Gewaltsam getötet: Polizei geht auf Tätersuche nach Leichenfund in Halle

Halle. Es ist mittlerweile gegen 21 Uhr am Sonntagabend. Etwa zwei Stunden zuvor haben Spaziergänger den Fund von Leichenteilen in der Nähe der Kapelle von Stockkämpen gemeldet. Doch das erweist sich insofern als Fehlalarm, als dass die Ermittler hier auf den Brustkorb eines toten Tieres gestoßen sind; wenngleich in einer Tüte an einem Holzkreuz hängend. Kurz danach gibt es einen weiteren Hinweis auf einen Leichenfund. Leichenfund bestätigt Die Zusammenhänge der Meldungen erscheinen erst nicht glaubwürdig. Doch tatsächlich: Hella Christoph, Sprecherin der Polizei Bielefeld, bestätigt den Fund eines menschlichen Leichnams offiziell – allerdings nicht, wo der sein soll. &bdquo;Es betrifft den nördlichen Kreis Gütersloh", heißt es auf Anfrage. Dass die Leiche im Haller Ortsteil Kölkebeck liegt und wo genau im Naturschutzgebiet Barrelpäule, braucht eigene Recherche. Als die gesuchten Infos durchsickern, führt die Fahrt dorthin. Polizei riegelt Fundort ab Fahrzeuge der Polizei und der Spurensicherung sind bereits da, und der Leichenfundort mitten im Wald ist weiträumig abgeriegelt. Zwei Beamte, die sich mit anderen Zweierteams abwechseln, haben Flatterband gespannt und versperren für Fremde den Weg, der zum Leichenfundort führt. Einsam ist es hier, keine Häuser, keine Geräusche. Die Lichtkegel der Taschenlampen in den Händen der Polizeibeamten bewegen sich geisterhaft über den Waldboden. Ein sandiger und holperiger Feldweg, etwa dreihundert Meter lang, der zu der Leiche führt. Markus Mertens, Erster Kriminalhauptkommissar und Leiter der Mordkommission, wartet auf das Team der Spurensicherung. Nachdem sie gemeinsam im Wald verschwinden, zieht die Dunkelheit endgültig herauf. Bestatter in der Finsternis Ob es sich bei dem Leichenfund um die seit dem 5. Juli vermisste Marion S. (68) handelt? Die Beteiligten vor Ort können nur spekulieren; Informationen dringen an dem Abend nicht mehr nach außen. Selbst die Frage danach, ob es sich bei dem Leichnam um eine weibliche oder männliche Person handelt, beantwortet die Polizei nicht. Nur einmal kommt noch Bewegung in die Szenerie, als die Bestatter mit ihrem Transporter vorfahren. Da ist es etwa 23 Uhr und finster. Auch sie parken vor der Absperrung und treten den Weg zum Leichenfundort mit dem Transportrollwagen zu Fuß an, denn umgestürzte Bäume versperren den Weg. Etwa 40 Minuten später kehren sie zurück – mit der Leiche. Und fahren sie zur Obduktion. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Haller Kreisblatt (@haller_kreisblatt) Hund zog zur Schonung Am Montagmorgen ist das Flatterband der Polizei entfernt, nichts deutet mehr auf den schaurigen Fund des Vorabends hin. Vom Morgentau benetztes Moos am Wegesrand, sattgrüne Äste, durch die das erste Sonnenlicht fällt. Eine Wildruhezone ist ausgeschildert, Vögel zwitschern. Nur eine Spaziergängerin dreht eine Runde mit ihrem Rottweiler Scotty. Die Frau heißt Justine Boduszek-Hagemann und kommt aus Hörste: &bdquo;Mit Ausnahme von gestern bin ich eigentlich jeden Tag hier", berichtet die 49-Jährige. Und hatte sich bereits gewundert, dass ihr angeleinter Hund in den vergangenen Tagen immer wieder in Richtung Tannenschonung gezogen hatte. &bdquo;Aber ich dachte, dort liegt bestimmt wieder ein totes Tier." Dass sich hier der Leichnam einer Frau befinden könne, nein, das hat sie nicht in Betracht gezogen. Hinweise auf Gewalttat Dass andere Spaziergänger diese Vermutung hatten, macht der Polizeibericht deutlich: Von &bdquo;verdächtigen Beobachtungen" ist hier die Rede, die sie der Polizei Gütersloh am späten Sonntagnachmittag gemeldet hatten. Was das bedeutet? Der zuständige Staatsanwalt Christoph Mackel erklärt auf Anfrage: &bdquo;Aus ermittlungstechnischen Gründen möchte ich da keine Details nennen, aber so viel: Es gab Hinweise, die auf einen nicht natürlichen Tod hingedeutet haben." In der Folge sei &bdquo;mit akribischen Recherchen und intensiver Spurensicherung am Tatort ermittelt" worden, heißt es am Montagmittag in einer gemeinsamen Pressemitteilung von Staatsanwaltschaft und Polizei. Und die Ermittler geben noch mehr bekannt. Anhaltspunkte für Identität &bdquo;Die umfangreiche Obduktion des Leichnams durch die Rechtsmedizin Münster hat zu folgenden Ergebnissen geführt: Es handelt sich um einen weiblichen Leichnam", heißt es. Darüber hinaus habe die Obduktion aufgrund des Zustandes der Toten nicht zu der sicheren Feststellung führen können, dass es sich um die vermisste Marion S. handele. &bdquo;Es gibt allerdings verschiedene Anhaltspunkte, die dafür sprechen. Eine sichere Identifikation kann nur anhand einer DNA-Bestimmung erfolgen." Diese Untersuchung, so heißt es weiter, werde in den nächsten Tagen durchgeführt. Sehr wohl können Polizei und Staatsanwaltschaft zum jetzigen Zeitpunkt mit Bestimmtheit feststellen, dass die Frau gewaltsam zu Tode gekommen ist. Die Ermittlungen werden weiter umfangreich geführt. Ehemann bleibt Beschuldigter An dem Status des Ehemannes von Marion S. hat sich laut Christoph Mackel aktuell übrigens nichts geändert. Wie der Staatsanwalt ebenfalls auf Anfrage berichtete, werde er weiterhin als Beschuldigter geführt – und befinde sich aktuell auf freiem Fuß. Rechtsanwalt Sascha Haring, der am Montag mit seinem Mandanten ausführlich gesprochen hat, sagte gegenüber dem &bdquo;Haller Kreisblatt": &bdquo;Es ist richtig, dass es einen Tatverdacht gibt. Aber es gibt keinen dringenden, denn sonst wäre schon ein Haftbefehl auf den Tisch." Der Ehemann sei nach dem Fund der Leiche seiner Frau gefasst. &bdquo;Er will nun die weiteren Ermittlungen abwarten. Das habe ich ihm auch geraten." Polizei sucht Zeugen Die Ermittler der Mordkommission Bielefeld suchen unterdessen weiter Zeugen, die in dem Umfeld des Fundortes am Fleerweg zwischen dem 5. Juli und dem 16. Juli Beobachtungen gemacht haben, und bitten diese, sich unter Tel. 0521 5450 zu melden.

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