185 Arbeitsplätze betroffen: Haller Unternehmen stellt Insolvenzantrag

Halle. Der Druckvorlagenhersteller Flexicon AG hat einen Antrag auf Sanierung in Eigenverwaltung gestellt, dem das Amtsgericht Bielefeld am 13. Juni stattgegeben hat. In einem Schreiben, das der Redaktion vorliegt, wurden zwei Tage später die Kunden des weltweit agierenden Unternehmens über diesen Schritt informiert. Man setze damit, so steht dort geschrieben, den "außergerichtlich begonnenen Restrukturierungsweg konsequent fort" und sei zuversichtlich, dass man "für die angespannte Situation eine Lösung findet und diese bewältigen wird". Eine entsprechende Pressemitteilung schickte das mittelständische Dienstleistungsunternehmen dann am Montagnachmittag noch hinterher. Die Flexicon AG mit Sitz in Halle und weiteren Standorten in Italien, Saudi-Arabien oder Mexiko ist einer der weltweit führenden Druckvorstufen-Dienstleister für Markenverpackungen der internationalen Konsumgüterindustrie. Ziel der nun erfolgten Maßnahme ist es, das Unternehmen im Eigenverwaltungsverfahren zu restrukturieren und wirtschaftlich so aufzustellen, dass das operative Geschäft nachhaltig und langfristig wieder rentabel ist. In der Pressemitteilung werden auch die Gründe für die aktuelle Situation genannt: Die Flexicon AG litt seit der Corona-Pandemie und im weiteren Verlauf des russisch-ukrainischen Krieges an spürbaren Umsatzeinbußen. Trotz Planungen und Ankündigungen der Kunden seien viele Aufträge ausgeblieben. Bereits eingeleitete Restrukturierungsmaßnahmen würden erst in den nächsten Wochen und Monaten greifen, heißt es vom Unternehmen. Rückzug aus dem Gerry-Weber-Gebäude Im Herbst 2021 hatte Flexicon seinen Firmensitz am Gartnischer Weg 139 verkauft und Teile davon wieder selbst zurückgemietet, um dort die Produktion von Flexodruckplatten sowie den Sozialbereich und die Kantine zu belassen. Stattdessen mietete die Firma das 1. Obergeschoss im Gebäudeteil A (Neulehenstraße 8a) im Komplex der Gerry Weber AG. Diese Räume wurden nach HK-Informationen inzwischen bereits wieder verlassen. Dass das Amtsgericht Bielefeld dem Antrag stattgegeben hat, wertet das Unternehmen als positives Signal. Schließlich werde, so ist dem Schreiben zu entnehmen, dieser Bitte nur dann stattgegeben, wenn dem Gericht ein "aussagekräftiges Eigenverwaltungskonzept" vorgelegt wird. Dies sei hier der Fall gewesen. Eben dieses Konzept soll nun die Grundlage für die weitere Sanierung und Restrukturierung sein. "Leider haben uns die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen keine Alternative gelassen, als diesen schweren Weg zu gehen", teilt das 1986 gegründete Unternehmen mit. Zugleich betont man, dass der laufende Geschäftsbetrieb uneingeschränkt weiterlaufe. Bei einem vorläufigen Insolvenzverfahren bleibt die Geschäftsführung handlungsfähig und behält die Kontrolle. Zum Gläubigerschutz wird dem Schuldner jedoch ein Sachverwalter zugewiesen, mit dem er sich zu wesentlichen Geschäftsvorgängen abstimmen muss. Rechtsexperten stehen der Firma zur Seite Im Falle der Flexicon AG ist dies Rechtsanwalt Dr. Mike Westkamp von der Kanzlei GÖRG, die zu den Top 20 der Wirtschaftskanzleien in Deutschland gehört. Begleitet wird das Verfahren zudem durch den Osnabrücker Rechtsanwalt Frank Stanitzke, Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht, sowie durch den Diplom-Kaufmann Alexander Worstbrock von der Osnabrücker Unternehmensberatung Worstbrock. Sie beraten den Vorstand bei der operativen Umsetzung der Sanierungsmaßnahmen. Ziel des Verfahrens sei, so teilt das Unternehmen mit, "sämtliche Sanierungsmöglichkeiten auszuschöpfen und einen Weg zu finden, uns für die Zukunft neu aufzustellen". An den dafür erforderlichen Maßnahmen arbeite man gerade. Ziel sei die Sicherung der Arbeitsplätze, was jedoch die Unterstützung durch Kunden und Lieferanten voraussetze. Das Unternehmen beschäftigt aktuell rund 185 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Diese sind, so ist der Pressemitteilung zu entnehmen, über den aktuellen Stand der Dinge informiert. Ihre Löhne und Gehälter sind für drei Monate durch die Bundesagentur für Arbeit sichergestellt. &bdquo;Unser Ziel ist es, die bereits eingeleiteten Sanierungsmaßnahmen umzusetzen und die Flexicon AG für die Zukunft aufzustellen. Dazu wollen wir zusammen die Sanierungschancen nutzen, die die Eigenverwaltung bietet", sagt Gabriele Kison als Vorstand. Man werde in den kommenden Wochen mit Hochdruck daran arbeiten, die notwendigen Strukturen zu verbessern.

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