Haller Floristin fürchtet nach mutigem Start die Ankunft der Bauarbeiter

Halle. Als Julia Westphal im Januar 2021 im früheren Blumenhaus Büttner an der Rosenstraße 17a ihr Geschäft &bdquo;Edel & Kraut Floristik Design“ eröffnete, schüttelten einige Hallerinnen und Haller sicher ungläubig den Kopf. Viele Geschäfte blieben geschlossen, Corona war auf dem Höhepunkt und Familienfeiern fanden bestenfalls im Wohnzimmer statt. Wer brauchte in diesem Moment ein Blumengeschäft? Offenbar viele, denn rückblickend kann Westphal rein betriebswirtschaftlich gesehen sagen: &bdquo;Corona war bombastisch.“ Die Menschen hätten sich bevorzugt zu Hause aufgehalten und dafür gesorgt, es sich dort möglichst gemütlich einzurichten. &bdquo;Zudem hatten wir ja das Glück, dass wir als Blumengeschäft weiterhin öffnen durften“, sagt Westphal. Als sie ein Jahr zuvor davon erfahren hatte, dass das in Versmold gegründete Blumengeschäft Büttner, in dessen Räumen sie unter der Leitung von Simone Krause selbst vor 25 Jahren ihre Ausbildung absolviert hat, schließt, war sie sofort interessiert. Sie hatte zuvor bereits sechs Mal die Chance gehabt, ein Geschäft zu übernehmen. Sechs Mal hatte sie sich dagegen entschieden, nun sollte der Zeitpunkt kommen. Widrige Begleitumstände hin oder her. Vor dem Start arbeitete sie ein Jahr zur Probe &bdquo;Es war, wie wenn man nach Hause kommt“, sagt sie rückblickend. Es war ja auch absolut kein Neuland für sie, schließlich hatte sie, abgesehen von der Ausbildungszeit, direkt zuvor schon ein Jahr lang am Ort ihrer zukünftigen Selbstständigkeit gearbeitet und dabei die Kunden kennengelernt. &bdquo;Jetzt gehen wir bald schon ins fünfte Jahr und ich bin sehr zufrieden“, sagt Westphal, die auch regionale Produkte, wie etwa Tee aus dem schräg gegenüberliegenden Tee- und Kaffee-Paradies von Scarlett Mantei oder gute Tropfen aus dem Weinsinn Nr. 4 von Susanne Ulbrich auf ihrem rund 80 Quadratmeter großen Verkaufsraum anbietet. Man merke allerdings aktuell schon, so Westphal, dass die Zeiten schwierig seien und die Menschen sparen. &bdquo;Alles wird teurer“, sagt Westphal. Auch sie muss die gestiegenen Einkaufspreise teilweise an die Kunden weitergeben. Niederländer machen Blumen-Dumpingpreise Schwierig sei für sie stets der Dienstagnachmittag, wenn der Blumen-Lkw auf dem Ronchin-Platz anlässlich des Wochenmarktes Station macht. &bdquo;Da gehen die Leute dann schon verstärkt hin. Aber da kann ich nicht mithalten. Dessen Verkaufspreise liegen ja noch unter meinen Einkaufspreisen“, sagt die Floristin. Der Händler kaufe die Ware halt in großen Mengen bei Versteigerungen in den Niederlanden ein. Echte Sorgen bereitet ihr hingegen der fürs kommende Jahr geplante Umbau der Rosenstraße. &bdquo;Das Geschäft wird dann nicht mehr so gut erreichbar sein, zudem soll die Zufahrt zum Ronchin-Platz gesperrt werden“, sagt Westphal. Den positiven Worten der Stadt, dass alles weiterlaufen kann und Halle als Einkaufsstadt attraktiv bleibt, vertraut sie nur bedingt. Dann muss Westphal wohl umso mehr auf die vermeintlichen Floristen-Traumtage Valentinstag und Muttertag hoffen. &bdquo;Ja, da wird schon mehr verkauft, aber die beste Zeit sind für uns die Wochen vor Weihnachten“, sagt Westphal. Da konzentriere sich nicht alles auf den einen Tag, vielmehr kaufen die Menschen während der gesamten Adventszeit Dekoartikel, Adventskränze und Blumen. Kater sorgt für Stimmung im Geschäft Unterstützt wird Julia Westphal von Sybille Vahlenkamp, die auch zuvor schon einige Jahre bei Büttner tätig gewesen ist. Und natürlich von Persyk. Der kuschelige Kater war eines Tages einfach so durch die offene Tür ins Geschäft getrippelt und hatte es sich spontan zwischen den Pflanzen gemütlich gemacht. Es stellte ich heraus, dass der Kater einer Familie gehört, die aus der Ukraine geflohen war und einige Zeit unweit des Ronchin-Platzes lebte. Als diese nach Bielefeld umziehen musste und dort für den Vierbeiner kein Platz mehr war, erklärte sich Westphal bereit, sich gemeinsam mit einer Nachbarin um das Tier zu kümmern. Persyk ist übrigens ukrainische und bedeutet &bdquo;Pfirsich“, angelehnt an die Farbe seines flauschigen Fells. Farben wie Persyks Fell sind weiterhin in der Blumenbranche am beliebtesten. &bdquo;Naturtöne liegen im Trend“, sagt die Floristin. Vor einiger Zeit habe sie es mal mit blauen Blumen versucht. &bdquo;Die kamen gar nicht an, das ist vielleicht eher was für eine Großstadt.“ Blumenwissen hält sich in Grenzen Westphal schätzt, dass 70 Prozent der Kundschaft weiblich und 30 Prozent männlich ist. &bdquo;Man kann allerdings nicht sagen, dass Männer weniger von Blumen verstehen als Frauen“, sagt Westphal. Geschlechterübergreifend sei meistens schon nach Rosen, Tulpen und Nelken Schluss, danach gingen den Kunden die Namen für die Gewächse aus. &bdquo;Aber dafür gibt es ja uns, wir beraten dann gerne weiter“, sagt die Floristin.

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