Mordfall Marion S. aus Steinhagen: Neue Fakten auf 300 Seiten

Halle/Steinhagen. Die 1. Strafkammer des Landgerichts Bielefeld muss in den nächsten Tagen entscheiden, ob die Mordanklage gegen den 73-jährigen Ehemann von Marion S. aus Steinhagen zulässig ist. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Landwirt vor, seine zuletzt von ihm getrennt lebende Partnerin im Juli getötet und dann in einem Waldstück in Kölkebeck vergraben zu haben. Der Beschuldigte sitzt in Untersuchungshaft. Sein Strafverteidiger Sascha Haring aus Halle geht davon aus, dass die Anklage zugelassen und das Verfahren eröffnet wird. Haring wurden jetzt mehr als 300 Seiten an Ermittlungsakten nachgereicht. &bdquo;Doch auch diesmal fehlen noch einige Ergebnisse der Auswertungen von Spuren", sagt er. Hoch interessant sei vor allem die Auflistung der Asservate, also Spuren, die in der Vergangenheit rund um diesen Fall gesichert worden seien. Haring: &bdquo;Rund 500 Spuren und Asservate sind zum Landeskriminalamt geschickt worden." Darunter seien Bodenproben, Schuhe, Gurte aus dem Auto des Verdächtigen oder Oberbekleidungen vom Opfer und dem Ehemann. Ebenfalls auch ein Stück Fußboden aus dem Elternhaus von Marion S. in Steinhagen. In dem Renault des 73-Jährigen seien auch Sandreste am Gaspedal gesichert worden. &bdquo;Dabei handelt es sich um Sandkörner. Die Ermittler hoffen, dass diese identisch mit denen vom Fundort der Leiche sind", erklärt Sascha Haring. Für den erfahrenen Rechtsanwalt habe diese Spur allerdings nur eine begrenzte Aussagekraft, denn das Erdreich sei in dieser Gegend oft gleich. &bdquo;Auch da gibt es noch keine genaue Analyse." Allerdings wisse er, dass der ermittelnde Staatsanwalt Christoph Mackel jetzt die Fahnder angewiesen habe, mehr Druck auf das Landeskriminalamt in Düsseldorf auszuüben, damit endlich alle Auswertungsergebnisse vorliegen. "Keine vernünftige und schlüssige Erklärung für Tatablauf" &bdquo;Das kann ich nur begrüßen", fährt Sascha Haring fort, "und ich glaube, dass einige davon dann auch entlastend für meinen Mandanten sind." 90 Prozent der Ermittlungsergebnisse bezögen sich auf die zwei DNA-Spuren des Opfers am und im Kofferraum des Ehemannes. &bdquo;Wie gesagt, diese sind erklärbar", stellt der Jurist fest. Es gebe keine vernünftige und schlüssige Erklärung für den gesamten Tatablauf. &bdquo;Zwei ganz wichtige Fragen bleiben nach wie vor unbeantwortet: Ist Marion S. tot oder lebendig zum Fundort gekommen? Und vor allem: wie?" Man habe auch das Blut des Opfers genauestens auf Spuren von Drogen und Alkohol untersucht, um eine eventuelle Betäubung auszuschließen. &bdquo;Auch da ist nichts gefunden worden", berichtet Haring nach dem Studium der neuesten Akten. Auch zweite Haftbeschwerde erst einmal vom Tisch &bdquo;Der Beschuldigte, der seit fast drei Monaten in Untersuchungshaft sitzt, glaubt, dass im Rahmen der Hauptverhandlung seine Unschuld bewiesen werden kann", fasst der Strafverteidiger schließlich zusammen. Der Prozessbeginn sei allerdings noch nicht terminiert. Seine erste Haftbeschwerde, die abgelehnt worden ist, sei unterdessen vorerst vom Tisch. Und seine zweite, die er beim Oberlandesgericht einreichen wollte, ebenfalls. &bdquo;Ich muss einfach noch auf die weiteren Ergebnisse der Untersuchungen warten", kommentiert Haring die neue Strategie. Marion S. war am Mittwoch, 5. Juli, aus ihrem geerbten Elternhaus an der Erfurter Straße in Steinhagen verschwunden. Sie wollte das Gebäude an diesem Tag neu vermieten, verrichtete noch letzte Aufräumarbeiten. Gegen Mittag war sie weg, wie vom Erdboden verschluckt. Ihr neuer Lebensgefährte ahnte Böses und erstattete am Nachmittag eine Vermisstenanzeige. Sofort startete die Polizei eine große Suchaktion mit Spürhunden, einem Hubschrauber und Drohnen. Eine Hundertschaft der Bereitschaftspolizei suchte zwei Tage lang die Umgebung ab, Wälder und Gewässer werden durchkämmt. Vergebens. Sofort geriet der Noch-Ehemann von Marion S. ins Visier der Ermittler. Freunde von Marion S. hatten der Polizei berichtet, dass ihre Freundin sich von ihrem Ex bedroht fühlte und panische Angst vor ihm hatte. Zwei Wochen später wurden die sterblichen Überreste von ihr in einem Waldgebiet in Kölkebeck von Spaziergängern entdeckt.

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