Halle. Das Haller Fachgeschäft „erdreich unverpackt" hat seinen letzten Verkaufstag im Kalender rot markiert: Freitag, 23. Dezember. Rasant steigende Einkaufspreise und Betriebskosten zwingen Inhaberin Celina Schröter und ihr Team dazu, die Notbremse zu ziehen.
Damit geht der vielbeachtete Versuch, die Haller für das aktive Verpackungssparen beim Einkauf zu gewinnen, nach 20 Monaten zu Ende. Celina Schröter zieht ein gemischtes Fazit: „In Summe ist es uns nicht gelungen, genug Menschen für die Idee des verpackungsfreien Einkaufs zu begeistern." Zwar konnte das Geschäft für Lebensmittel und Dinge des täglichen Bedarfs in Zeiten von Corona offen bleiben, doch der Umsatz schwankte selbst im zweiten Jahr noch von Monat zu Monat stark. „Es gab Monate, die uns Mut machten und andere, in denen wir nicht aus den roten Zahlen herauskamen", berichtet die Unverpackt-Pionierin. Am Ende blieb nur die Schließung.
Dankbar ist Celina Schröter allen, die ihr durch regelmäßige Einkäufe, Besuche und Gespräche den Rücken gestärkt haben. Ein weiterer Dank gilt der Stadt Halle, die durch offene Arme und einen großzügigen Mietzuschuss des Landes NRW den Versuch eines Unverpackt-Laden unterstützt hat. Gut aufgenommen fühlte sie sich auch durch die Nachbarn, die Kaufmannschaft HIW und das Innenstadtmanagement.
Café und Treffpunkt werden fehlen
Zu denen, die jetzt traurig sind, zählen nicht nur treue Stammkunden. Sondern auch viele, die den Unverpacktladen als Café und Treffpunkt geschätzt haben. Traurig über das Aus für den Laden ist auch Hausbesitzer Joachim Kummrow: „Ich hatte viel Freude an der spürbaren Belebung des Haller Herzens. Ein innovatives Start-up in einem historischen Gebäude ergab für mich eine besonders spannende Kombination."
Das kleine Team von „erdreich unverpackt" bittet alle Kunden und Freunde in den nächsten Tagen von Beileidsbekundungen abzusehen. Celina Schröter betont: „Wir möchten die verbleibenden Wochen gemeinsam genießen." Alle freuen sich auf den bevorstehenden Nikolausmarkt und hoffen, dass nach Weihnachten möglichst wenig Ware wieder eingepackt werden muss.
Da der Mietvertrag für die Ladenräume in dem unter Denkmalschutz sanierten Haus Bahnhofstraße 7 länger läuft, wird jetzt mit Hochdruck ein Nachmieter gesucht. „Wir werden bis Mitte Januar den Laden ausgeräumt und renoviert haben", sagt Celina Schröter.
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