Mordfall Marion S. aus Steinhagen: Deshalb geht der Verteidiger in Revision

Halle/Bielefeld. Vor drei Wochen ist am Bielefelder Landgericht das Urteil in einem der wohl spektakulärsten Prozesse der Region gesprochen worden. Der 73-jährige Landwirt aus Halle-Kölkebeck wurde in einem Indizienprozess wegen des Mordes an seiner 68-jährigen Ehefrau Marion S. zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, da seitens der Verteidigung Revision eingelegt wurde. &bdquo;Wir warten noch auf das schriftliche Urteil und auf die Begründung dazu“, sagt Strafverteidiger Sascha Haring aus Halle. Bereits zwei Tage nach dem Urteilsspruch wurde seitens der Verteidigung Revision eingelegt. Doch bis heute wurde noch keine Entscheidung getroffen, ob das Verfahren noch einmal neu vor dem Landgericht Bielefeld verhandelt wird. &bdquo;Ich kann erst richtig tätig werden, wenn ich die Begründung des Gerichtes auf dem Tisch habe“, erklärt Haring, der damit erst Mitte Mai rechnet, denn das Schwurgericht habe sieben Wochen Zeit, um das schriftliche Urteil zuzustellen. Und dann? Nachdem das schriftliche Urteil zugestellt worden ist, habe die Verteidigung wiederum vier Wochen Zeit, den Einspruch zu begründen. Erst danach werden die Akten zur Generalstaatsanwaltschaft Hamm gesendet und von dort mit dem Antrag an den Bundesgerichtshof weitergeleitet. Hierfür würde es aber keine starren Fristen geben, meint Haring. &bdquo;Das kann Monate dauern. Das habe ich alles schon erlebt.“ Wahrscheinlich werden auch die Vertreter der Nebenklage zur Revision Stellung nehmen. Einspruch basiert auf den abgelehnten Beweisanträgen Wie will der Strafverteidiger seinen Einspruch begründen? &bdquo;In erster Linie wird es da um die ablehnten Beweisanträge im Prozess gehen. Zum einen sind das die neuen beantragten DNA- und Faserspurengutachten“, erklärt Sascha Haring, &bdquo;zumal der Staatsanwalt Christoph Mackel sich bereiterklärt hat, die sichergestellten Faserspuren neu untersuchen zu lassen.“ Mehr zum Thema: Die Chronologie zum Mord an Marion S. Zum anderen gehe es um das Nachstellen des Transportes des Leichnams. Das sei, wie es in der Verhandlung deutlich wurde, recht amateurhaft geschehen. &bdquo;Es sind noch so viele Fragen nicht geklärt worden“, betont der Anwalt und verweist beispielsweise auf die Mordmerkmale wie Habgier und niedrige Beweggründe. &bdquo;Angenommen, mein Mandant hat den Mord begangen. Wer sagt denn, er sei geplant worden? Vielleicht könnte es auch zu einer Eskalation gekommen sein. Somit wären die Mordmerkmale weg.“ Er frage sich immer noch: &bdquo;Wie soll ein 73-jähriger Mann diese Tat allein begangen haben? Wie soll er die Leiche oder die lebende Ehefrau unter Zwang aus der Siedlung ihres Elternhauses weggeschafft haben, ohne dass ein Zeuge diesen Vorgang mitbekommen hat?“ Wie das &bdquo;Haller Kreisblatt“ berichtete, soll der Verurteilte seine von ihm getrennt lebende Frau am 5. Juli vergangenen Jahres in ihrem Elternhaus in Steinhagen aufgesucht, getötet und in einem Waldstück in Halle-Kölkebeck vergraben haben. Als Motiv haben die Richter Geldprobleme des Angeklagten angenommen. Marion S. hatte die Scheidung eingereicht. Wie sich in dem Prozess herausstellte, hatte sie schon seit längerer Zeit Familie und Freunden davon berichtet, dass sie panische Angst vor ihrem Ehemann habe. Der hatte sie in der Vergangenheit mehrfach körperlich attackiert.

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