
Okay, ich gebe es an dieser Stelle zu. Aktuell warte ich wieder mal auf Post vom Kreis Gütersloh. Es hat mich in der 30er-Zone in Versmold vor dem Gymnasium erwischt. Kuhgleich habe ich beim Vorbeifahren noch auf den kleinen Apparat geglotzt - und als ich realisierte, dass es ein Blitzer war - da blitzte es auch schon.
Nun ja, ich war nur ein paar klitzekleine km/h zu schnell - womöglich rettet mich sogar die Toleranzgrenze. Andernfalls wird die Kollegin mir in den nächsten Tagen mit vergnügt hochgezogenen Augenbrauen ein Schreiben überreichen. Denn ich war mit dem HK-Auto unterwegs, und die Blitzerpost trudelt im Verlag ein. Meine Bußgeld-Bescheide haben sich in den vergangenen Jahren zum Dauerwitz entwickelt. Und man könnte mir durchaus eine gewisse Unbelehrbarkeit unterstellen, wenn man sich mal so anschaut, wo es mich erwischt hat.
Es gibt da diese eine Strecke, die ich fast täglich fahre. Dieser Abschnitt zwischen dem rotbeleuchteten Amüsierbetrieb in Versmolds Ortsteil Hesselteich und dem Dorf Hörste. Ein Paradies für die Verkehrswächter des Kreises Gütersloh - mit Inbrunst platzieren sie auf diesem Tempo-70-Abschnitt Radarfallen an den verschiedensten Stellen. Ich kenne sie seit Jahren alle. Und musste trotzdem immer wieder zahlen.
Morgens braver Fahrer, abends erwischt
Mitunter bin ich morgens Richtung Hörste gefahren, passierte einen Blitzer innerhalb der vorgegebenen Geschwindigkeit und war erleichtert. Nur um dann auf dem abendlichen Rückweg von genau der gleichen Radarfalle geschnappt zu werden. Weil ich das morgendliche Erlebnis längst vergessen hatte und mit den Gedanken ganz woanders war. Ich bin auf dieser Strecke schon zwei Mal innerhalb von zwei Wochen geblitzt worden. Ich habe es auch schon auf zwei Fotos binnen eines Tages gebracht - hier immerhin an verschiedenen Orten.
Zu meiner Ehrenrettung sei gesagt: Ich bin nicht mit 200 Sachen über die Landstraße geballert, sondern eher mit 80 bis 95. Kann Ihnen aber sagen: Das wird auf Dauer auch teuer. Es musste also ein Umdenken her. Und eigentlich war die Lösung ganz einfach: langsamer fahren. Was natürlich bedeutet, sich zur Geduld zu zwingen, richtig zu konzentrieren - vielleicht auch mal etwas gedanklichen Ballast abzuwerfen.
Die von vielen als reine Abzocke gescholtenen und mitunter kreativ bekämpften Blitzer haben bei mir also eine Wandlung bewirkt. Was natürlich dazu führt, dass ich auf meiner Angststrecke mitunter mit 100 Sachen wüst überholt werde. Und klar wünsche ich mir dann, dass es gleich bei dem anderen blitzt ...
Ganz einfach: Weniger Tempo reduziert Gefahren
Bevor ich Sie mit zu viel Achtsamkeit belästige: Meinen Vater, einen notorischen Knöllchensammler, nervte ich natürlich auch mit meinen neuen Einsichten - nur um dann mit ihm als Beifahrer im Auto noch einmal geblitzt zu werden. Seinen Spott kann ich mir bis heute anhören - und belehren darf ich ihn auch nicht mehr.
Über Tempo wird gerade wieder allerorten diskutiert. Mit einer ganz neuen Facette in Halle, wo die CDU ihren Widerstand gegen Tempo-30-Zonen auf Moltke- und Möchstraße damit begründet hat, dass Feuerwehr und Rettungsdienst dann eventuell nicht rechtzeitig zum Einsatzort kommen. Bei allem Verständnis für die Argumentation. Tempo 30 sorgt doch zunächst einmal dafür, dass die Unfallgefahr sinkt - und es im Zweifelsfall weniger dramatische Einsätze gibt. Das dürfte im Interesse der Rettungskräfte liegen.
Wie man eine grundsätzlich wünschenswerte Temporeduzierung dann so ausgestaltet, dass Feuerwehr und Rettungsdienst im Einsatzfall möglichst wenige Hürden zu überwinden haben, wäre jetzt im zweiten Schritt zu klären. Es soll ja nun keine Einbauten auf den Straßen geben - die vom Kreis befürchtete "mangelnde Akzeptanz" der Zone ließe sich ja vielleicht durch Radarfallen erhöhen ...
In Werther wird ein Blitzer begrüßt
In Werther freuen sich die Anwohner der Haller Straße sogar über einen Blitzer des Kreises - weil sie sich wünschen, dass die Geschwindigkeiten eingedämmt werden. Bei mir hat es jedenfalls funktioniert. Zumindest, bis ich das nächste Mal doch wieder gedankenverloren irgendwo fotografiert werde. Gerade gestern war es wieder ganz knapp: Da hat der Kreis tatsächlich einen Blitzer direkt vor dem Verlag geparkt. Die verfolgen mich doch ...
Alle Folgen unseres Wochenkommentars können Sie hier nachlesen.