
Diese Nachricht platzt als Dämpfer mitten in den wichtigsten Handball-Monat des Jahres. Denn gerade jetzt kämpft die deutsche Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft um den Einzug ins Viertelfinale, könnte weitere Euphorie für den Sport erzeugen und damit auch die Begeisterung in der Region hochhalten.
Und genau jetzt geben die Initiatoren des So-Tech-Cups bekannt, das hochkarätige Vorbereitungsturnier mit internationalen Topstars in der Haller OWL-Arena nicht fortzuführen. Zwei Jahre war der sommerliche Wettbewerb mit Teams wie dem THW Kiel, den Füchsen Berlin oder dem ungarischen Meister Veszprem ein neues Aushängeschild für den Handball in der Region.
Und sorgte vor allem bei den jungen Fans für riesige Begeisterung. In großen Trauben standen sie um die Stars herum, um Autogramme zu ergattern. Und die so begehrten Hünen? Nahmen sich Zeit, erfüllten nahezu jeden Selfie-Wunsch und hatten sichtbar selbst Spaß daran, wie groß das Interesse an ihrem Sport war.
SF Loxten schaffen in Haller OWL-Arena Verbindung zum Profihandball
Auch die gesamte Konstellation schien wie für den Erfolg gemacht: Der ranghöchste heimische Handball-Verein, die Sportfreunde Loxten, initiiert gemeinsam mit einem begeisterten Sponsor aus seiner Stadt, Fred Seidel von So-Tech, ein Turnier in der Vorzeige-Arena des Altkreises Halle und schafft so die Verbindung zum Profihandball.
Wenn man bedenkt, wie viele junge Handballer aus der Region dieses Angebot angenommen und ihre Idole aus nächster Nähe angefeuert haben, dann war dieses Turnier ein großer Erfolg - selbst wenn es nach nur zwei Auflagen jetzt schon wieder eingestellt wird. Denn beim Nachwuchs hat dieses Event in jedem Fall für einen Schub gesorgt, der in einigen Jahren womöglich den heimischen Vereinen und der Talentförderung zugutekommt.
Doch vielleicht war das alles zu schön, um auf Dauer wahr zu sein. Denn selbst ein enthusiastischer Sponsor wie So-Tech-Gründer Fred Seidel, der nahezu alle Versmolder Vereine, den VfL Osnabrück und Arminia Bielefeld unterstützt, hat nun offenbar den Daumen gesenkt. Seidel geht es zwar auch um den Werbewert seines Engagements, ansonsten hat er aber einfach Spaß an solchen Projekten. Wenn selbst er einen Schlussstrich zieht, dann ist die Diagnose klar: Dieses Turnier hatte nie eine wirtschaftliche Perspektive.
Auslastung beim So-Tech-Cup blieb deutlich unter den Zielen
Das war letztlich auch auf den Rängen abzulesen: 50 Prozent Auslastung in der für Handball schon imposanten OWL-Arena reichten letztlich nicht aus, um das Projekt nachhaltig zu finanzieren. 10.000 Handballfans an den jeweils zwei Turniertagen bedeuteten eine Auslastung von rund 50 Prozent, 21.000 hätten dabei sein können. Und 70 Prozent Auslastung wären laut den Gastgebern nötig gewesen, um dem So-Tech-Cup eine Perspektive zu bieten.
Die Organisatoren versuchten alles, schraubten gerade im Vorfeld der ersten Auflage mächtig an den Ticketpreisen, lockten mit Tagestickets für 30 statt 45,50 Euro. Am Ende wurden viele Karten über Aktionen noch stärker rabattiert oder auch verschenkt. Ziel war, das Interesse weiter anzukurbeln und so den Zuspruch fortwährend zu steigern - das ist letztlich nicht geglückt. Zumal es der Qualität des Turniers nicht gerecht geworden wäre, dauerhaft Billigkarten auf den Markt zu schmeißen.
Bei aller Begeisterung für den Handball in der Region - die Lücke zur Profitabilität war offenbar doch zu groß. Zum einen womöglich, weil es eben letztlich doch „nur“ ein Vorbereitungsturnier von Vereinsteams war. Würde die deutsche Handball-Nationalmannschaft noch einmal ein Qualifikationsspiel wie 2019 gegen Polen bestreiten, wäre der Reiz für weitere Fans ohne Frage größer.
Kylian Mbappé kennt jeder - aber Mathias Gidsel?
Und zum anderen sind der Altkreis Halle und ganz OWL zwar Handball-Hochburgen - an die Strahlkraft des Fußballs kommt der Sport aber auch bei uns offenbar immer noch nicht heran. Während Namen wie Kylian Mbappé oder Cristiano Ronaldo auch Nicht-Fußball-Fans ein Begriff sind, können mit dem Namen Mathias Gidsel - womöglich aktuell der beste Handballer der Welt - wiederum nur Handball-Anhänger etwas anfangen.
Für den So-Tech-Cup hätte die OWL-Arena also etwas kleiner sein müssen. Für ihr Aushängeschild, die Terra-Wortmann-Open, ist sie gerade groß genug, wie der aktuell wieder sehr starke Karten-Vorverkauf für das ATP-Tennisturnier im Juni beweist. Dennoch muss auch das Stadion über das ganze Jahr ausgelastet und finanziert werden, soll der Betrieb nicht zu sehr am Tropf des unbestrittenen Höhepunktes hängen.
Vor diesem Hintergrund wäre ein weiteres planbares Event im Kalender auch für die Verantwortlichen der Arena sicherlich reizvoll gewesen. Eine für beide Seiten wirtschaftlich tragfähige Einigung über die Fortsetzung des So-Tech-Cups kam allerdings nicht zustande.