In diesem Haller Seniorenheim bleibt die komplette Küche mittags kalt

Halle. Bis zu 80 Seniorinnen und Senioren in Halle sind von der kurzfristigen Einstellung des vom Marienheim angebotenen Mobilen Menüservices betroffen (das HK berichtete). Sie müssen sich nun innerhalb kürzester Zeit nach einem neuen Essenlieferanten umschauen. Wie das HK nun aus Mitarbeiterkreisen erfuhr, ist dies aber nur ein Teilaspekt. Demnach bliebt die Küche in der Senioreneinrichtung mittags komplett geschlossen, und die Bewohner werden nun mit Essen aus dem ebenfalls zum Verbund katholischer Altenhilfe (VKA) gehörenden und knapp 30 Kilometer entfernten St. Josef-Pflegewohnheim in Herzebrock-Clarholz versorgt. &bdquo;Das war wohl so gewollt und lief innerhalb weniger Tage und ohne jegliche Vorinformation ab“, schildern vier der Redaktion namentlich bekannte Mitarbeitende verärgert. Man habe die Kunden des Lieferservices zunächst gar nicht informiert und ihnen dann erst am 27. Dezember per Einschreiben die unmittelbar bevorstehende Einstellung des Services zum 13. Januar mitgeteilt. Nachhaltigkeit? Mit Plastik und weiten Wegen Fehlanzeige &bdquo;Auf Nachfrage hat man uns mitgeteilt, dass der Lieferservice unrentabel ist. Das ist schwer nachvollziehbar, denn das Angebot war beliebt und wurde gut angenommen. Auch eine zum Ende Februar 2025 angekündigte Preiserhöhung wurde von den Kunden gut aufgenommen“, schildern die Mitarbeitenden. Das Team sei zuverlässig und engagiert gewesen. Das aus sieben Fahrern bestehende Lieferteam ist noch komplett. Sie holen jetzt täglich das Essen aus Herzebrock-Clarholz ab. Angedeutet hatte sich diese Entwicklung offenbar schon vor rund einem Jahr, als man die Tour in umliegende Orte wie Werther und Steinhagen aus dem Programm nahm. Zudem wurde zuletzt die zweite Essensauswahl gestrichen, es gab nur noch ein Menü. &bdquo;Die Essenslieferungen bedeuten für unsere Kunden Lebensqualität und die Möglichkeit, selbstständig in ihren Wohnungen zu bleiben“, erklären die vier Mitarbeitenden des Marienheims, in dem derzeit rund 60 Menschen beschäftigt sind. &bdquo;Der VKA wirbt mit Nachhaltigkeit in der Hauswirtschaft. Wie passt es da zusammen, dass täglich weite Wege gefahren werden und das Essen in Plastik verpackt ist“, fragen sich die vier Mitarbeitenden. &bdquo;Der jetzt seitens des Trägers als Grund genannte Personalengpass wurde von der Geschäftsleitung des Hauses aus nicht nachvollziehbaren Gründen selbst herbeigeführt“, sind sie sich sicher. Träger der Haller Einrichtung spricht von &bdquo;Zwischenlösung“ Nachdem zunächst der Leiter der Hauswirtschaft, der zugleich der Hauptkoch war, offenbar ohne eigenes Verschulden entlassen worden sei, habe man keinen Ersatz gefunden. &bdquo;Wenn man es gewollt hätte, dann hätte man auch jemanden gefunden“, sind sich die Mitarbeitenden sicher. Doch habe man nur halbherzig ein Stellenangebot publiziert. Man stelle generell seit einiger Zeit fest, dass die Kommunikation innerhalb des Hauses verbesserungswürdig sei und auch die Essensfrage möglicherweise nur einen Teilaspekt darstelle. &bdquo;Die Mitarbeiter geben alles und sind am Limit. Ich weiß allerdings nicht, wann ich hier zuletzt eine ehrliche Antwort bekommen habe“, sagt eine Mitarbeiterin der Pflegeeinrichtung. &bdquo;Wir können die Schließung der Küche teilweise bestätigen“, sagt VKA-Pressesprecher Stefan Wever-Meinelt nach Rücksprache mit Marek Konietzny, Geschäftsführer der Tochtergesellschaft VKA St. Liborius gGmbH, die für die Einrichtungen in der Region Bielefeld verantwortlich ist. &bdquo;Aufgrund von personellen Engpässen wird derzeit mittags nicht in Halle gekocht. Frühstück und Abendessen werden jedoch vor Ort zubereitet“, sagt Wever-Meinell. DRK startet möglicherweise Lieferservice in Halle Das Mittagessen werde derzeit aus Herzebrock-Clarholz geliefert, dies sei jedoch nur als Zwischenlösung gedacht. &bdquo;Wir müssen jetzt erst einmal schauen, wie sich die Personallage entwickelt“, sagte Wever-Meinelt. Derweil bahnt sich jedoch für die Haller Seniorinnen und Senioren außerhalb des Hauses eine Lösung an. Das Deutsche Rote Kreuz, Kreisverband Gütersloh, prüft derzeit, ob man den Lieferdienst des DRK Hauses Ravensberg in Borgholzhausen auch auf die Nachbarkommune Halle ausweiten könnte. &bdquo;Die Nachricht vom Aus der Essenslieferungen des Marienheims hat auch uns betroffen gemacht“, sagt DRK-Kreisvorstand Dennis Schwoch, der zugleich Geschäftsführer der gemeinnützigen Betreibergesellschaft &bdquo;DRK-Haus Ravensberg“ ist. &bdquo;Wir haben uns danach die Frage gestellt, wie wir den betroffenen Menschen helfen können.“ Räumlich und technisch verfüge das Haus Ravensberg schon jetzt über die Möglichkeit, seine Küchenkapazitäten deutlich auszuweiten. Das Problem seien die personellen Ressourcen. Interessierte können sich an das Haus Ravensberg wenden Aktuell hält das zwölfköpfige Küchenteam unter Leitung von Björn Hellmann und Silvia Meyer für die 80 Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses an sieben Tagen in der Woche ein Angebot aus zwei frisch gekochten warmen Mittagsmahlzeiten bereit. Dieses Angebot nutzen derzeit auch rund 80 Außer-Haus-Kunden. Hinzu kommt an fünf Tagen der Woche die Belieferung von gut 200 Schülern der beiden Piumer Grundschulen. Die Zahl der mit einem warmen Mittagessen versorgten Menschen liegt damit in der Spitze bei 360 Personen. Für die Auslieferung stehen dem DRK-Haus Ravensberg aktuell drei Fahrzeuge und ein Pool aus sechs Fahrerinnen und Fahrer zur Verfügung. Ein in diesen Tagen ins Leben gerufenes hausinternes Projektteam will jetzt prüfen, unter welchen Voraussetzungen die Essenauslieferung auf die Nachbarstadt Halle ausgedehnt werden kann. Potenzielle Nutzer des Angebots werden gebeten, ihren Bedarf bis Ende Februar mitzuteilen. &bdquo;Wir benötigen die Lieferadresse, die Anzahl der Personen und die gewünschten Liefertage“, sagt Hauswirtschaftsleiterin Pia Grote und bitte um Nachricht per Mail an info@drk-haus-ravensberg.de oder unter Tel. 05425 9550. Für einen rentablen Betrieb seien mindestens 30 Essensbestellungen aus Halle erforderlich. Sollte alles klappen, könnte die Lieferung nach einer erforderlichen Vorbereitungszeit im Juni oder Juli starten.

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