Schluss mit günstiger Miete – Geschäftsfrau bleibt Halle dennoch treu

Halle. Zwei Jahre ist es jetzt her, da begann die Floristin Michaela Duckert ein neues Kapitel in ihrem Arbeitsleben. So mietete sie sich in die ehemaligen Geschäftsräume von Gardinen Bunte ein und erfüllte sich damit den Traum vom eigenen Einzelhandelsgeschäft. In dem kleinen Laden namens &bdquo;Hygge“ (dänischer Ausdruck für Gemütlichkeit) verkauft die heute 52-Jährige, die so gerne Urlaub in Dänemark macht, Dekorationsartikel skandinavischen Stils. Was als Gedankenexperiment begonnen hatte, war innerhalb weniger Monate in die Tat umgesetzt. Aber nicht allein über die positive Rückmeldung des Innenstadtmanagers Frank Hofen konnte sich Michaela Duckert damals freuen. Ein NRW-Förderprogramm leistete zudem Starthilfe. So wurden der damals frisch gebackenen Geschäftsfrau in der Anfangszeit 70 Prozent der Kaltmiete abgenommen. Mittlerweile allerdings ist damit Schluss, und auch grundsätzlich befinden sich Haller Einzelhändler, die sich mit dem Dauerprojekt Innenstadt arrangieren müssen, in einer schwierigen Situation. Das &bdquo;Haller Kreisblatt“ hat Michaela Duckert daher in ihrem kleinen Laden in der Bahnhofsstraße einem Stimmungstest unterzogen. Förderung hilft Geschäftsfrau in der Anfangszeit Am Dienstagnachmittag ist es ruhig im Geschäft an der Bahnhofstraße. Der Parkplatz vor dem Restaurant Dietz ist einigermaßen ausgelastet, Menschen sieht man indes nur vereinzelt. Michaela Duckert steht hinter dem Tresen, als der Gast ihr Geschäft betritt. Kunden sind gerade keine da. In diesem Fall umso besser, denn so kann sie sich ganz auf die Fragen konzentrieren. &bdquo;Die zwei Jahre sind sehr positiv für mich gelaufen“, schiebt Duckert vorweg. Die allgemeine Lage des Einzelhandels – gerade in der Haller Innenstadt – beurteilt sie jedoch anders: &bdquo;Die Zeiten aktuell braucht man nicht schönzureden.“ Der mittlerweile ausgelaufenen Hilfestellung des Landes NRW trauert sie indes nicht übermäßig nach. &bdquo;Die Miete hier kann man ganz gut tragen, an anderen Standorten mit mehr Verkaufsfläche wäre das aber etwas anderes“, weiß die Geschäftsfrau. Der kleine Verkaufsraum mit den niedrigen Decken sei grundsätzlich kein Problem, sondern passe im Gegenteil sehr gut zu ihrem Angebot, das Gemütlichkeit verbreiten solle, so Duckert &bdquo;Zu Anfang war die Förderung wirklich eine große Hilfe“, gibt sie dennoch zu. Nicht nur Michaela Duckert profitierte damals von dem Förderprogramm – insgesamt sechs Geschäften der Haller Innenstadt wurde ein Teil der Mietlast abgenommen. Mit Ausnahme des Unverpackt-Ladens Erdreich, dessen Team bereits nach 20 Monaten aufgegeben hatte, haben alle Geschäfte ihre Nachfolgemietverträge angetreten, teilt Frank Hofen aus dem Haller Innenstadtmanagement mit. Den Platz des Unverpackt-Ladens und die damit verbundene Förderung hatte wie berichtet das Café Gegenüber übernommen. &bdquo;Das Konzept des Unverpackt-Ladens war nicht wirtschaftlich“, erinnert er sich. Das aber sei nicht dem Standort geschuldet, auch in Großstädten seien Unverpackt-Läden wenig erfolgreich, so Hofen. &bdquo;Beim All-In-Market mit dem orientalischen Lebensmittelangebot, der Psychotherapie-Praxis von Dr. Moses Christmann, dem Modehaus Brinkmann, dem Café Gegenüber und bei Hygge ist der weitere Betrieb sicher.“ Zum Thema: Neue Mieter fürs Geschäftshaus Stratmann Doch bei Michaela Duckert ist es ohnehin nicht die Miete, die ihr Sorgen bereitet. &bdquo;Die Baustellen bereiten mir und den anderen Geschäftsinhabern Bauchschmerzen“, gibt sie zu. Sie denke dabei natürlich an den angekündigten Umbau der Rosenstraße, aber auch an die bevorstehende Sperrung eines weiteren Teilstücks der Langen Straße. Hallerin fürchtet um ihre Kundschaft Kunden, die nichts von ihrem Geschäft wissen, verirrten sich so schon nur schwerlich zufällig vor ihre Türschwelle. &bdquo;Dadurch, dass ich hier am Ende der Straße bin, läuft das Geschäft etwas unter dem Radar“, bedauert Duckert. Bei größeren Festen wie dem &bdquo;Haller Willem“ stießen dann schon die einen oder anderen Besucher auf ihr Angebot. &bdquo;Die wundern sich dann und fragen mich, wie lange ich denn schon hier sei“, erzählt die 52-Jährige. Sie fürchtet, das Problem werde sich verschlimmern, sobald die Innenstadt durch die Baustellen für Autos gesperrt ist. &bdquo;Man kann nicht alle mit dem Fahrrad in die Innenstadt schicken. Viele kommen aus Hörste oder Hesseln“, findet Duckert. Dass viele den verlängerten Fußmarsch auf sich nehmen werden, bezweifelt sie. &bdquo;Es wird jetzt eine Zeit lang schwierig, das ist klar“, weiß auch Frank Hofen. Der Innenstadtmanager verweist aber auf das Baustellenbüro, das an der Adresse Bahnhofstraße 17 eingerichtet wird. Da sein Vertrag beim Innenstadtmanagement am 31. Dezember ende, werde er dort möglicherweise selbst als Ansprechperson für die Bürger anzutreffen sein. Michaela Duckert zieht unterdessen Zuversicht aus einigen ihrer besonders nachgefragten Artikel. &bdquo;Kerzen-Schalen sind ganzjährig ein Renner, außerdem Outdoor-Laternen und skandinavische Süßwaren“, sagt Duckert und blickt dabei stolz in ihrem Laden umher. Es ist zwar eine Nische, die ich hier ausfülle, andererseits macht doch gefühlt jeder Zweite mal Urlaub in Dänemark“, vermutet sie. &bdquo;Diese Leute holen sich das Urlaubsfeeling und die schlichte Art der Inneneinrichtung, die sie in den Ferienhäusern vorfinden, gerne nach Hause.“ Reduzierte Öffnungszeiten bei Hygge Nichtsdestotrotz hat Michaela Duckert ihre Öffnungszeiten im Vergleich zur Startphase reduziert. Das hat, wie sie sagt, aber sentimentale Gründe: &bdquo;An vier Vormittagen arbeite ich unter der Woche wieder bei Kordbarlag als Floristin. Die kreative Arbeit mit den Blumen hat mir doch sehr gefehlt.“ Jetzt freut sie sich erstmal auf das letzte Jahresdrittel. Bekanntlich sind Dekorationsartikel im Winter besonders gefragt, und daran können wohl auch Halles Baustellen nichts ändern.

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