Lieber selbst machen - die Brockmeyers streben nach Unabhängigkeit

Halle-Künsebeck. Die Brockmeyers sind echte Ostwestfalen. Denen wird bekanntlich eine gewisse Bodenständigkeit nachgesagt, eine besondere Beziehung zum eigenen Grund und Boden, eine Treue zur Heimat, eine zupackende Tatkraft und vor allem Gradlinigkeit. Das alles gilt auch für Silke und Henry Brockmeyer. Irgendetwas dem Zufall zu überlassen oder dem guten Willen Dritter, ist nicht ihr Ding. Sie haben es lieber selbst in der Hand und legen Wert darauf, nicht am, sondern im Geschehen zu sein. Mittendrin. Und das seit nunmehr knapp 30 Jahren. Logistik im Ravenna-Park &bdquo;Ravenna-Park ist die Abrundung", sagt Henry Brockmeyer. Die Abrundung einer Entwicklung, die 1994 mit einer kleinen Gärtnerei und zwei ungelernten Halbtagskräften begann. 28 Jahre später leitet das Ehepaar Brockmeyer drei große Gartencenter in Halle, Detmold und Gütersloh mit insgesamt 27.000 Quadratmetern Fläche, im Juli soll das Logistikzentrum Ravenna-Park mit 4.500 Palettenplätzen fertiggestellt sein. Langjährige Partner &bdquo;Vor 30 Jahren wäre eine solche Entwicklung unvorstellbar gewesen", sagt Henry Brockmeyer. &bdquo;Doch wir sind da hineingewachsen. Am Anfang hatten wir ja nur unsere beiden Hände, einen Tag mit 24 Stunden und eine Woche mit sieben Tagen", fügt er hinzu. Es ist typisch für den 57-Jährigen, dass er als Grund für den Erfolg &bdquo;unsere langjährigen Partnerschaften" ins Feld führt. Von Lieferantenbeziehungen bis zur Steuerberatung. &bdquo;Es war unser Glück, dass wir am Anfang die richtigen Menschen um uns hatten", sagt er nachdenklich. Selbst bestimmen Glück, aber sicherlich auch eine gute Portion Menschenkenntnis halfen dabei, richtige Entscheidungen zu treffen. &bdquo;Wir hatten immer im Kopf, unabhängig von anderen zu sein. Es selbst zu machen", nennt Henry Brockmeyer einen Kernpunkt der Brockmeyer-Philosophie. Die Idee: Wer es selbst macht, kann Probleme auch selbst lösen. Selbst bedeutet beispielsweise, den Boden, auf dem die drei Gartencenter stehen, zu kaufen und nicht zu pachten. Selbst heißt, im Ravenna-Park ein großes Logistikzentrum zu bauen, das genügend Raum bietet, um die Lagerhaltung für Dekorationsartikel und andere Hartwaren zu konzentrieren und damit unabhängiger zu sein von Lieferschwankungen. &bdquo;Weihnachten findet bei uns zu 100 Prozent statt", sagt Henry Brockmeyer und lacht. Heißt: Die Lager sind gefüllt, oder die Ware vor allem aus dem asiatischen Raum bereits verschifft. Nachwuchs ausbilden Selbst bedeutet auch, den eigenen Nachwuchs selbst auszubilden. 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben vor der IHK die Ausbilderlizenz erworben. Brockmeyer bildet in unterschiedlichsten Berufen aus, von der Einzelhandelskauffrau über die Fachkraft für Lagerlogistik bis hin zur Fachkraft für Systemgastronomie. 17 der derzeit 230 Mitarbeitenden sind Auszubildende. Eine bemerkenswerte Quote. Das hat neben der Sicherung von Fachkräften einen weiteren Grund. Das Brockmeyer-Gen &bdquo;Brockmeyer wird nie zum Verkauf anstehen", sagt Henry Brockmeyer. &bdquo;Auch in 30 Jahren soll noch Brockmeyer drinstecken, wo Brockmeyer draufsteht", fügt er hinzu. Gerade deshalb sei es wichtig, den Geist, der dieses Unternehmen ausmache, weiterleben zu lassen oder, wie es der Chef formuliert, &bdquo;das Brockmeyer-Gen weiterzugeben". Und wie ginge das besser, als an Menschen, die im Betrieb gelernt haben. Teamarbeit, Kundenorientierung, ein hoher Qualitätsanspruch und das Bestreben, den Kunden eine hohe Aufenthaltsqualität im Gartencenter zu bieten, nennt er als Kriterien, die dieses Brockmeyer-Gen definieren. Das alles aber haben sicher auch die Konkurrenten verstanden. Warum ist Brockmeyer dennoch so erfolgreich? Henry Brockmeyer überlegt nur kurz. &bdquo;Vielleicht, weil wir es unseren Mitarbeitern Tag für Tag vorleben", sagt er. Eben selber machen. CO2-neutral werden Das gilt auch für das Vorhaben, das Unternehmen CO2-neutral werden zu lassen. &bdquo;Noch sind wir vom Gas abhängig. Wir haben aber jetzt einen eigenen Fachmann für die moderne Haustechnik eingestellt, der sich von morgens bis abends Gedanken darüber macht, wie wir die Energiebilanz in den drei Gartencentern und im Ravenna-Park weiter optimieren können", erklärt Henry Brockmeyer. Betriebseigenes Knowhow statt externer Expertise. Selber machen. Das Logistikzentrum im Ravenna-Park ist hier der Vorreiter. Eine 860 Quadratmeter große PV-Anlage soll in der Spitze 150 Kilowatt Leistung aus Sonnenenergie für Wärme und Kühlung erzeugen. Längst ist auch die Umstellung des Fuhrparks auf E-Mobilität eingeleitet. Bis zu sechs Ladesäulen werden im Ravenna-Park errichtet. Oasen schaffen Bewegen die Unternehmensgründer angesichts von aktuellen politischen und wirtschaftlichen Krisen auch Sorgen, dass die rasante Entwicklung jäh gestoppt werden könnte? &bdquo;Natürlich ist es so, dass wir Dinge verkaufen, die niemand unbedingt braucht. Das ist sicher ein Risiko. Letztlich ist es aber etwas für die Seele, was wir unseren Kundinnen und Kunden bieten. Und ich glaube, je mehr draußen in der Welt passiert, desto mehr haben die Menschen das Bedürfnis, zu Hause eine Oase zu schaffen", sagt Henry Brockmeyer. Zeichen auf Wachstum Das Logistikzentrum im Ravenna-Park jedenfalls ist auf Erweiterung ausgelegt. &bdquo;Wir könnten die Kapazität bis auf das Dreifache der heutigen Belegung ausbauen", so Henry Brockmeyer. Das aber würde natürlich bedeuten, auch die Verkaufsflächen zu erweitern, was die Antwort auf die Frage, ob in Zukunft weitere Gartencenter geplant sind, erübrigt. Die Stiftung Silke und Henry Brockmeyer haben jedenfalls nicht das Bedürfnis, sich in absehbarer Zeit zur Ruhe zu setzen. &bdquo;In den kommenden Jahren wird die Betreuung sicher passiver werden. Aber wir werden immer beratend zur Seite stehen. Denn man muss ja die Tage auch vernünftig ausfüllen können", sagt Henry Brockmeyer mit einem Lächeln. Beispielsweise auch in der Henry-und-Silke-Brockmeyer-Stiftung, die das Paar ins Leben gerufen und die sich zum Ziel gesetzt hat, Projekte rund um den Kinder- und Jugendschutz sowie den Klima- und Naturschutz zu unterstützen. &bdquo;Dabei handelt es sich um regionale Projekte. Da, wo die Kunden uns das Geld bringen, wollen wir es für gute Zwecke einsetzen", sagt Henry Brockmeyer. So sind sie eben, die Ostwestfalen: immer eine besondere Treue zum heimischen Boden. Lesen Sie auch: Potenzial ohne Ende - das Unternehmen ERIKS ist ein erwachender Riese

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