Streit um Haller Chefarzt-Villa: Eigentümer kündigt Millionen-Klage an

Halle. Der Streit um den beantragten Denkmalschutz für die Diering-Villa am Laibach-Park geht in die nächste Runde. Wenige Tage vor dem Planungsausschuss am Dienstag, 13. Februar, um 17.15 Uhr im Ratssaal, in dem der vom LWL noch einmal bestätigte Denkmalschutz beschlossen werden könnte, melden sich Eigentümer Gustav Upmeyer aus Melle und die FIM Gruppe als Projektentwickler zu Wort. &bdquo;Mit großem Befremden nehmen wird eine erneute Stellungnahme des LWL zur angeblichen Denkmalschutzwürdigkeit des Gebäudes zur Kenntnis“, heißt es darin. Das Wohnbauprojekt befände sich somit weiterhin in der Schwebe und die erneute Stellungnahme behindere den Neubau. Der LWL könne nicht belegen, warum der Denkmalschutz im öffentlichen Interesse liegen soll. Zudem habe die selbst in Auftrag gegebene gutachterliche Stellungnahme des Hamburger Denkmal-Gutachters Dr. Geerd Dahms die Denkmalwertbegründung widerlegt. Architekt soll Mitglied in NSDAP-Verband gewesen sein Dahms verweist darin unter anderem auf zahlreiche Umbauten im Zuge der Umnutzungen, den Austausch der ursprünglichen Holzfenster durch Kunststoffvarianten sowie auf einen Zementputz der Außenmauer, der als grobkörniger Kratzputz anstelle des bauzeitgemäßen hellen Außenputzes aufgebracht worden sei. Zudem habe es signifikante Änderungen am Dach gegeben und die Garage sei &bdquo;durch An- und Umbauten in ihrem Erscheinungsbild erheblich verunstaltet“ worden. Zudem verweist Dahms in seinem Gutachten, welches in voller Länge öffentlich im Ratsinformationssystem der Stadt Halle einsehbar ist, darauf, dass der Verfasser der architektonischen Entwurfszeichnungen aus dem Juli 1938 laut Bauakte ein Vertrauensarchitekt der nationalsozialistischen Deutschen Arbeitsfront (DAF) war, welcher ein der NSDAP angeschlossener Verband war. Es fehle somit eine besondere architekturhistorische Einordnung. &bdquo;Die erneute Stellungnahme des LWL ist eine fadenscheinige Rechtfertigung mit dem Ziel, in diesem Verfahren das Gesicht zu wahren, indem sie ihre Sichtweise durchdrücken“, so Robert Hase, Projektleiter bei FIM. &bdquo;Dabei ignoriert der LWL in der neuesten Version seiner Denkmalschutz-Behauptung auch, dass der aktuelle Zustand des Gebäudes mit den ursprünglichen Planungen nur noch rudimentär übereinstimmt. Inwieweit der Originalzustand des Gebäudes jemals der ursprünglichen Planung entsprochen hat, ist kaum noch nachvollziehbar“, so Robert Hase weiter. War der Antrag zur Untersuchung rechtskonform? Noch immer sei es aus Sicht der Projektentwickler unerklärlich, dass aufgrund der Initiative einer ehemaligen Mieterin der Villa eine neue Denkmalschutzbewertung im Jahr 2023 überhaupt vorgenommen wurde. Die Mieterin sei in diesem Fall – anders als der Eigentümer – gar nicht antragsberechtigt gewesen und habe damit ausschließlich persönliche Interessen verfolgt. Ein öffentliches Interesse am Denkmalschutz hingegen sei, so teilen es Eigentümer und Vermarkter mit, auch heute noch nicht erkennbar. Infolge der vom Kreis Gütersloh am 26. Januar 2023 ausgesprochenen Baugenehmigung für das Wohnbauprojekt habe man mit der Vermarktung der zehn neuen Wohneinheiten mit KfW-40-Standard begonnen und schnell Interessenten gewonnen. &bdquo;Sieben Wohneinheiten sind bereits durch verbindliche Vereinbarungen vergeben“, sagt Eigentümer Gustav Upmeyer. &bdquo;Eine Käuferin hat zum Beispiel ihr Wohneigentum inzwischen veräußert, weil sie sich darauf verlassen hat, hier bald einziehen zu können. Nun steht sie sprichwörtlich auf der Straße und muss auf unbestimmte Zeit zur Miete wohnen, weil die Unterschutzstellung den Neubau blockiert. Nicht nur für sie, sondern auch für mich stellt diese bürokratische Schikane einen erheblichen finanziellen Schaden dar. Ich fühle mich, als ob ich enteignet wurde“, so der 93-jährige Privatier. Eigentümer will vor Gericht ziehen Ihm und der FIM Gruppe werde, sofern der Ausschuss am Dienstag und der Rat fünf Wochen später den Denkmalschutz bestätigen, nur der juristische Weg offenbleiben. Der Immobilieneigentümer habe bereits im Mai 2023 vor dem Verwaltungsgericht Minden Klage gegen die Stadt eingereicht, um die damals noch vorläufige Unterschutzstellung des Gebäudes aufheben zu lassen. Dieses Verfahren ruhe zurzeit und werde gegebenenfalls nach dem Ratsbeschluss wieder aufgenommen. Laut FIM und dem Eigentümer stehe hier ein Schadensersatz in Millionenhöhe im Raum.

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