvorsorge nicht aus den Augen verlieren. Ich würde mir empfehlen, bereits im Studium das Gespräch mit meinem Berater zu suchen, um zu schauen, was am besten zu meiner derzeitigen Lebenssituation passt und was ich tun kann, um im Alter abgesichert zu sein.
Außerdem nicht vergessen: Studienzeit ist rentenrelevante Zeit. Die Jahre unbedingt anrechnen lassen, das ist auch nach dem Abschluss noch möglich.“
Halles Kämmerer hat aus seinen Finanz-Fehlern viel gelernt
Björn Hüllbrock, Kämmerer der Stadt Halle

„Vermeide kostspielige Dummheiten: Ich habe mir völlig unnötig von meinem ersten Gehalt einen alten Bulli gekauft – das war ein finanzielles Desaster. Ich hatte mich von Sonderlackierung und der tollen Ausstattung (Kühlschrank und Holzlenkrad etc.) verleiten lassen. Von Fahrzeugtechnik hatte ich leider nur wenig Ahnung und habe das Fahrzeug in dieser Hinsicht auch nicht weiter überprüfen lassen. Wie es so kommen musste, hatte ich nach gut 500 Kilometern einen Motorschaden. Rückblickend hätte ich mir das vielleicht besser überlegen sollen - und wenn schon einen Bulli, dann hätte ich vielleicht ein paar Euro mehr drauf sparen müssen, um etwas Langlebigeres zu bekommen.
Ein Grundsatz war mir immer wichtig, und den sollte mein jüngeres Ich auch unbedingt beherzigen: Investiere nur so viel, wie du auch wirklich übrig hast. Verschulde dich nur, wenn du sicher bist, dass du einen echten Mehrwert erhältst – und vermeide alles, was dich finanziell fesselt, nur um es kurzfristig etwas schöner, größer oder luxuriöser zu haben. Ein Kredit für ein auf deine finanziellen Verhältnisse passendes Haus? Okay. Ein Kredit für ein überteuertes Auto, das nach drei Jahren nur noch die Hälfte wert ist oder wie in meinem Fall direkt den Geist aufgibt? Besser nicht.
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Darüber hinaus ist es ratsam, finanzielle Reserven aufzubauen. Die hierfür erforderliche Sparsamkeit sollte man nicht als Geiz, sondern als strategische Weitsicht verstehen. Wer früh anfängt, klug mit seinem Geld umzugehen, hat später weniger Sorgen. Man weiß nie, wann die nächste Krise anklopft – sei es eine kaputte Waschmaschine, ein plötzlicher Verlust des Arbeitsplatzes oder aber eine Pandemie oder sonstige Katastrophen. Ein Sicherheitspuffer ist wie ein Fallschirm und entspannt: Man hofft, ihn nie zu brauchen, aber wenn doch, ist man froh, ihn zu haben.
Guten Freunde und Anlageberater können sich auch irren

Setze auf kluge, geduldige und möglichst sichere Investments. Wer glaubt, über Nacht reich zu werden, macht meist nur andere wohlhabend. Dein zukünftiges Ich wird es dir danken, wenn du auf stabile Werte statt auf kurzfristige Illusionen setzt. Ich habe in jungen Jahren mal auf einen guten Freund mit einem „Geheimtipp“ gehört und in zwei Einzeltitel am Aktienmarkt investiert. Über das Ergebnis schweige ich mich besser mal aus
Mache dich ein wenig schlau, um dir eine eigene Anlagestrategie aufzubauen, und vertraue bitte nicht ausschließlich auf Anlageberater. Festgelder, Anleihen und ETF könnten ein Weg zum Aufbau einer soliden Rücklage darstellen.“
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