Bilanz der Haller Landwirte: schlechtes Getreide, aber gutes Grünland

Halle. Das richtige Wetter für Landwirte muss wohl erst noch erfunden werden. Dieser Eindruck entsteht zumindest immer wieder, wenn man zum Herbstanfang auf die Ernteerträge zurückschaut und eine Bilanz zieht. Begeisterung in der Agrarbranche ist da selten zu vernehmen. Der Eindruck täuscht offenbar nicht, vielmehr erhält er nun eine Bestätigung. &bdquo;Jede Wetterlage hat ihre Vor- und Nachteile“, gesteht demnach auch Tim Fischer, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Ortsverbandes Halle-Amshausen. Das perfekte Wetter gibt es nicht, da die Landwirtschaft vielfältig ist. &bdquo;Die Frage ist halt jedes Jahr nur, wer davon profitiert und wer eher negative Auswirkungen hat“, ergänzt Fischer. In diesem Jahr war das Wetter gut fürs Grünland, das Gras ist gut gewachsen. Der Getreideanbau war hingegen auf der Verliererseite. &bdquo;Die Ernte in diesem Jahr ist grundsätzlich eher schlecht“, fasst Fischer zusammen. Das habe schon mit der Aussaat des Wintergetreides im vergangenen Herbst begonnen. &bdquo;Da war es bereits zu nass. Es herrschten keine guten Aussaatbedingungen.“ Entsprechend sei weniger Getreide ausgesät worden als ursprünglich geplant. Als dann im Frühjahr die Aussaat des Sommergetreides anstand, welches ohnehin weniger ertragreich ist als das Wintergetreide, waren die Bedingungen ähnlich wie ein halbes Jahr zuvor. Trotz der schlechten Getreideernte und des daraus resultierenden geringen Ertrags sind die Preise für Getreide überraschend schlecht. &bdquo;Aus meiner Sicht ist im Ackerbau in diesem Jahr kein Gewinn möglich“, sagt Fischer. Zu wenig trockene Tage am Stück &bdquo;Es war zu kalt und zu nass. Das Getreide hat spät angefangen zu wachsen“, sagt Fischer. &bdquo;Und dann hatte es immer nasse Füße.“ Auch das Düngen sei durch die Witterung erschwert worden. Die Erntebedingungen im Sommer waren ebenfalls eher durchwachen. &bdquo;Zum Dreschen benötigt man immer ein paar trockene Tage. Das Wetter wechselte aber immer wieder. Auf ein paar sonnige Tage folgte meistens wieder Regen“, sagt Fischer. Gerade das Stroh, das nach dem Dreschen noch weitere zwei Tage trocknen muss, war wenig ertragreich. &bdquo;Im vergangenen Sommer war die Lage aber noch schlimmer“, sagt der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Ortsverbandes Halle-Amshausen. Damals sei das Korn doppelt gekeimt, weil die Witterung es nicht zuließ, dieses rechtzeitig vom Feld zu holen. Viele Milchviehbetriebe, die ihre Tiere auf Stroh halten, mussten dies hinzukaufen, da der eigene Ertrag nicht ausreichte. Neuerdings hinzugekommen ist die Hochwasserproblematik durch vermehrt auftretende Starkregenereignisse. Insbesondere Hesseln, wo sich auch der Hof von Tim Fischer befindet, war stark betroffen, so etwa am 23. Juli. &bdquo;Wir selbst hatten bei uns auf dem Hof glücklicherweise kein Problem mit Hochwasser. Es gab aber Flächen in der Nachbarschaft, auf denen sich Seen gebildet hatten. Das ist dann problematisch, da kann das Getreide dann kaputt gehen“, sagt der 42-Jährige. Schlamm fließt über die alte Bundesstraße In den Fokus geriet aber Fischers Fläche an der Osnabrücker Straße. Dort hatte er eine Woche vor dem Starkregen auf einem abgeernteten Gerstenacker Gras ausgesät. Für die offene Krume des hängigen Geländes waren die extremen Regenfälle eine Katastrophe. Während sich der Acker anfangs noch gegen die Wassermassen wehren konnte, war es letztendlich zu viel. Wasser und Schlammreste spülten über einen Graben bis in die Siedlung hinein. Insgesamt war der Sommer in unserer Region eher zu nass. &bdquo;Es gab kaum Zeitfenster, um Heu zu machen. Es war mal drei bis vier Tage schön, dann kam aber immer wieder der Regen. Der Zeitraum war zu klein, zumal der Untergrund zu Beginn trocken sein muss“, erklärt Fischer. Die Maisernte laufe hingegen überwiegend gut, gerade auf sandigen Böden. &bdquo;Die Maisbestellung erfolgte relativ spät, da sie einen trockenen Boden benötigt“, sagt Fischer. &bdquo;Der Silomais ist überwiegend bereits weg und wurde gehäckselt.“ Maisernte verläuft nach Plan Schwieriger sei die Lage auf lehmigem Boden, wie etwa in Borgholzhausen und Werther. &bdquo;Der Körnermais steht noch zu großen Teilen, das kann auch noch noch ein bis zwei Wochen dauern“, sagt Fischer. Da es aber in dieser Woche wieder regnen soll, befürchte er, dass sich die momentan noch guten Bedingungen wieder verschlechtern werden. Imposante 15.000 Tonnen gehäckselter Mais für die Biogasanlage der Stadtwerke Bremen im ehemaligen Hartsteinwerk Foerth oberhalb des Buchenkruges werden in der aktuellen Erntekampagne in die großen Fahrsilos eingebracht und festgefahren. Das entspricht ungefähr der Jahresbedarf der Anlage, deren erzeugtes Biogas am Eichenweg in das überregionale Netz eingespeist wird. Vorher wird es entsprechend vorbehandelt. Technisch und logistisch betreut wird die Anlage von der Firma Wagemann. Die Kampagne dauert so um die drei Wochen. &bdquo;In diesem Jahr werden wir schneller fertig“, sagt Jens &bdquo;Fiete“ Woge von Wagemann. Der Mais sei gut gewachsen und ertragreich und die Rahmenbedingungen optimal. Um die riesige Menge nach Halle zu bekommen sind wahrscheinlich über 1.000 Fahrten der gewaltigen Traktoren mit ihren 40 Kubikmeter fassenden Anhängern notwendig. Wie beim Schneeschieben wird der Mais bewegt An der Siloanlage angekommen wird die angelieferte Menge gewogen und die Feuchtigkeit gemessen. Dann geht es ab zur Siloeinfahrt. In weniger als zwei Minuten ist der Waggon geleert. Dann gilt es für den Fahrer, loses Material mit einem Laubbläser vom Wagen zu entfernen, damit es nicht auf der Straße landet. Nach einem kurzen Stopp an der Waage beginnt die nächste Fahrt. Zwei gewaltige Traktoren mit einer Art Schneeschieber verteilen das stärkehaltige Futter für die Biogasanlage gleichmäßig über die gesamte Fläche und fahren es dabei fest. Für Technikfreunde gibt es fast jährlich immer wieder die neusten Traktoren zu sehen. Teilweise als Testfahrzeuge werden diese bei der Kampagne ihrem ersten Härtetest unterzogen. Bleibt die Hoffnung, dass die durchwachsene Erntesaison im kommenden Jahr wieder besser wird. Fischer wird sich auch dann den Fragen zur Erntebilanz stellen, da er den Posten des Vorsitzenden des Landwirtschaftlichen Ortsverbandes Halle-Amshausen erst im März übernommen hat. Er trat die Nachfolge von Burkhard Stüssel an, der den Posten 15 Jahre lang besetzt hatte und sich nicht mehr zur Wahl stellte. Wechsel an der Spitze bahnte sich an &bdquo;Er hat das all die Jahre sehr gut gemacht und sich um viele Dinge gekümmert“, sagt Fischer. Man habe jedoch den Vorstand bewusst verjüngen und die Aufgaben auf mehreren Schultern verteilen wollen. &bdquo;Ich war vorher schon Vorstandsmitglied gewesen und Burkhard Stüssel war schon vor einem Jahr auf mich zugekommen und hatte mir gesagt, dass er nicht mehr antreten wolle und ich den Posten doch übernehmen könne“, sagt Fischer. &bdquo;Der Posten nimmt viel Zeit in Anspruch, zudem übe ich noch andere Ehrenämter aus“, sagt Fischer, der in Hesseln einen Milchviehbetrieb mit Ackerbau betreibt. Der verheiratete Vater zweier Kinder macht es jedoch gerne. &bdquo;Es macht mir Spaß, mich zu engagieren“, sagt der 42-Jährige. Ziel sei es, den Ortsverband digitaler aufzustellen. &bdquo;Wir haben viele ältere Mitglieder, da müssen wir zunächst einmal alles auf E-Mail umstellen. Zudem wollen wir die Kommunikation via WhatsApp und Instagram stärken“, sagt Fischer.

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