HeiligabendAlleinstehend? Diese Weihnachtsfeier ist speziell für einsame Menschen

Astrid und Peter Hartel organisieren mit sehr vielen Helferinnen und Helfern die Aktion „Heiligabend nicht allein“. Anmeldungen sind noch möglich.

Detlef Hans Serowy

Astrid und Peter Hartel (rechts) sowie Pfarrer Bernd Eimterbäumer laden alleinstehende Menschen am 24. Dezember unter dem Motto "Heiligabend nicht allein" in das Martin-Luther-Haus ein. Auf die Gäste des Abends wartet eine mit viel Liebe und Engagement vorbereitete Weihnachtsfeier. - © Detlef Hans Serowy
Astrid und Peter Hartel (rechts) sowie Pfarrer Bernd Eimterbäumer laden alleinstehende Menschen am 24. Dezember unter dem Motto "Heiligabend nicht allein" in das Martin-Luther-Haus ein. Auf die Gäste des Abends wartet eine mit viel Liebe und Engagement vorbereitete Weihnachtsfeier. © Detlef Hans Serowy

Halle. Der reich geschmückte Weihnachtsbaum, die festliche Tafel mit tollen Speisen, weihnachtliche Musik, Geschenke und eine fröhliche Gemeinschaft: So sieht das ideale Weihnachtsfest für viele Menschen aus. Alleinstehende können davon häufig nur träumen. Damit dieser Traum für sie in Halle wahr wird, arbeiten Astrid und Peter Hartel mit einem großen Team der Evangelischen Kirchengemeinde ehrenamtlich für die Aktion „Heiligabend für alle".

Das Martin-Luther-Haus in Halle wird dabei am 24. Dezember von 19 bis 21.30 Uhr zu einem großen Wohnzimmer mit weihnachtlicher Atmosphäre. Eingeladen sind zu dieser ganz besonderen Feier Menschen, die sonst am Heiligen Abend allein wären. „Das ist echt genial", sagt Bernd Eimterbäumer. „Gottes Liebe wird für diese Menschen spürbar", fügt der Haller Pfarrer hinzu.

„Die Aktion findet statt, weil es Ehrenamtler gibt, die sich einsetzen und es Sachspenden aus Halle gibt", bringt es Astrid Hartel auf den Punkt. Mit ihrem Mann Peter hält sie die organisatorischen Fäden in der Hand und nimmt noch bis zum 18. Dezember Anmeldungen unter Tel. 05201 66 92 59 entgegen. „Wir wenden uns nur an Menschen, die allein sind", hebt die 53-Jährige hervor.

Caterer kocht Festmenü

Es hat sich offenbar herumgesprochen, wie attraktiv „Weihnachten für alle" ist und deshalb fragen auch Paare und Personen aus weiter entfernten Städten an. „Wir haben einen Fahrdienst, der aber nur Halle und seine Ortsteile bedienen kann", so Peter Hartel. Allein könnten sie nichts erreichen, betonen die Eheleute. Ein großer Kreis von Menschen arbeite unentgeltlich mit an dem Projekt.

Da gibt es einen Caterer, der nicht genannt werden möchte und das Festmenü kocht. Ein heimisches Restaurant liefert „sehr liebevoll" zubereiteten Nachtisch. Ehrenamtler der Gemeinde bitten in der Lindenstadt um Sach- und Geldspenden, damit alle Weihnachtsgäste ein Geschenk erhalten können. Ein weiteres Team verpackt diese Geschenke festlich.

350 Einladungskarten werden gedruckt und verteilt. Der Raum im Gemeindehaus wird vorbereitet und anschließend wieder aufgeräumt. Allein 15 Personen kümmern sich am 24. Dezember um die Weihnachtsgäste im Martin-Luther-Haus. Ein sehr großer Aufwand, der bewältigt werden muss. „Wir haben lange überlegt, ob wir es noch einmal machen sollen", räumt Astrid Hartel ein.

„Weihnachten für alle" gibt es in Halle bis zur Corona-Pandemie häufig. „Sebastian Plath hat da eine wichtige Rolle gespielt", weist Bernd Eimterbäumer auf das Engagement des Gemeindepädagogen hin. 2018 und 2019 übernehmen Astrid und Peter Hartel von Plath die Organisation der Weihnachtsfeier, die früher – im kleineren Rahmen – im Café Gegenüber durchgeführt wurde.

30 Anmeldungen liegen schon vor

„Peter wurde in diesem Jahr von Gästen angesprochen und ich von Helferinnen und Helfern, die dabei waren", erinnert sich Astrid Hartel. Die Frage ist immer gleich: „Macht ihr das wieder?" Die Eheleute sind unentschlossen, bis Astrid Hartel ihren Sohn Jannes danach fragt. „Was kann man am Heiligen Abend Besseres tun, als für einsame Menschen da zu sein?", sagt der 19-Jährige.

Auch Tochter Neele (23) ist dafür. Beide Kinder gehören an Heiligabend zum Helferkreis. „Das war der Stein des Anstoßes", berichtet Astrid Hartel, die in der Gemeinde aktiv ist und Hospizarbeit leistet. „Jesus hätte sich auch um einsame Menschen gekümmert, statt ein gemütliches Weihnachtsfest in der Familie zu verbringen", steht für sie fest.

Nach der Entscheidung gibt es kein Zögern mehr. Die Eheleute stürzen sich mit dem großen Team der Helferinnen und Helfer in die Vorbereitungen. 30 Anmeldungen liegen schon vor, rund 90 Gäste werden erwartet. „Es hilft uns bei der Organisation sehr, wenn Interessierte sich so schnell wie möglich melden", betont Astrid Hartel. Auch für Spätentschlossene bleibe die Tür nicht zu.

Große Freude der Menschen ist der Lohn

„Viele Gäste besuchen noch den Gottesdienst um 18 Uhr, bevor sie zu uns kommen", weiß Peter Hartel. Der Haller Presbyter weiß auch, was der Lohn aller Mühen ist. „Die große Freude der Menschen, die sich nicht kennen, schnell zusammenfinden und alle ganz erfüllt nach Hause gehen", sagt der 58-Jährige mit leuchtenden Augen. Ein echter Weihnachtstraum – auch für das Helferteam.

Kommentar

Gibt es das Weihnachtsfest?

Detlef Hans Serowy

Im Weihnachtsfilmklassiker „Das Wunder von Manhattan“ muss ein findiger Anwalt vor Gericht beweisen, dass es den Weihnachtsmann in Person von Kriss Kringel gibt. Dieser völlig unwahrscheinliche Beweis wird erbracht und am Ende sind (fast) alle froh.

Dass es das kalendarische Weihnachtsfest 2022 geben wird, muss nicht bewiesen werden. Der 24. Dezember kommt und dann ist Weihnachten. Ob es das Weihnachtsfest in einem inhaltlich wertvollen Sinne gibt, entscheidet sich von Fall zu Fall.

Eine umfassende Kommerzialisierung, ausufernder Konsum und großer Stress und Streit in vielen Familien lassen Zweifel am tieferen Sinn des Festes aufkommen. Dazu muss nicht einmal die zunehmende Säkularisierung der Gesellschaft angeführt werden.

All diese Fakten sind ebensowenig zu leugnen wie Hunger, Krieg, Umweltzerstörung und weiteres Unglück, das von Menschen gemacht wird und die Weihnachtsstimmung sehr belasten kann. Einsamkeit gehört zu den sehr großen Problemen unserer Gesellschaft.

So lange es Initiativen wie „Weihnachten für alle“ in Halle gibt, die dieses Problem in den Blick nehmen und es mindestens abmildern wollen, kann Weihnachten einen tieferen Sinn haben. Im Film führte der Anwalt den Beweis. In Halle tun das die Aktiven der Aktion: Weihnachten gibt es wirklich.



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