Phänomen in Halle: Hörstes Landjugend-Chef spricht über sein Erfolgsrezept

Halle-Hörste. Knapp 70 junge Erwachsene und Jugendliche aus dem Haller Umland und Hörste schließen sich zu einer Organisation zusammen, planen gemeinsame Events, Aktionen und Dienste. Wie ist das zu erklären in einer Zeit, in der Dorfdiskotheken, Kneipen und junge Erwachsene zunehmend aus dem ländlichen Raum verschwinden? Das HK hat mit dem Mann gesprochen,der maßgeblichen Anteil daran hatte, dass die Landjugend Hörste (LjH) wiederauferstehen konnte. Aus einer losen Idee beim Hörster Osterfeuer war schnell ein handfestes Vorhaben geworden, das schließlich zur erneuten Gründung der Landjugend führte. Das alles ging dann aber rasend schnell. Damit hatte Tom Wollschläger, seines Zeichens Vorstandsvorsitzender der LjH, nicht gerechnet. "Hättest du mir vor zwei Jahren gesagt, dass ich jetzt Pressetermine habe, hätte ich dir einen Vogel gezeigt", gibt er zu. Aber nun ist es soweit - einer der ersten Pressetermine um die so erfolgreiche Landjugend steht an. Ganz offen plaudert der 21-Jährige über seine Idee und deren Umsetzung. Aber um ein Haar hätte er den Termin verpasst. Wollschläger ist Feuerwehrmann. Nur wenige Minuten vor dem Interview ist er für die Blauröcke im Einsatz. "Ein Radlader hat gebrannt", erzählt er unaufgeregt. Solche Einsätze sind für den abgeklärten jungen Mann schon zur Routine geworden. Wenn er nicht gerade seinem Job als Betriebstechniker bei Mondi nachgeht oder administrative Dinge für die Landjugend erledigt, trifft man ihn oft im Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Hörste. Genau hier empfängt er das Haller Kreisblatt zum Gespräch. Warum Hörstes Landjugend so erfolgreich ist Mitten in Hörste spricht er über den rasanten Erfolg seines neuen Projektes. Ja, Wollschläger ist überrascht von der Entwicklung. Trotzdem hat er eine Theorie, die den hohen Zuspruch seit der Gründung der LjH erklären könnte: "Ich glaube, der Zeitpunkt war entscheidend", sagt er mit Hinblick auf die Corona-Lockdowns, die es jungen Menschen unmöglich machten, sozialem Austausch nachzugehen. Das Bedürfnis, Leute zu treffen, Spaß zu haben und Dinge zu unternehmen sei besonders groß gewesen. Da seien die Treffen der Landjugend gerade das Richtige gewesen, so Wollschläger weiter. Die Beschränkungen rund um die Pandemie sind nun vorbei. Der Hörster hofft zwar nicht, dass das Interesse an der Jugenorganisation nun abnimmt: "Dass das Interesse wieder verschwindet, wäre das Schlimmste, was passieren kann." Aber er schätzt realistisch ein: "Die Nachfrage wird ein wenig sinken". Die Gruppengröße habe sich eingependelt und er rechne nicht mehr mit vielen Neuzugängen. Dass so schnell so viele auf den Landjugend-Zug aufgesprungen sind, führt er auch auf die Ankündigungen über Instagram zurück: "Die sozialen Medien spielen eine wichtige Rolle." Die Schließung von Gastronomien und Freizeiteinrichtungen auf dem Land macht ihm indes keine großen Sorgen. "Wenn diese Sachen wegfallen, können wir vielleicht sogar davon profitieren." Jüngst hatte die Gaststätte Gerholds im Ort angekündigt, ihren regelmäßigen Betrieb einzustellen.Anfang des kommenden Jahres schließen auch bei Vögeding die Türen. Man muss nicht vom Bauernhof kommen, um zur Landjugend zu passen Mit der Beteiligung an den bisherigen Veranstaltungen ist er zufrieden: "Es ist schwierig, Programm zu machen, was jeder gut findet, aber es gibt durchaus einen harten Kern". Wollschläger selbst ist fast immer dabei, wenn die Landjugend etwas unternimmt und kennt deswegen auch die eigenen Mitglieder: "Ich weiß von jedem den Vor- und Zunamen und wo dieser Jemand herkommt". Gar nicht so selbstverständlich, wenn man die beachtliche Gruppengröße bedenkt. Zwischen der offiziellen Auflösung der bisher letzten LjH 2016 und der Neugründung ist einige Zeit vergangen. Schon vor 2016 wurde die Gruppe weniger aktiv, bis sie schließlich verschwand. Nun stellt sich die Frage, wie man das Konzept einer Landjugend an die heutige Zeit anpasst. "Es ist wichtig, eine Landjugend modern zu halten, aber Traditionen zu pflegen, ist auch sehr wichtig", findet Wollschläger und trifft damit wohl auch den Geschmack der übrigen Mitglieder. Traditionell wird es beispielsweise im kommenden Mai, wenn die Landjugend zum festlichen Maibaumaufstellen einlädt. Wer bezüglich der geplanten und stattgefundenen Aktionen auf dem Laufenden bleiben will, kann sich über Instagram und auf der Website einen Überblick verschaffen, die von Wollschläger selbst gepflegt wird. Als nächstes wird die LjH auf dem Christkindlmarkt in Hörste auftreten, wo unter anderem Waffeln und Kakao mit Schuss verkauft werden soll. Irgendwann neigt sich dann der Pressetermin dem Ende zu. Als alle Fragen beantwortet sind, fällt Wollschläger dann doch noch etwas ein: "Man muss übrigens weder Landwirt, Feuerwehrmann noch Handballer sein, um in die Landjugend zu gehören. Man muss nichts mitbringen". Vielleicht ist ja auch die Vielseitigkeit der Mitglieder das eigentliche Erfolgsgeheimnis der Hörster Landjugend.

Meistgelesen

Stadt Halle würdigt erfolgreiches Landjugend-Comeback mit Extrageld

2.000 Besucher feiern Trecker-Event in Halle - Prügelei am Abend

Auffällige Trecker in Halle begeistern nicht nur Landwirte

Junge Menschen aus Versmold und Halle bringen neues Event nach Hörste

Halle trauert um bekannten Gastwirt: Mit Herz, Mut und Arbeit hat er viel bewegt Am Mittwoch ist Herbert Siekendiek gestorben. Auf den Tag genau 40 Jahre, nachdem er mit seiner Familie das Hotel Hollmann übernommen hatte. Die Spuren, die er hinterlassen hat, reichen viel weiter.

Ticker zur Kommunalwahl 2025: Linnemann (CDU) hat in Versmold einen Rauhaardackel gekauft Wer steht in meinem Wahlbezirk...