Haller Landwirt schwört auf Holz: Nicht nur die Wärmepumpe ist nachhaltig

Halle-Hesseln. Der Herbst kommt langsam auf Touren, und in vielen Häusern sorgen sicher schon die Heizungen dafür, dass man am Frühstückstisch oder abends auf dem Sofa nicht frieren muss. Sicherlich werden bald auch wieder die Kamine befeuert, Material dafür ist jedenfalls ausreichend vorhanden. Landwirt Marc Wittenbrock steht in seiner großen Lagerhalle, die bis unters Dach mit getrockneten Holzscheiten gefüllt ist. &bdquo;Niemand muss frieren, es ist genug für alle da“, sagt Wittenbrock. Dabei ist die Menge, die man gerade sieht, längst noch nicht alles. &bdquo;Das Lager ist bestens gefüllt. Es wird aber mehrmals im Jahr geleert und wieder aufgefüllt.“ Seit mittlerweile 20 Jahren gibt es bei Wittenbrock in Hesseln auch Brennholz, die Geschichte des Hofes reicht jedoch rund 200 Jahre zurück, wobei er sich stets im Familienbesitz befand. Seit 2001 ist Marc Wittenbrock hier der Chef, sein Vater Karl-Heinz (80) mischt aber auch noch mit. Zudem gibt es drei Mitarbeiter und einen Auszubildenden. Wittenbrocks Zwiebeln sind in aller Munde &bdquo;Wir sind richtige Landwirte“, sagt Wittenbrock. Der Holzhandel macht nur einen Teil des Angebots aus. Es gibt auf dem Hof am Südhang des Teutoburger Waldes auch Kälber, Schweine und Ackerbau. Zwiebeln sind wohl das Hauptprodukt der Wittenbrocks. &bdquo;Unsere Zwiebeln findet man in vielen Geschäften, und wir liefern auch an große Firmen, wie Dr. Oetker. Jeder hat wohl schon einmal irgendwo unsere Zwiebel gegessen“, vermutet Marc Wittenbrock. Doch zurück zum Heizen: &bdquo;Für unser Brennholz wird kein einziger Baum gefällt“, betont der Hesselner Landwirt. Bäume werden für die Industrie gefällt und zunächst am Waldrand abgelegt. Die besten Hölzer sichern sich die Möbelhersteller, Wittenbrock nimmt dann die Stämme mit Verfärbungen, Krümmungen oder Rissen und markiert sie. Die schlechtesten Stämme werden zu Spanplatten verarbeitet. &bdquo;Für uns gibt es also nur Holz, wenn die Industrie dieses auch benötigt.“ &bdquo;Wir importieren nicht. Unser Holz kommt ausschließlich aus dem Teutoburger Wald, von Dissen bis runter zur A2 in Bielefeld“, erklärt Wittenbrock. Größtenteils wird es angekauft, aber der Landwirt besitzt auch eine eigene Waldfläche auf der Egge. Diese wird nachhaltig bewirtschaftet, es wird also nie mehr Holz entnommen, als beim Durchforsten anfällt. Fichte ist am günstigsten, wird aber immer seltener Der Klassiker beim Kaminholz ist Buchenholz mit einer Scheitlänge von 33 Zentimetern. Wittenbrock bietet auch die 25-Zentimeter-Variante an, aber die ist etwas teurer. Die Fichte galt bisher immer als preiswertester Brennstoff. Eine Kilowattstunde Wärme kostet nicht einmal halb so viel wie bei Öl- oder Gasheizungen. Allerdings verliert die Fichte immer mehr an Bedeutung. &bdquo;Sie ist halt langsam aus unseren Wäldern verschwunden“, sagt Wittenbrock. Der Borkenkäfer hat ihr den Todesstoß versetzt, und beim Aufforsten spielt sie keine Rolle mehr. Das Heizen mit Buchenholz ist nur geringfügig teurer und somit im Vergleich mit den fossilen Brennstoffen immer noch ein Schnäppchen. Pro Heizperiode benötigt man für 100 Quadratmeter Wohnfläche etwa 3,6 Raummeter Holz. Ein Raummeter Buchenholz kostet aktuell 200 Euro. Und außerdem: &bdquo;Holz wird es immer genug geben“, beruhigt Wittenbrock. Die Aufforstung der vergangenen Jahre sei gut gelungen. &bdquo;Das Dümmste, was man machen kann, ist in den Wald gehen, einen Baum fällen und das Holz direkt verheizen“, sagt der Hesselner. &bdquo;Der Brennwert des Kaminholzes hängt vom Wassergehalt ab. Durch Wasserdampf geht die Hälfte der Energie verloren, darum sollte man niemals frisches Holz nehmen“, erklärt der Landwirt. Die Feuchtigkeit sollte stets unter 20 Prozent liegen. Stämme werden mit modernster Technik getrocknet Bei Wittenbrock werden die Hölzer technisch getrocknet, nach einer Empfehlung der Holzfachschule im hessischen Bad Wildungen: in einer Halle über ein Kanalsystem mit Außenluft. Die stammt aus der Abwärme der hofeigenen Biogasanlage. Ein zusätzlicher Lüfter springt nur dann an, wenn die Luftfeuchtigkeit einen bestimmten Wert unterschreitet. Die Vorteile sind eine gleichmäßige Trocknung, ein höherer Brennwert und kein Schimmelbefall. &bdquo;Was vor 1.000 Jahren schon gut war, ist heute noch besser“, spricht Wittenbrock ein Plädoyer für den nachwachsenden Rohstoff als Energielieferant. Holz sei gespeicherte Sonnenenergie und praktisch CO2-neutral. Die Herstellung des Brennholzes von der Fällung bis zum Transport zum Kunden verläuft, auch dank eines eigenen Windrads auf der gegenüberliegenden Straßenseite und einer Fotovoltaikanlage, nahezu klimaneutral. &bdquo;Es hapert eigentlich nur noch am Transport zum Kunden, aber da arbeiten wir auch an Ideen“, sagt der Hesselner. Holz kann Wärmepumpen ersetzen oder ergänzen Die Verarbeitung der riesigen Holzstämme der zwischen 25 und 100 Jahren alten Bäume bis hin zu den kleinen, getrockneten Holzscheiten erfolgt mittlerweile vollautomatisch. &bdquo;Wir nehmen kein Stück Holz mehr in die Hand, alles läuft per Technik. Früher war das noch eine richtige Knochenarbeit“, sagt Wittenbrock. Holz ist für ihn auch ganz klar ein Energielieferant der Zukunft. &bdquo;Man muss nicht unbedingt auf Wärmepumpe umstellen. Die 65-Prozent-Regel des neuen Heizungsgesetzes legt lediglich fest, dass mindestens 65 Prozent der benötigten Energie aus erneuerbaren Quellen stammen muss“, erklärt Wittenbrock. Diese Quote könne natürlich durch einen Heizungstausch erzielen, aber auch dadurch, dass man zu zwei Drittel auf den Kamin setzt. &bdquo;Wenn ich den im Wohnzimmer habe und er mir die Räume heizt, macht das schon 65 Prozent der Energie aus. Den Rest könnten dann weiterhin meine Öl- oder Gasheizung liefern“, rechnet der Landwirt vor. Ab dem kommenden Jahr müssen sich jedoch diejenigen, die mit einem Kaminofen heizen, eventuell ein wenig umstellen. Die Anlagen dürfen dann bestimmte Grenzwerte nicht überschreiten. &bdquo;Man muss sich entweder einen neuen Kamin anschaffen, was sinnvoll für die Zukunft wäre, da dann weniger Holz benötigt wird. Es genügt aber auch, den vorhandenen Kamin mit entsprechenden Filtern nachzurüsten, sodass die Grenzwerte eingehalten werden“, sagt Wittenbrock.

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